Der kleinste Wal der Welt kämpft ums Überleben
07.08.23 - Kaum mehr als 10 Vaquitas leben noch im Golf von Kalifornien. Vor allem die illegale Fischerei setzt der bedrohten Tierart zu.
Es ist ein Weckruf, den man nicht ignorieren kann. Der wissenschaftliche Ausschuss der Internationalen Walfangkommission (IWC) warnt erstmals in seiner Geschichte vor dem Aussterben einer Art. Die Uhr tickt, und schneller als man denkt, könnten die Vaquitas für immer aus unseren Ozeanen verschwunden sein.
Der tödliche Fang: Stellnetze und ihre Folgen
Der Hauptgrund für den dramatischen Rückgang der Vaquitas sind Fischernetze, insbesondere sogenannte Stellnetze. Trotz eines offiziellen Verbots im Hauptlebensraum der Vaquitas wird diese Regelung oft ignoriert, da nur wenige Kontrollen stattfinden. Hinzu kommt der lukrative Schwarzmarkthandel mit dem Totoaba-Fisch in Asien. Die Schwimmblasen des Totoaba gelten in China als wertvolle Delikatesse und Medizin, wodurch die Fischerei und das Fangrisiko für Vaquitas trotz Schutzzonen nicht zum Stillstand kommt.
Geschichte der Vaquitas (kalifornische Schweinswale)
1997 wurde der Bestand der 1,50 Meter grossen und knapp 50 kg schweren Wale noch auf über 500 geschätzt. Elf Jahre später war nur noch die Hälfte übrig. 2014 wurden laut dem WWF nur noch einige Dutzende Exemplare der Schweinswale gezählt. Bei der jüngsten Zählung waren es nun nur noch deren zehn.
Misslungene Schutzversuche
1993 wurde das erste Biosphärenreservat zum Schutz von Vaquitas im Golf von Kalifornien gegründet. 2005 kam eine Schutzzone hinzu, die 80% des Vaquita-Verbreitungsgebiets abdeckt. 2007 führte die Mexikanische Regierung eine Naturschutzstrategie mit klaren Massnahmen gegen den Beifang von Vaquitas und für nachhaltige Fischereimethoden ein. Bis 2015 investierte das Land 26 Millionen US-Dollar dafür. Trotzdem wird weiter bei Nacht und Nebel nach dem lukrativen Totoaba gefischt, wobei der Beifang von Vaquitas schlicht in Kauf genommen wird.
Gesamtes Ökosystem beschädigt
Nicht nur direkte Fänge setzen den Vaquitas zu. Veränderungen im Ökosystem, wie der verringerte Wasserzustrom vom Colorado in den Golf von Kalifornien, und Pestizidverschmutzungen könnten langfristig fatale Auswirkungen auf den Lebensraum dieser kleinen Meeressäuger haben. Bisherige Studien haben bereits Zusammenhänge zwischen hohen Pestizidwerten und Unfruchtbarkeit bei verschiedenen Meerestieren nachgewiesen.
Die Kombination von Umweltschutz, Wissenschaft und internationaler Zusammenarbeit könnte die seltene Spezies noch retten. Laut der IWC ist das allerdings nur möglich, wenn das Verbot von Stellnetzen endlich konsequent durchgesetzt würde.
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