Bäume verlangsamen ihr Wachstum

25.07.23 - Die lang anhaltende Trockenheit der Vorjahre hinterlässt tiefe Spuren in unseren Wäldern. Die Bäume wachsen langsamer, obwohl es dieses Jahr genug Wasser gibt.

Bäume recken sich gen Himmel
Die zunehmende Hitze setzt unserem Wald zu. © Markus Thoenen / iStock / Getty Images

Die Fähigkeit von Bäumen, Wasser aus dem Boden zu ziehen und es durch ihre Leitgefässe zu den Blättern zu transportieren, ist eine lebenswichtige Funktion. Wenn dieser Prozess durch Trockenheit gestört wird, kann der Baum auf lange Sicht nachhaltig Schäden davontragen. Wie Roman Zweifel von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft gegenüber dem SRF erklärt, bildet ein Baum im kleinere und weniger Blätter, wenn es im Vorjahr trocken war. Weniger Blätter bedeuten weniger Leitgefässe und möglicherweise auch weniger Wurzelstrukturen, die Wasser aufnehmen können.

Trockenheit der Vorjahre

Ein deutlicher Indikator für Trockenschäden ist das Wachstum der Bäume. Die WSL beobachtet, dass praktisch alle Bäume in diesem Jahr langsamer wachsen, trotz ausreichender Wasserversorgung. «Das lässt sich nicht mit den diesjährigen Wetterbedingungen nicht erklären», wird Zweifel zitiert. Er und seine Kollegen sind sich sicher, dass die Trockenheit der Vorjahre für dieses Phänomen verantwortlich ist.

Doch langsames Wachstum bedeutet nicht zwangsläufig den baldigen Tod des Baums. Es ist eher ein Hinweis darauf, dass das System unter Stress steht und potenziell anfälliger für weitere Stressfaktoren wie erneute Trockenheit ist.

Nadelwälder machen Platz für Mischwälder

Die veränderten Wachstumsbedingungen haben auch Auswirkungen auf die Struktur unserer Wälder. Benno Schmid, Sprecher von Wald Schweiz, dem Verband der Waldeigentümer, erklärt, dass schwächelnde Bäume im Wald nicht erwünscht sind. Sie sind nicht gut im Boden verankert und bieten weniger Schutz vor Erosion.

Er beobachtet, dass Nadelwälder in tieferen Lagen und im Mittelland immer mehr von Laub- und Mischwäldern abgelöst werden. Allerdings geschieht dieser Wandel nicht über Nacht, sondern erstreckt sich über Generationen, wobei ein Zeitraum von 50 bis 60 Jahren realistisch ist.

Menschliche Intervention ist notwendig

Obwohl sich die Wälder auf natürliche Weise an veränderte Bedingungen anpassen, besteht Einigkeit darüber, dass menschliche Hilfe erforderlich ist, um unsere Wälder vor nachhaltiger Schwächung durch die Trockenheit zu schützen.

Immerhin: Dieses Jahr gibt es für die Bäume bisher genügend Wasser, so dass sie sich für eine Weile wieder etwas regenerieren können.

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