Periodenunterwäsche im Redaktionstest: Das musst du wissen

Immer mehr Hersteller bieten Periodenunterwäsche an, die auslaufsicher, bequem und dennoch schön sein soll. Die Period Panties zählen unter den Menstruationsprodukten zu den Mehrweglösungen und gelten deshalb als nachhaltig. Aber sind sie das auch wirklich? Wir haben Menstruationsunterhosen unter die Lupe genommen und uns einem Selbsttest unterzogen.

Zwei Frauen sitzen in Periodenunterhosen auf dem Boden
Periodenwäsche ist praktisch und chic. © Kora Mikino

Periodenunterwäsche – das Wichtigste in Kürze:

  • Periodenunterwäsche ersetzt Tampons und Binden. Funktionsweise
  • Ein Periodenslip kann bis zu 12 Stunden lang getragen werden. Anleitung
  • Die Vorteile von Periodenunterwäsche sind unter anderem, dass sie bequem ist und chic aussieht.
  • Periodenunterwäsche hat auch Nachteile: Teilweise ist sie mit Bioziden versetzt, um antibakteriell zu wirken.
  • In der Handhabung ist Periodenunterwäsche nicht kompliziert. Zum Redaktionstest
  • In der Schweiz findest du Periodenunterwäsche in verschiedenen (Online-)Shops.

Immer mehr Menstruierende suchen nach der perfekten Alternative zu Tampons, Binden & Co. Periodenunterwäsche soll besonders angenehm zu tragen sein und Einwegprodukte ablösen.

Neben Menstruationstassen, Stoffbinden und Menstruationsschwämmchen ist Periodenunterwäsche eine neuere Alternative zu konventionellen Menstruationsprodukten. Doch sie erfreut sich immer grösserer Beliebtheit.

Kein Wunder, schliesslich sieht der Periodenslip oder auch Period Panty aus wie normale Unterwäsche (und fühlt sich auch fast so an), ist aber auslaufsicher und saugt während der Periode das Menstruationsblut auf. Wir haben die Periodenunterwäsche getestet und unter die Lupe genommen. Spoiler: Die nachhaltigste Alternative ist sie nicht. Im Gegenteil: Manche Periodenunterhosen stellen sogar eine potenzielle Gefahr für die Gesundheit dar.

Was ist Periodenunterwäsche?

Periodenunterwäsche bezeichnet Slips, die Auslaufsicherheit, Komfort und gutes Aussehen vereinen – so das Versprechen der Hersteller. Die Unterhose mit integrierter Slipeinlage besteht aus mehreren Schichten, um die Kleidung den ganzen Tag zu schützen.

Periodenslips bestehen aus folgenden Schichten:

  • Die erste Lage, die direkt auf der Haut liegt, sorgt für ein trockenes Gefühl im Schritt. Die Flüssigkeit wird im Kern der Unterhose aufgesaugt. Meistens besteht sie aus Baumwolle, teilweise auch aus Merinowolle.
  • Darunter folgt eine absorbierende, oftmals antibakterielle Schicht. Sie saugt je nach Modell so viel Blut auf wie zwei bis drei Tampons und sorgt dafür, dass sich keine unangenehmen Gerüche bilden.
  • Die äusserste Lage besteht aus einer flüssigkeitsundurchlässigen Membran, meist aus PUL (Polyurethan). Sie sorgt dafür, dass kein Menstruationsblut ausläuft.

Die Unterwäsche gibt es in verschiedenen Farben. Die absorbierende Schicht im Schritt besteht in der Regel aus schwarzem Stoff, auf dem keine Flecken sichtbar werden.

Das mehrlagige System lässt vermuten, dass sich ein Periodenslip beim Tragen anfühlt wie eine Windel. Doch so ist es nicht: Die Schichten sind jeweils sehr dünn, sodass die Menstruationsunterwäsche nur minimal dicker ist als gewöhnliche Unterwäsche.

Wie trägt man Periodenunterwäsche?

Es ist nicht komplizierter, als einen Tampon zu wechseln: Je nach Stärke der Periode wechselst du den Period Panty nach 6 bis 12 Stunden. Die gebrauchte Periodenunterhose sollte kurz unter fliessend kaltem Wasser ausgespült werden. Dann kannst du sie entweder vor dem Waschen trocknen lassen oder direkt mit deiner anderen Wäsche in die Waschmaschine geben. Hersteller raten dazu, Waschmittel ohne Bleichmittel zu verwenden und auf Weichspüler zu verzichten. Bei wie viel Grad du deine Periodenunterwäsche waschen darfst, steht auf dem Wäscheetikett.

Frau wäscht ihre Periodenunterhose im Waschbecken aus
Menstruationswäsche muss vor dem Waschgang in der Maschine von Hand ausgespült werden. © Nico Muerschberger, Femtis

Tipp aus der Redaktion: Ich besitze 7 Menstruationsunterhosen. Das ist für mich genau die richtige Anzahl, weil ich so je Zyklus nur einmal alle Höschen zusammen waschen muss und es nicht zwischendurch zu einem Engpass kommt. Wie viele Periodenunterhosen du brauchst, hängt aber unmittelbar mit der Stärke und Dauer deiner Periode ab.

Die Vorteile von Periodenunterwäsche

  • Periodenunterwäsche ist bequem und gleichzeitig chic.
  • Der Vorteil der Slips gegenüber Stoffbinden: Es kann nichts verrutschen.
  • Periodenunterwäsche ist waschbar und je nach Hersteller etwa zwei Jahre lang wiederverwendbar. In zwei Jahren sparst du etwa 380 normale Tampons, Binden und Slipeinlagen und damit viel Verpackungsmüll.
  • Die Slips lassen sich während der Periode gut mit einer Menstruationstasse oder einem Menstruationsschwämmchen kombinieren und sorgen für einen Extra-Schutz bei starken Blutungen.
  • An leichten Tagen reicht es, die Unterwäsche alle 6 Stunden zu wechseln.
  • Ein Periodenslip ist so saugstark wie ein bis drei Tampons.

Gewusst? Eine menstruierende Person verbraucht in ihrem Leben zwischen 12'000 und 16'000 Binden und Tampons während der Menstruation. Bei der Herstellung werden knappe Ressourcen wie Erdöl verwendet. Das Material braucht etwa 500 Jahre, um zu verrotten, wobei sich Plastikbestandteile nie ganz auflösen.

Die Nachteile der Periodenunterwäsche

Die Vorteile der Periodenunterwäsche klingen vielversprechend: Die Slips sind eine nachhaltige, bequeme und sogar modische Alternative zu Tampons & Co. – oder? Ein genauerer Blick legt aber offen, dass die Sache einen Haken hat. Und zwar in erster Linie die besagte «antibakterielle» Schicht.

Biozide in Periodenunterwäsche

Periodenunterwäsche, welche mit den Attributen «antibakteriell» oder «geruchshemmend» beworben wird, enthält in der Regel Biozide wie Zinkpyrithion oder Silberchlorid.

Aufgabe dieser Stoffe ist es, Bakterien zu töten und dadurch für Hygiene zu sorgen. Die Notwendigkeit wird damit begründet, dass Menstruationsunterwäsche oft nur bei 40 Grad waschbar ist, wobei nicht alle Bakterien vernichtet werden.

Gefährdet Silber in Menstruationsunterwäsche die Gesundheit?

Wenn aber ein Stoff, den ich direkt auf der Haut trage, Bakterien tötet – schadet er dann nicht auch der gesunden Scheidenflora? Diese Frage haben wir dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) gestellt. Die Antwort bestätigt unsere Sorgen: «Dazu liegen uns leider keine Daten vor. Aus verschiedenen wissenschaftlichen Studien ist aber bekannt, dass Silber gegen Laktobazillen wirkt. Diese gehören zu den wichtigsten Vertretern einer gesunden Scheidenflora.»

Über das BAG

Das Logo des Bundesamtes für Gesundheit
© zVg

Das Bundesamt für Gesundheit BAG ist Teil des Eidgenössischen Departements des Inneren und verantwortlich für die Gesundheit der Bevölkerung sowie die Entwicklung der schweizerischen Gesundheitspolitik.

Was ebenfalls misstrauisch macht, ist die Tatsache, dass Silberchlorid als antimikrobieller Wirkstoff in Textilien noch im Genehmigungsverfahren steckt. Genauer schreibt uns das BAG dazu: «Silberchlorid ist ein notifizierter biozider Wirkstoff, welcher zurzeit durch die schwedischen Behörden für die Produktarten 1, 2, 6, 7 und 9 (Menstruationsunterwäsche fällt unter Produktart 9, Schutzmittel für Fasern; Anmerkung der Redaktion) bewertet wird.»

Ob der Wirkstoff in der EU sowie in der Schweiz genehmigt wird oder nicht, entscheidet am Schluss des Verfahrens die Europäische Kommission. Und bis dahin? «Während der Beurteilungsphase von notifizierten Wirkstoffen dürfen diese weiterhin gemäss national festgelegten Übergangsbestimmungen in Biozidprodukten und zur Behandlung von Waren für die entsprechenden notifizierten Produktarten eingesetzt werden,» erklärt das BAG.

Silber als Nanomaterial darf seit August 2022 übrigens «nicht mehr in Verkehr gebracht werden», das lässt sich dem Chemikalienrecht entnehmen.

Ist Silberchlorid schädlich für die Umwelt?

Was des Weiteren offen bleibt, ist die Auswirkung von Bioziden wie Silberchlorid auf die Umwelt. Denn beim Waschen lösen sie sich zu Teilen aus den Textilien. Doch laut dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) deuten vorläufige Bewertungen darauf hin, «dass das Risiko für Lebewesen in Oberflächengewässern und Böden akzeptabel ist.»

Über das BAFU

Das Logo des Bundesamtes für Gesundheit
© zVg

Beim BAFU handelt es sich um die Fachbehörde für die Umwelt. Aufgabe des BAFU ist es, die Umwelt und Gesundheit der Menschen vor übermässigen Belastungen zu bewahren und die nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen wie Wasser, Luft und Boden sicherzustellen.

Auf der Website eines deutschen Periodenunterwäsche-Herstellers steht: «Die Mengen an Silber, die durch unseren Wirkstoff wieder in die Natur zurückkehren, entsprechen dem durchschnittlichen natürlichen Silbergehalt des Bodens oder von Gesteinen in der Natur.»

Wir wollten wissen, wie sehr diese Aussage nur der Beruhigung von Kundinnen dient, und haben das BAFU nach einer Stellungnahme gefragt: «Die Risikobewertung von Silber basiert nicht auf dem durchschnittlichen natürlichen Silbergehalt in der Umwelt, sondern auf dem Verhältnis zwischen der erwarteten Konzentration von Silber in der Umwelt durch die Nutzung solcher Produkte und der höchsten Konzentration in der Umwelt, bei der noch keine schädliche Wirkung auf Organismen zu erwarten sind.»

Folgende Periodenwäsche, welche in der Schweiz erhältlich ist, enthält Biozide:

  • Oiia (Deutschland)
  • Selenacare (Österreich)
  • The Female Company (Deutschland)

Periodenwäsche ohne Pestizide

Dass Biozide im Schritt nicht unbedingt vertrauenswürdig sind, legen auch Aufschriften wie «ohne Biozide und Silber» nahe, mit welchen andere Hersteller für ihre Produkte werben. Hier tut sich jedoch nicht selten ein anderes Problem auf: Die Unterhosen sind nur bei bis zu 40 Grad waschbar. Hierzu äussert sich Dr. med. Christian Albring, Präsident des Bundesverbands für Frauenärzte in Deutschland, gegenüber dem Magazin «Peppermynta» wie folgt: «Mehrfachprodukte zur Menstruationshygiene müssen mindestens mit 60 Grad waschbar sein. Dann erübrigt sich die Frage nach im Gewebe eingearbeiteten Bioziden.»

Besonders hygienisch erscheint es auch für Laien nicht, wenn man Unterwäsche, die Menstruationsblut aufsaugt, nur bei 40 Grad waschen soll. Eine nachhaltige und zugleich hygienische Alternative scheinen also nur Periodenunterhosen zu sein, die keine Biozide enthalten und bei 60 Grad waschbar sind.

Periodenunterwäsche von folgenden Herstellern enthält laut eigenen Aussagen keine Biozide:

  • Kora Mikino (Deutschland)
  • Taynie (Deutschland)
  • Femtis (Deutschland)
  • Pourprées (Frankreich)

Überzeugt Menstruationswäsche im Alltag?

So viel zur Theorie. Uns hat aber auch interessiert, wie sich Menstruationswäsche anfühlt und wie praktisch sie im Alltag ist. Daher hat Redaktorin Pauline sich mit einigen Menstruationshöschen ausgestattet. Ihre Meinung:

Bequem sind Periodenhöschen allemal! Und auch (zumindest grösstenteils) sehr ansehnlich. Zwar erschrak ich beim Auspacken teilweise über die Grösse, da sie doch sehr an Grosis Schlüpfer erinnern. Aber angezogen sehen die Schlüpfer chic aus und ich fühle mich darin sehr wohl.

Auch die Handhabung finde ich nicht so kompliziert, wie vermutet. Da ich mit der Menstruationstasse einfach nicht warm werde, sind mir Produkte, die ich nicht einführen muss, sehr lieb. Allerdings habe ich auch, aufgrund mangelnder Vorrecherche, ein paar Höschen mit Silberchlorid gekauft. Die funktionieren zwar bestens und fühlen sich gut an, ich habe aber seit der Recherche zu dem Thema kein gutes Gefühl mehr beim Tragen.

Auf meine Frage an das BAG, was sie empfehlen, wenn man bereits Höschen mit Bioziden besitzt, lautet die Antwort: «Die gesundheitlichen Auswirkungen solcher Produkte können wir aufgrund mangelnder Daten nicht beurteilen. Andererseits ist zu erwarten, dass durch die Benutzung und insbesondere das Waschen der Gehalt an Silber in diesen Produkten mit der Zeit abnimmt. Da uns keine Daten zum Nutzen, bzw. zur Sicherheit solcher Produkte vorliegen und eine breite Anwendung von Silber zur Ausbildung von mikrobiellen Resistenzen führen kann, scheint uns der Einsatz solcher Produkte nicht angebracht und wir raten daher davon ab.»

Ob man also die bereits gekauften Höschen noch trägt, muss man selbst entscheiden. Mir macht das mulmige Gefühl dabei einen Strich durch die Rechnung (die übrigens sehr teuer war…).

Redaktorin Pauline Bodinek
Redaktorin Pauline © Redaktion

Mein Tipp ist: Leg dir eine Wetbag zu. Also einen Beutel, der innen mit einer Kunststoffschicht überzogen ist. Da drin kannst du getragene Periodenunterhosen ohne Bedenken transportieren, falls du sie unterwegs wechseln musst. Und ich wasche die Höschen ohne Biozide ganz rebellisch mit meiner 60-Grad-Wäsche mit, obwohl nur 40 Grad empfohlen werden. Ansonsten habe ich hygienische Bedenken.

Menstruationunterwäsche in der Schweiz

In der Schweiz gibt es verschiedene Adressen, an denen du biozidfreie Periodenunterwäsche findest. Zwar liefern auch Marken aus der EU wie Kora Mikino in die Schweiz, dabei fallen aber Zollgebühren an. In folgenden Schweizer Shops findest du Periodenunterwäsche:

  • Circle Shop
  • The Sage
  • Afrisca

Zudem stellt das Schweizer Label Gaya Lingerie faire Periodenunterwäsche her. Angaben zu Bioziden finden wir auf der Website nicht, ausschliesslich die Angabe, dass die Lingerie keine Silber-Nanopartikel enthält. Das könnte schon als Greenwashing bezeichnet werden, wenn man bedenkt, dass Nano-Silber ohnehin nicht in Textilien enthalten sein darf.

Unser Fazit: Periodenunterwäsche ist nur eine bedingt nachhaltige Alternative

Die Idee der Periodenunterwäsche klingt überzeugend. Ein auslaufsicherer Panty, der bequem zu tragen und für viele Zyklen wiederverwendbar ist. Besonders beim Sport bieten Period-Panties grossen Komfort und verhindern starkes Schwitzen dank mehrerer Schichten und atmungsaktivem Stoff.

Trotzdem sind wir nur bedingt überzeugt: Die oft verwendeten antibakteriellen Wirkstoffe hinterlassen bei uns ein grosses Fragezeichen, weil unklar ist, wie sich Silberchlorid & Co. tatsächlich auf die empfindliche Scheidenflora und die Umwelt auswirken. Die vorläufigen Bewertungen tönen alles andere als vielversprechend. Andere Varianten, die nur bei 40 Grad gewaschen werden dürfen und keine antibakterielle Wirkung haben, machen nicht unbedingt einen hygienischen Eindruck.

Nach dem Selbsttest können wir festhalten, dass die Wäsche aus eigener, subjektiver Erfahrung bequem und auslaufsicher ist. Aber auch, dass man sich vor dem Kauf sehr gut informieren muss! Das ist ein deutlicher Kritikpunkt an den Herstellern: Transparenz ist gerade in diesem Bereich so wichtig und man muss sich als Konsumentin oder Konsument sicher sein können, dass ein Produkt nicht als sicher und nachhaltig beworben wird, über dessen Einflüsse auf Gesundheit und Umwelt noch nicht genug bekannt ist.

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