Planetary Health Diet – gesund für Mensch und Planet?

Wie können wir bis 2050 10 Milliarden Menschen nachhaltig und gesund ernähren? Mit der Planetary Health Diet entwickelten 37 internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einen Ernährungsplan, der genau das möglich machen möchte. Nach dem Motto: erlaubt ist alles – jedoch nur in bestimmen Mengen. Wie so ein Menüplan aussehen könnte und was es bei der Planetary Health Diet zu beachten gibt, erfährst du in diesem Artikel.

Frau die genüsslich von ihrem Teller speist
Was bietet uns die Planetary Health Diet? © SolStock / iStock / Getty Images

Planetary Health Diet – das Wichtigste in Kürze:

  • Die Planetary Health Diet ist ein erstellter Leitplan für eine Ernährung, die für den Menschen wie auch den Planeten gesund sein soll.
  • Er wurde durch Empfehlungen von 37 internationalen Wissenschaftlern aus 16 verschiedenen Ländern erstellt.
  • Ziel des Ernährungskonzeptes ist, alle Menschen nachhaltig und gesund zu ernähren, wenn die Bevölkerung bis 2050 auf 10 Milliarden anwächst.
  • Zucker, stärkehaltige Produkte und Fleisch- sowie Milchprodukte werden in der Planetary Health Diet sehr reduziert. Getreide und Nüsse dürfen sich  häufiger auf den Teller blicken lassen. So würde ein Menüplan für einen Tag aussehen
  • Die Empfehlungen der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung (SGE) weichen von denen der Planetary Health Diet ab. Ein Vergleich
  • Die Ernährungsweise wird auch kritisch betrachtet. Denn die Vorgaben können nicht als allgemeingültig verstanden werden.

Hast du schon mal von der Planetary Health Diet gehört? Anders als bei Veganismus oder der Low Carb Diet geht es bei dieser Ernährungsform nicht darum, eine bestimmte Lebensmittelgruppe ganz vom Speiseplan zu streichen. Wie der Name schon verrät, ist das Ziel der «planetarischen Gesundheitsdiät», eine gesunde Ernährungsweise zu erreichen, welche besonders umweltschonend ist.

Was versteht man unter der Planetary Health Diet?

Die Planetary Health Diet wurde von einem internationalen Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, der sogenannten EAT-Lancet Commission, entwickelt. Sie soll die Lösung sein für die Frage, wie wir 2050, wenn 10 Milliarden Menschen auf der Welt leben, alle gesund und nachhaltig ernährt werden können.

Was ist die EAT-Lancet Commission?

Die EAT-Lancet Commission setzt sich zusammen aus 37 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus 16 Ländern. Sie forschen in den Bereichen Gesundheit, Ernährung, ökologische Nachhaltigkeit, Ernährungssysteme und Wirtschaft.

Im Vordergrund der Planetary Health Diet steht eine ausgewogene und umweltschonende Ernährung. In dieser Ernährungsweise sind alle Lebensmittel zugelassen, jedoch nur in bestimmten Mengen.

Die Planetary Health Diet will zwei Missstände, welche unsere aktuellen Ernährungsweise mit sich bringt, aus der Welt schaffen:

  • Einerseits hat, was wir an Nahrung zu uns nehmen, einen Einfluss auf unsere Gesundheit. Über 800 Millionen Menschen leiden heute unter Hunger, etwa zwei Milliarden Menschen sind hingegen übergewichtig. Schätzungen zufolge sind etwa zwei Milliarden Menschen durch einseitige Ernährung mangelernährt.
  • Andererseits hinterlässt unsere Ernährungsweise Spuren in der Umwelt: Wälder werden zugunsten der Tierzucht abgeholzt, Monokulturen und Pflanzenschutzmittel bedrohen Tier- und Pflanzenarten, Böden werden aufgrund von Düngemitteln übersäuert.

Was darf man bei der Planetary Health Diet am Tag essen?

Um diese Missstände zu beheben und immer mehr Menschen auf der Welt ernähren zu können, ist eine Wende notwendig. Für ein nachhaltigeres Ernährungssystem müssen wir vor allem mehr pflanzliche Produkte wie Gemüse, Früchte, Hülsenfrüchte und Nüsse essen und weniger Tierisches wie Fleisch, Eier und Milchprodukte.

Ganz ausschliessen tut die Planetary Health Diet Letzteres aber nicht. Stattdessen empfiehlt sie moderate Mengen an tierischen Lebensmitteln und täglich grosse Portionen an frischem Obst und Gemüse sowie Vollkornprodukten:

Tabelle der Planetary Health Diet mit Angaben an Lebensmittel-Empfehlungen
Lebensmittel-Empfehlungen der Planetary Health Diet © Abbildung 1, Klimawandel-Gesundheit.de

Der tägliche Speiseplan der Planetary Health Diet

Damit du eine genauere Vorstellung davon bekommst, wie ein nach den Kriterien der planetarischen Gesundheitsdiät erstellter Menüplan am Tag aussehen könnte, hat Redaktorin Jana-Jasmin Rudolph, dipl. Ernährungstherapeutin SPA einen Ernährungs-Tagesplan mit zwei Beispielen erstellt:

Eine Ernährungsempfehlung der Planetary Health Diet erstellt von Nachhaltigleben
So kann ein Tag aussehen mit der nachhaltigen Gesundheitsdiät ©  Nachhaltigleben

Tipp: Sofern möglich, achte auf regionale, saisonale und Bio oder Demeter Produkte bei deinem Einkauf.

Auch die Reduktion von Food Waste gehört zur Planetary Health Diet

Die Reduktion von Lebensmittelabfällen ist entscheidend, um mehr Menschen ernähren zu können und weniger Umweltbelastung durch unsere Ernährung zu verursachen.

Weltweit wird etwa ein Drittel der produzierten Lebensmittel weggeworfen. Das liegt teilweise an strengen Qualitätsnormen, aufgrund derer Nahrung gar nicht erst im Handel landet. Auch Fehler in der Logistik oder zu grosse Portionen im Restaurant sind Gründe der Entsorgung von Lebensmitteln. Doch der meiste Food Waste fällt in privaten Haushalten an – etwa, weil wir zu viele Lebensmittel einkaufen oder Reste im Kühlschrank vergessen werden. Hier findest du 17 Tipps gegen Food Waste, die du gleich umsetzen kannst.

Tipp: Die App Too Good To Go hilft Food Waste zu verringern. Für nur 1/3 des gewöhnlichen Preises kannst du damit bei ausgewählten Läden über die App ganze Lebensmittelpakete, Brot vom Vortag oder einzelne Produkte bestellen, die kurz vor dem Ablaufdatum stehen und nicht mehr verkauft werden können.

Empfehlungen der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung verglichen mit der Planetary Health Diet

Symbolische Teller aufgeteilt nach Empfehlungen der SGE und der Planetary Health Diet
Links das Tellermodell der SGE, rechts die Empfehlungen der Planetary Health Diet. © SGE SSN, EAT-Lancet Commission

Obst und Gemüse

Die Schweiz empfiehlt drei Portionen Gemüse und zwei Portionen Früchte am Tag. Eine Handvoll, also 120g entspricht hier einer Portion. Verglichen mit der Planetary Health Diet ändert sich hier kaum etwas.

Kohlenhydrate

Die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung (SGE) empfiehlt täglich drei Portionen Getreide, bevorzugt Vollkorn. Eine Portion an Brot oder Teig entspricht laut der SGE 75g -125g oder 60 -100g Hülsenfrüchten, 180 -300g Kartoffeln oder 45 -75g Knäckebrot, Vollkornkräcker, Flocken, Mehl, Teigwaren, Reis, Mais oder andere trockene Getreidekörner. Die Planetary Health Diet empfiehlt mehr Getreide (230g), Kartoffeln hingegen wären in der Ernährungsform mit nur 50g selten zu sehen – dies entspricht nicht mal einer Kartoffel am Tag. Laut der planetarischen Gesundheitsdiät dürfen 75g Hülsenfrüchte verzehrt werden, ähnlich wie bei der SGE.

Milchprodukte

Laut Schweizer Ernährungsempfehlungen sollten wir täglich drei Portionen Milch oder Milchprodukte zu uns nehmen. Eine Portion entspricht dabei 2 dl Milch oder 150 - 200g Joghurt, Quark, Hüttenkäse oder 30g hartem Käse oder 60g weichem Käse. Die Planetary Health Diet empfiehlt 250 ml Milch oder Milchprodukte zu konsumieren, was weniger als die Hälfte dessen ist, was die SGE empfiehlt.

Proteine

Zusätzlich zu den oben genannten Lebensmitteln wird täglich ein proteinreiches Lebensmittel empfohlen, etwa 100 - 120g Fleisch, Fisch, Tofu, Seitan, Quorn, 2- 3 Eier, 30 - 60g Käse oder 150 - 200g Quark oder Hüttenkäse. Mit 15 g Rind oder Schwein oder 30 g Geflügel am Tag hat die Planetary Health Diet niedrigere Vorgaben. Das ergäbe ein Steak in der Woche. Fisch wird mit 30 g am Tag nur etwa einmal in der Woche empfohlen. Auch bei den Eiern sieht die Planetary Health Diet eine deutliche Reduktion vor: nur ein Ei sollte es in der Woche sein.

Fette und Öle

20-30g Pflanzenöl sowie 10g feste Fette wie Butter und eine Portion (20-30g) ungesalzene Nüsse, Samen oder Kerne werden von der SGE empfohlen. Bei der Planetary Health Diet werden 52g Öl und 50g Nüsse am Tag empfohlen, also das Doppelte der Menge.

Zucker und Süssungsmittel

Beim Zuckerkonsum verhält es sich bei beiden Ernährungsformen ähnlich. Eine kleine Handvoll Knabbereien am Tag genügt. In Zahlen heisst das: 0 bis maximal 30 Gramm Zucker pro Tag.

Getränke

Die Planetarische Gesundheitsdiät spricht keine Empfehlungen bei Getränken aus. Somit ist es zum Vorteil der Nachhaltigkeit Wasser zu trinken und auf Kaffee oder alkoholische Getränke sowie stark verarbeitete Süssgetränke zu verzichten. Damit findet der Prozess der Herstellung nicht statt und es kann weiterer Plastikmüll verhindert werden.

Was sind die Vorteile der Planetary Health Diet?

Mit dieser Diät gibst du der Welt und deinem Körper einen wertvollen Beitrag zur Nachhaltigkeit wie auch Gesundheit. Durch eine abwechslungsreiche Ernährung, wozu auch die Planetary Health Diet gehört, kann das Risiko gesenkt werden, an Zivilisationserkrankungen wie Diabetes oder Übergewicht zu leiden.

Welche Kritiken gibt es gegenüber der Planetary Health Diet?

Die Planetary Health Diet sieht täglich 2500 Kalorien vor. Diese Vorgabe kann nicht als allgemeingültig betrachtet werden. Denn Schwerstarbeiterinnen und -arbeiter etwa brauchen mehr Kalorien als Menschen, die den grössten Teil des Tages im Büro sitzen.

Hinzu kommt, dass diese Anzahl an Kalorien (Kcal) nicht jedem Menschen auf der Erde täglich zur Verfügung stehen – etwa aufgrund ihres Wohnorts oder ihrer Lebensweise.

Unsere Redakteurin Jana-Jasmin Rudolph, Dipl. Ernährungstherapeutin SPA, sagt dazu:

Die Planetary Health Diet sollte als Leitplan angesehen und anhand verschiedener Gegebenheiten individuell an die eigene Lebenssituation wie auch Region und Saison angepasst werden.

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