Food Waste: 17 Tipps gegen Lebensmittelverschwendung
Schweizer Haushalte produzieren eine Million Tonnen Lebensmittelabfälle pro Jahr. Dabei lässt sich Food Waste einfach vermeiden. Zahlen, Fakten und 17 Tipps.
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Das Brot ist hart, die Rüebli sind weich geworden. Der gekochte Reis vom Vortag steht noch rum und das Joghurt im Kühlschrank ist mal wieder abgelaufen. Am Schluss landet alles im Abfall.
Food Waste ist eines der wichtigsten Umweltprobleme unserer Gesellschaft. Alleine in der Schweiz fallen jedes Jahr 2,6 Millionen Tonnen Lebensmittelverluste an. Eine Million davon in den Haushalten. Laut aktueller Studie des Bundesamts für Umwelt wäre die Hälfte davon vermeidbar. Kommt hinzu, dass fast eine halbe Million Tonnen in der Kehrichtverbrennungsanlage landet.
Weltweit endet rund ein Drittel unserer Lebensmittel als Food Waste im Abfall oder in der Biogasanlage, schätzt die «Food and Agricuture Organization» FAO.
Food Waste verursacht unnötige CO2-Emissionen, Land- und Wasserverbrauch sowie den Verlust von Biodiversität.
Dabei kann jeder sehr einfach sehr viel tun, um Food Waste zu reduzieren und zu vermeiden. Unsere 17 Tipps zeigen, wie's geht.
1. Einkaufen mit Köpfchen
Vor dem Einkaufen sollten Sie Ihren Wochenbedarf planen. Das gilt insbesondere bei Lebensmitteln, die schnell verderben können, wie Obst, Gemüse oder teils Milchprodukte und Fleisch.
Erstellen Sie eine Einkaufsliste und kontrollieren Sie den Kühlschrank vor dem Einkauf. Was ist noch da, was sollte bald aufgebraucht werden?
Wer gerne spontan kocht, statt einen Wochenplan zu machen, sollte auch so einkaufen. Es bringt nichts, für eine Woche Vorräte zu kaufen, die dann doch nicht gekocht werden. Dann lieber jeden Tag oder jeden zweiten frische Zutaten kaufen.
Lassen Sie sich nicht von Schnäppchen und Aktionen verführen. Da hilft es, wenn Sie noch satt von der letzten Mahlzeit einkaufen gehen. Denn wer mit knurrendem Magen einkauft, kauft meist mehr und oft zu viel.
Kaufen Sie bei Frischprodukten eher kleine Portionen dafür öfters. So verhindern Sie, dass die Lebensmittel im Kühlschrank vergessen gehen und verderben.
2. Regionales und Saisonales im Einkaufskorb
Achten Sie beim Einkaufen auf regionale und saisonale Zutaten. Haben gewisse Obst- und Gemüsesorten gerade Saison, kann ein grosses oder sogar ein Überangebot entstehen, das im schlimmsten Fall in der Biogasanlage endet. Einen Saisonkalender mit gutem Überblick finden Sie hier.
Laut Bundesamt für Umwelt enden 225'000 Tonnen von der Schweizer Landwirtschaft produzierte Nahrungsmitteln als Lebensmittelverlust. 90 Prozent davon liesse sich vermeiden.
3. Mit dem Smartphone Essen retten

Foto: © Screenshot, togoodtogo.ch
Wer abends keine Lust oder Zeit mehr hat zu kochen, der kann mit der smarten App «Too Good To Go» günstiges Essen bestellen, das ein Betrieb sonst wegwerfen müsste. Das Angebot ist vielfältig und reicht von Salat, über Sushi bis Kuchen.
Allein in Zürich beteiligen sich rund 40 Betriebe, 20 sind es in und um Oerlikon, aber auch in Städten wie Basel, Bern, Luzern oder Zug finden sich Restaurants und Take-Aways in der App.
4. Richtig kochen
Oft sind es kleine Reste, die zu Food Waste führen. Zwei übrig gebliebene Kartoffeln oder zwei, drei Löffel Reis – zu wenig für eine nächste Mahlzeit. Deshalb ist es wichtig, vor dem Kochen richtig zu portionieren. Oder aber man kocht bewusst mehr, sodass es sich lohnt, die Reste für eine weitere Mahlzeit zu verwenden.
Gerade bei Gerichten wie Lasagne, Gratins, Aufläufen und weiteren Mahlzeiten, bei denen die einzelnen Komponenten bereits gemischt sind, ist es unter Umständen besser, Sie kochen etwas mehr, sodass es sicher für eine weitere Mahlzeit reicht.
Voraussetzung ist natürlich, dass man es am nächsten Tag auch isst – entweder als Mittagessen in der Lunchbox oder dann zum Znacht.
5. Kleine Portionen schöpfen
Was auf dem Teller übrig bleibt, landet fast immer im Abfall. Daher ist es besser, kleine Portionen zu schöpfen. Wer noch Hunger hat, schöpft nach. So bleibt im Topf, was nicht gegessen wird und man kann es am nächsten Tag noch essen.
Laut WWF Schweiz, sind 24 Prozent von dem, was wir Schweizer an Lebensmitteln in den Abfall werfen, Gemüse und Salat. 14 Prozent Früchte, 11 Prozent Brot, 8 Prozent Fleisch und Fisch, 8 Prozent Eier und Milchprodukte und 17 Prozent sind Getränke. 18 Prozent sind sonstige Reste.
6. Reste verwerten in Salaten, Suppen und Sugo
Reste verwerten ist kinderleicht. Es braucht nur etwas Fantasie und Kreativität.

Foto: © OksanaKiian / iStock / Getty Images Plus
Denn egal ob Reis, Kartoffeln, Pasta, Gemüse oder Fleisch, all diese Lebensmittel machen sich auch am nächsten Tag noch tipptopp im Salat oder in der kalten Jahreszeit in einer klaren Suppe.
Gekochtes Gemüse lässt sich zudem oft in eine feine Sugo für Pasta integrieren.
7. Einen Tag den Resten widmen
Wer Mühe hat, Mengen abzuschätzen und deshalb immer Reste im Kühlschrank stehen hat, sollte sich einen Tag in der Woche als Restetag einplanen. Das spart zusätzlich Zeit, die man sonst mit Kochen verbringen würde.
Die Lebensmittel, die in Schweizer Haushalten pro Jahr weggeschmissen werden, produzieren laut WWF Schweiz jährlich 1,8 Millionen Tonnen CO2 umsonst. Das ist etwa gleich viel CO2, wie 20 Prozent des Schweizer Personenwagen-Bestandes jährlich verursachen. Zudem verbraucht die Erzeugung dieser weggeworfenen Lebensmittel eine Anbaufläche von 180'000 Hektaren. Gemäss WWF entspricht dies der Hälfte der Schweizer Ackerbaufläche.
8. Mit den Sinnen die Haltbarkeit prüfen
Das Haltbarkeitsdatum auf vielen Verpackungen ist nur eine Orientierung. Dass die Produkte oft viel länger halten, zeigt diese Studie. Bei Salz oder Nudeln kann man so eine Angabe in der Regel getrost ignorieren. Gerade etwa Salz, das Millionen Jahre unverpackt in der Natur lagerte, wird nicht in ein paar Jahren schlecht.
Testen Sie, ob abgelaufene Lebensmittel wirklich nicht mehr geniessbar sind. Hier hilft ganz einfach sehen, riechen, schmecken. Beispiele für Lebensmittel, die viel länger haltbar sind, als das Verfallsdatum sagt, finden Sie hier.
9. Die richtige Verpackung wählen
Passend lagern und dazu die richtige Verpackung verwenden, sorgt zum Beispiel im Kühlschrank für wesentlich bessere Haltbarkeit. Wie das optimal klappt, unsere Tipps für ideal Aufbewahrung und ökologisch unbedenkliche Verpackungen.
10. Kühlschrank richtig einräumen
Für alle Kühlschrankfächer gilt: Altes nach vorne, neue Lebensmittel nach hinten. So gehen die älteren Lebensmittel nicht vergessen, sondern werden konsumiert.
Regelmässig den Kühlschrank kontrollieren und nach «Kühlschrankleichen» schauen verhindert ebenfalls Lebensmittelverschwendung.
- Die richtige Temperatur für den Kühlschrank liegt bei +2 bis +5 Grad. Allerdings unterscheiden sich die Temperaturen im Kühlschrank: Während in der Mitte 5 Grad herrschen, sind es ganz oben im Kühlschrank eher 8 und unten eher 2 Grad. Im Gemüsefach hingegen herrschen 10 Grad genau wie in den Fächern an der Kühlschrank Tür.
- Auf die unterste Glasplatte gehören daher Fleisch- und Fischprodukte. Im mittleren Bereich des Kühlschranks sollten Milchprodukte wie Käse oder Joghurt verstaut werden.
- Zuoberst können Sie Reste lagern, angefangene Konfi aber auch Senf oder Ketchup.
- Ins Gemüsefach gehört dem Namen nach Gemüse wie Salat und Wurzelgemüse.
- In die Fächer an der Tür können Sie Lebensmittel lagern, die weniger wärmeempfindlich sind. Dazu gehören nicht nur die Eier, für die es in den meisten Kühlschranktüren ohnehin schon einen Eierhalter hat, sondern auch Butter oder eingelegtes Gemüse und Getränke. Mehr zum richtigen Einräumen des Kühlschranks erfahren Sie hier.
11. Lebensmittel einfrieren statt wegschmeissen
Die Stiftung für Konsumentenschutz hat ein Merkblatt verfasst, wie Lebensmittel am besten tiefgefroren werden.
- Kühlen Sie gekochte Lebensmittel möglichst rasch ab, beispielsweise in einem kalten Wasserbad oder im Winter auf der Fensterbank oder dem Balkon. Danach können sie eingefroren werden.
- Achten Sie beim Einfrieren auf die richtigen Portionen. Gerade bei Fleisch aber auch Gemüse wir Kürbis, Pilzen oder Spargeln, ist es sinnvoll, die Menge danach zu portionieren, wie viel man später davon braucht. Denn einmal aufgetaut, sollten Sie Lebensmittel nicht nochmals einfrieren.
- Achten Sie beim Einfrieren darauf, dass möglichst wenig Sauerstoff in den Tiefkühlbeuteln ist, denn dieser führt dazu, dass auch gefrorene Lebensmittel rascher verderben oder ranzig werden.
- Schreiben Sie auf die Beutel oder die Behälter, was drin ist und wann Sie es eingefroren haben. So behalten Sie die Übersicht.
Tiefgekühlt sind die Lebensmittel in der Regel mindestens zwei Monate haltbar. Eine hilfreiche Liste finden Sie im Merkblatt des Konsumentenschutz.
12. Altes Brot verwerten
Brot gehört wohl zu jenen Lebensmitteln, die am häufigsten im Abfall landen. Kein Wunder, denn frisches Brot schmeckt einfach am besten und warum das alte Brot essen, wenn es um die Ecke beim Bäcker frisches gibt? Doch die bessere Frage ist: Warum frisches Brot kaufen, wenn es leckere Rezepte mit altem Brot gibt?

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Wir haben die richtigen Rezepte und Ideen parat, was Sie aus altem Brot alles zaubern können.
Baguette oder Brötchen vom Vortag? Aufheben, in der Küche trocknen lassen und ein Stück zur Bindung für Hacktätschli, oder gerieben als selbstgemachtes Paniermehl aufheben.
13. Altes Brot vom Beck
Viele Bäckereien bieten inzwischen günstiges Brot und Gebäck vom Vortag an. Wer sich nicht zu schade ist (oder das Brot ohnehin in die Suppe tunkt), für den lohnt es sich, den Bäcker danach zu fragen. Ein tolles Projekt das ausschliesslich mit Brot vom Vortag arbeitet, ist Ässbar.ch. Die Ässbars gibt es bereits in zahlreichen Schweizer Städten. Sie beziehen ihre Produkte vom Vortag von Produzenten aus der Region und verkaufen Sie günstig weiter.
14. Früchte verwerten
Eine braune Banane und ein Apfel mit eingedrückten Stellen, die man so vielleicht nicht mehr essen mag, sind super zum Backen oder zerdrückt ein tolles Geschmackserlebnis in einem Naturjoghurt oder Müesli. Ebenso gut lassen sich Früchte zu Smoothies verarbeiten.
Wer einen eigenen Obstgarten hat oder dank Nachbars Garten mit vielen Früchten beschenkt wurde, kann zum Beispiel Konfitüre selber machen.
15. Bewusst «Hässliches» kaufen

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Setzten Sie ein Zeichen gegen die Lebensmittelverschwendung auf dem Feld. Ein Grossteil der Kartoffeln, Rüebli und Co. schafft es gar nie in den Verkauf, sondern landet im schlimmsten Fall in der Biogasanlage. Der Grund: zu gross, zu klein, zu krumm. Kaufen Sie bewusst nicht immer nur die schönen Rüebli, sondern auch mal das Zweitklass-Gemüse.
Inzwischen gibt es einige Angebote, die bewusst den Verkauf von Zweitklass-Gemüse und -Obst fördern, wie etwa der Marktstand vom Verein «Grassrooted» im HB Zürich, oder die Ugly-Fruits-Körbe vom Lieferservice «Uglyfruits.ch».
Kaufen Sie Gemüse und Obst auf dem Wochenmarkt, wo die Produzenten auch das nicht ganz perfekte Gemüse feilbieten können. Oder machen Sie einen Ausflug zu einem Hofladen in Ihrer Nähe. Eine gute Übersicht von Hofläden in der Schweiz finden Sie hier.
16. Schlaue Angebote nutzen
In der Schweiz gibt es inzwischen zahlreiche Projekte, die dafür kämpfen, dass weniger Nahrungsmittel verschwendet oder weggeworfen werden. Darunter finden sich etwa öffentliche Kühlschränke und Foodsharing oder Caterings, die ausschliesslich Zweitklass-Gemüse verwenden. Eine Übersicht dieser Angebote finden Sie hier.
Von 100 geernteten Kartoffeln werden laut WWF Schweiz gerade mal 34 tatsächlich gegessen.
Zwischen 500 und 1000 Franken ist das Essen wert, das jeder Schweizer Haushalt jährlich wegschmeisst, rechnet der WWF Schweiz vor.
Die Menge der essbaren Lebensmittel in der Schweiz, die als Food Waste enden, füllt laut der Organisation foodwaste.ch jährlich 140'000 Lastwagen, was eine Kolonne von Zürich nach Madrid ergibt.
17. Gemüsereste verwerten statt verschwenden

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Haben Sie Randen, Kohlrabi, Rüebli oder Radiesli gekauft? Super, denn zumindest die inneren Radieschenblätter können in den Salat und in den Kohlrabiblättern stecken mehr gesunde Inhaltsstoffe als in der Knolle selbst.
- Feingehackte Rüebliblätter kann man zudem wie Kräuter zum Würzen verwenden.
- Auch der oft vernachlässigte Broccoli-Stiel kann mitgegessen werden, er muss nur etwas länger gekocht werden als der Rest. Das gleiche gilt für Blumenkohl.
- Sie verarbeiten besonders viel Gemüse auf einmal? Dann machen Sie aus den Schalen und Abschnitten einen Gemüsefond. Die zarten Blätter von Randen können Sie für Salat und Smoothies verwenden.
- Die zarten Blätter von Randen können Sie für Salat und Smoothies verwenden.
- Das Grün von Karotten und Radisli eignet sich bestens für selbst gemachtes Pesto.
Food Waste in der Schweiz: Zahlen und Fakten
Ende April 2019 hat das Bundesamt für Umwelt (Bafu) einen Bericht mit umfassenden Zahlen aus fünf Studien zur Lebensmittelverschwendung in der Schweiz veröffentlicht.
Von den insgesamt jährlich produzierten 2,6 Millionen Tonnen Lebensmittelverlusten gehen
- 225'000 Tonnen auf das Konto der Landwirtschaft
- 950'000 Tonnen auf das Konto der Lebensmittelindustrie
- 100'000 Tonnen auf jenes des Detailhandels
- 290'000 Tonnen auf jenes der Gastronomie
- 1'000'000 Tonnen auf das Konto der Haushalte.
Pro Schweizer werden so jedes Jahr 190 Kilo Lebensmittel verschwendet.
Von den 2,6 Millionen Tonnen wären, laut Bafu, 1,7 Millionen Tonnen vermeidbare Lebensmittelverluste.
Nicht nur das Schweizer Haushalte den Mammut-Anteil an Food Waste verursachen, es landet auch gut die Hälfte davon in der Kehrichtverbrennungsanlage. Das ist weit mehr als in den anderen Bereichen, wo ein Grossteil zu Tierfutter, Biogas oder Dünger verwertet wird.
Das Bafu nennt als Gründe für Food Waste die in Haushalten mangelnde Wertschätzung von Lebensmitteln und das ungenügende Wissen über die Haltbarkeit von Lebensmitteln und deren Lagerung.
Quellen: Reuters, Stiftung für Konsumentenschutz, WWF Schweiz, Bundesamt für Umwelt, Foodwaste.ch, Foodfighters.biz