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«Scheut nicht davor zurück, hohe Ziele zu setzen»

Auf einen Low-Waste-Alltag umzustellen braucht nicht nur Zeit, sondern auch viel Wissen und Durchhaltevermögen. Wie die Stadt Carouge (GE) ihrer Bevölkerung dabei unter die Arme greift und welche Wirkung das hat, erzählte uns die am Projekt beteiligte Dorinda Phillips von «ZeroWaste Switzerland».

Acht Frauen strahlen in die Kamera und präsentieren ihre Auszeichnung
Ein Grossteil des Projektteams von «Carouge Zero Waste» bei der kantonalen Auszeichnung für nachhaltige Entwicklung im September 2023 (v.l.: Isabelle Vetterli, Patricia Vidal, Megan Bonfils, Magali Clair, Leticia Regueiro, Dorinda Phillips, Gaëlle Haeny und Sonja Molinari). © zVg

2018 steckte sich eine Nachbarstadt von Genf ein ambitioniertes Ziel: Innert drei Jahren wollte Carouge Zero Waste Stadt werden. Konkret hiess das, mindestens 30 Prozent des Abfalls zu reduzieren. Erreicht wurden fünf Jahre später deren 8 Prozent. Hier ein paar Einblicke in das Projekt:

Weshalb das Projekt trotz des bisher verfehlten Ziels eine Erfolgsstory ist, was besonders gut gelungen ist und was weniger, erklärt uns Dorinda Phillips, die das Projekt von Anfang an begleitet hat.

Frau Phillips, obwohl die Stadt Carouge ihr Ziel von 30 Prozent weniger Abfall noch nicht erreicht hat, spart sie seit 2022 bereits jährlich 78'000 Franken in der Kehrichtsammlung und -verbrennung. Hat sich das Projekt also finanziell schon gelohnt?

Seit 2022 ganz klar. Das Geld, das die Stadt jährlich für Workshops, Coaching-Programme etc. inklusive deren Planung einsetzt, ist weniger als das, was sie durch die Wirkung spart. Und die Einsparungen werden ja immer noch grösser.

Man muss den Leuten helfen bei der Umstellung.

Seid ihr also zuversichtlich, dass die Stadt das 30-Prozent-Ziel noch erreichen wird?

Ja, denn es gibt einen starken politischen Willen, den Abfall zu verringern und besser zu verwalten. Es gibt Leute, die ihren Abfall bereits um 90 Prozent reduziert haben. Es ist also definitiv möglich. Es ist einfach eine Frage des Willens und der Zeit. Die Leute müssen verstehen, weshalb es so wichtig ist, Abfall zu vermeiden und dass alles mit dem CO2 und dem Umweltschutz zusammenhängt. Viele sind schockiert, wenn sie erfahren, wie viel Abfall wir in der Schweiz produzieren, oder wie viel Essen jeden Tag weggeworfen wird. Deshalb müssen wir weiter auf das Thema aufmerksam machen und Lösungen aufzeigen. Man muss den Leuten helfen bei der Umstellung auf einen Zero- oder LowWaste-Alltag. So wird die Bereitschaft grösser und die Hürden kleiner.

Die Coaches müssen nicht perfekt sein.

Welche von euren Massnahmen hat bisher am besten funktioniert?

Bei den Familien-Coachings wurde der Abfall im Schnitt um 60 Prozent reduziert. Auch Belohnungssysteme kommen immer gut an: Zum Beispiel, wenn in Cafés, Restaurants und TakeAways die 6. Mahlzeit gratis ist, wenn man den eigenen Behälter mitbringt. Deshalb wiederholen wir dieses Projekt dieses Jahr.

Was hat weniger gut funktioniert?

Abendveranstaltungen funktionieren sehr gut bei Leuten, die bereits interessiert und motiviert sind. Um die Übrigen abzuholen, muss man dort ansetzen, wo sie schon jeden Tag sind: In den Firmen, in den Schulen, und für die, die es wollen, auch zuhause.

Wie habt ihr die Coaches ausgewählt, die die Familien zuhause beraten haben?

Am besten kommt ein Coaching an, wenn Leute dir Tipps geben, denen du dich verbunden fühlst. Die Coaches müssen nicht perfekt sein, sondern am besten auch erst vor wenigen Jahren ihren Alltag umgestellt haben. Sie wissen also genau, wo die Hürden sind. Das spornt an und du denkst: Wenn sie es geschafft haben, schaffe ich es auch!

Was empfiehlst du anderen Städten, die ebenfalls Abfall reduzieren möchten?

Kommuniziert es öffentlich, arbeitet mit Schulen, Restaurants und Firmen zusammen und helft ihnen. Und scheut nicht davor zurück, euch hohe Ziele zu setzen. So beginnt man anders zu denken und läuft nicht Gefahr, sich schon mit kleinen Veränderungen zufrieden zu geben. Denn wir brauchen grosse Veränderungen.

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