Mythen und Fakten rund ums Thema Recycling

Wird getrenntes Altglas wieder zusammengeschüttet? Und lohnt es sich eigentlich, Gebrauchtes vor dem Recyceln auszuwaschen? Wir bringen Licht ins Dunkel der gängigsten Irrtümer.

ein Mädchen und eine junge Frau schauen in einen Behälter und das Mädchen wirft eine Pet-Flasche hinein
Richtiges Recycling ist gar nicht immer so einfach. © Kosamtu / iStock / Getty Images

Recycling ist zu einem Schlüsselthema unserer Zeit geworden. Doch trotz seiner Bedeutung ist das Thema gespickt mit Mythen und Halbwahrheiten. Um Licht in dieses komplexe Feld zu bringen, haben wir uns mit einem Experten auf dem Gebiet unterhalten. Patrik Geisselhardt, Geschäftsführer von Swiss Recycling, klärt im Interview einige der gängigsten Irrtümer rund um Recycling auf und gibt uns Einblicke in die Herausforderungen und Chancen der Kreislaufwirtschaft.

Geisselhardt gestikuliert an einem Podiumsgespräch
Patrick Geisselhardt © zVg

Patrick Geisselhardt ist Geschäftsführer von Swiss Recycling, dem Verband der Schweizer Recycling-Organisationen und Zentrum für Qualität und Nachhaltigkeit im Recycling.

Herr Geisselhardt, was sind die gängigsten Recycling-Irrtümer, die ein für alle Mal aus der Welt geschafft gehören? 

Beim Recycling ist ein sehr gängiger Irrtum, dass das nach Farben getrennt gesammelte Altglas beim Einschmelzen wieder zusammengeschüttet wird oder dass wenige Batterien im Hauskehricht kein Problem sind. Auch dass Biokunststoffe problemlos ins Grüngut geworfen werden können, ist gängig. 

Wie schlimm ist es, wenn man mal einen Rohstoff in den falschen Container wirft?

Je nach Wertstoff haben Fehlwürfe schwerwiegendere Folgen und können das Rezyklat verschmutzen, z.B. bei Papier, Grüngut oder auch bei Weissglas. Fehlwürfe in der Separatsammlung werden durch Fehlentscheidungen verursacht und führen zu falschen Materialien in der Sammlung. Sie verteuern die Separatsammlung und verunreinigen das Rezyklat. Fehlwürfe stellen in der Recyclingbranche eine Herausforderung dar und betreffen beispielsweise Fraktionen wie Grüngut, Altpapier oder Karton.

Weitere Infos zum Thema Fehlwürfe findest du hier.

Übersichtskarte: Was in der Schweiz wo gesammelt und recycelt wird

Wie recycelt man Produkte, die aus verschiedenen Rohstoffen wie Aluminium, Plastik und Co. bestehen und sich nicht trennen lassen? 

Teilweise ist eine Trennung und ein anschliessendes hochwertiges Recycling möglich, z.B. bei Getränkekarton wie Tetrapak. Oftmals lassen sich solche Verbundverpackungen nicht mehr in die einzelnen Wertstoffe auftrennen und können nicht hochwertig recycelt werden. In diesem Fall gehören sie in den Hauskehricht und werden thermisch verwertet. 

Lohnt es sich eigentlich, Essensreste auszuwaschen?

«Löffelrein» sollen die Verpackungen sein, insbesondere um Gerüche, Ungeziefer etc. an den Sammelstellen zu vermindern. Vom Auswaschen (v.a. mit warmem Wasser) wird abgeraten, da dies ein zusätzlicher ökologischer Impact hat (Wasserverbrauch und Energie).

Lesetipp:

Mehr als die Hälfte des Schweizer Abfalls wird mittlerweile (Stand 2023) rezykliert. Was fehlt für die zweite Hälfte? 

Es braucht das Zusammenspiel von allen Akteuren entlang der Wertschöpfungskette. Die Optimierung startet nämlich bereits vor dem Recycling, z.B. bei der Produktion und dem Design einer Verpackung. Für eine höhere Recyclingquote müssen Produkte oder Verpackungen künftig auch so produziert bzw. designt werden, damit sie hochwertig recycelt werden können. Mit einer effizienten Kreislaufwirtschaft kann auch die Recyclingquote erhöht werden. 

 

5 Tipps, wie du die Kreislaufwirtschaft fördern kannst:

  • Beim Kauf von Produkten auf hohe Qualität achten und dabei sowohl Material- und Energieeffizienz als auch entsprechende Kennzeichnungen in die Entscheidung einfliessen lassen.
  • Produkte nicht gleich ersetzen, sondern durch Reparatur instand halten und damit die Lebensdauer verlängern.
  • Sorgfältig trennen und richtig recyceln: Die Rückführung von Produkten nach der Nutzung ist essenziell für die Funktionsfähigkeit der Kreislaufwirtschaft.
  • Informationen einholen und Kenntnisse über die Kreislaufwirtschaft verbreiten.
  • Chancen im Unternehmen identifizieren oder das Thema grundsätzlich am Arbeitsplatz zur Sprache bringen.

Oder noch besser: Den Kauf gänzlich vermeiden, indem du stattdessen etwas mietest oder auf Secondhand ausweichst.

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