Geplante Obsoleszenz: Immer mehr Geräte gehen zu schnell kaputt

Kurz nach Ablauf der Garantie ist das Gerät kaputt und jeder denkt, «bin ich ein Pechvogel». Das Auto war schon zum x-ten Mal in der Werkstatt, wofür es schon lange den Begriff «Montagsauto» gibt. Doch Kritiker sagen: Die Haltbarkeit von vielen Alltagsgegenständen ist eingebaut. Um Kosten zu sparen und den Konsum anzukurbeln. Der eingebaute Verschleiss nennt sich geplante Obsoleszenz.

Geplante Obsoleszenz: Schneller Verschleiss vieler Haushaltsgeräte
Viele Produkte aus unserem Alltag gehen immer schneller kaputt. Das ist kein Einzelschicksal und hat mit nachhaltiger Produktqualität so gar nichts mehr zu tun. Foto: © iStockphoto / Thinkstock

Der Drucker ist wenige Tage nach Ablauf der Garantie defekt, das Smartphone mit dem fest verschweissten, nun defekten Akku ist nur teuer zu reparieren. Unzählige Produkte sind heutzutage ungewöhnlich schnell hinüber. Ungewöhnlich weil, wer in die Vergangenheit schaut, der weiss, dass solche Geräte ewig lang hielten. Heute müssen sie beinahe regelmässig ersetzt werden.

Dies ist in Fachkreisen schon seit geraumer Zeit als geplante Obsoleszenz bekannt. Es ist nicht das persönliche Pech, das man ständig hat, sondern bewusste Ankurbelung des Konsums.

Eine Initiative gegen geplante Obsoleszenz

Seit 2012 geht die Initiative «Murks? Nein danke!», gegründet vom Berliner Betriebswirt Stefan Schridde, den geplanten Defekten gründlich auf die Spur. Die Initiative kann eindeutig nachweisen, dass von Herstellerseite meist bewusst irgendein Defekt oder möglicher Verschleiss eingebaut ist. Das Gerät ist nach kurzer Zeit defekt, weil Billigkomponenten verbaut wurden, eine Reparatur unmöglich ist, da es keine Ersatzteile gibt, das Gehäuse fest verschweisst ist oder fast so teuer wie der Neukauf wäre. Das Ergebnis: Tausende Tonnen an Elektroschrott landen jährlich auf dem Müll. Nachhaltige Produktqualität und rücksichtsvoller Umgang mit Ressourcen sehen anders aus.

Geplante Obsoleszenz: Eingebauter Verschleiss seit nahezu 100 Jahren

Dass die geplante Obsoleszenz kein Mythos ist, hat Stefan Schridde mit einer Studie bewiesen. Auf hundert Seiten erläutert er den geplanten Verschleiss, seine Herkunft, zeigt Belege und die Wichtigkeit in wirtschaftlichen Belangen. So habe General Motors bereits in den 1920er Jahren begonnen, ihre Gewinne mit geplanter Obsoleszenz voranzutreiben. Damals war der Autohersteller GM ein Konkurrent von Henry Ford, der mit seinem erfolgreichen «T-Modell» ein nahezu ‚unkaputtbares‘ Auto auf die Strasse stellte. Kürzere Lebensdauer und schnellere Modellwechsel sollten Kaufanreize schaffen, die den Gewinn maximierten. Gesättigte Märkte und Überkapazitäten wurde schon damals mit einer geringeren Lebensdauer  entgegengetreten.

Ein anderes Beispiel ist die kurzlebige Glühbirne. Auch hier hat die Industrie bereits in den 1930er Jahren die Haltbarkeit verkürzt. Noch heute brennt auf einer kalifornischen Feuerwehrwache eine über 100 Jahre alte Glühbirne. Sie ist kein Museumsstück, das nur in Ausnahmefällen angestellt wird. Stattdessen wird sie ganz normal und tagtäglich genutzt. Der Grund für die reibungslose Funktion: Der Glühdraht ist einfach dicker und damit langlebiger, als wir es heute kennen.

Murks meiden beginnt beim Einkauf

Unlängst empfahl Stefan Schridde in der Sendung «Akte» auf dem deutschen Sender Sat.1 jedem Konsument kritischer zu sein. Gerade bei Elektrogeräten sollte man schon beim Kauf genau hinschauen. Lässt sich das Gehäuse öffnen, ist es verschraubt oder verklebt? Im Zweifelsfall sollte man den Verkäufer ganz direkt auf die Reparierbarkeit ansprechen und Produkte, die sich nicht öffnen lassen im Regal stehen lassen. Auch gut wäre es, so Schridde, sich vom Geschäft in dem man einkauft, versichern zu lassen, dass es und für wie lange es Ersatzteile gibt, idealerweise schriftlich bestätigt.

Quellen: NZZ, Murks? Nein Danke!, Sat.1

 

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