Unter die Lupe genommen: 46 Spenden-Organisationen im Test

Wer spendet, will helfen und im Idealfall etwas bewegen. Sei es für Mensch, Tier oder Natur, nicht nur zur Weihnachtszeit wird gerne und fleissig gespendet. Doch wem soll man spenden und was taugen die Spendenorganisationen? Fliesst das Geld wirklich dorthin, wofür geworben wird? Tipps zum Spenden.

Spendenorganisationen im Test: Hier können Sie sicher spenden
Aktuell hat die Stiftung Warentest 46 renommierte Spendenorganisationen einem Test unterzogen. Eine der Hauptfragen: Wie viele Spenden kommen wirklich in Hilfsprojekten an? Ein ernüchterndes Ergebnis. Foto ©: Tashatuvango / iStock / Thinkstockphotos
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Alle Jahre wieder wird, insbesondere zur Weihnachtszeit, dafür geworben, etwas für die Armen dieser Welt, Tiere oder die Umwelt zu spenden. Selbstredend ist es sinnvoll, einer Organisation etwas vom eigenen Überschuss zu spenden, sofern vorhanden. Doch gerade in der Weihnachtszeit wird hier auch etwas mit dem schlechten Gewissen der Konsumenten gespielt. Wohl mit ein Grund dafür, dass die Stiftung Warentest in ihrem aktuellen Magazin Spendenorganisationen einem Test unterzogen hat. Zusammen mit dem Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen, DZI, wollten die Tester Genaueres wissen über 46 Organisationen aus den Bereichen Tier-, Natur- und Artenschutz, sowie Umwelt- und Klimaschutz. Bei dem Spendenorganisationen-Test wurden deren Wirtschaftlichkeit, Transparenz, Organisation und Kontrollmechanismen überprüft.

Spendenorganisationen im Test: Flops und Tops

Die erste Überraschung beim Test der Spendenorganisationen: Längst nicht alle waren bereit die Anfragen der Stiftung Warentest überhaupt zu beantworten. Dies war bei ganzen 19 der 46 Spendenorganisationen im aktuellen Vergleich der Fall. Geht es «um Details zur Verwendung der Gelder oder Einzelheiten der Organisationsstruktur, werden die Informationen spärlicher oder bleiben die Verantwortlichen gar stumm», urteilen die Warentester.

Wenige wirklich gute Spendenorganisationen im Test

Zwar arbeiten laut Stiftung Warentest 20 der untersuchten Organisationen zufriedenstellend mit den Spendengeldern, mit «gut» wurden allerdings nur sechs der 46 Spendenorganisationen bewertet. Gut sei eine Spendenorganisation, so die Tester und das Institut, wenn sie, neben anderen Anhaltspunkten, nicht mehr als 35 Prozent in den Verwaltungsapparat stecke. Den Spendenorganisationen Atmosfair, BUND – Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Deutscher Tierschutzbund, Greenpeace, Provieh und WWF wurde dieses Prädikat verliehen.

Mit viel zu hohen Verwaltungskosten waren die Flops unter den Spendenorganisationen im Test die Heinz Sielmann Stiftung, Peta Deutschland, die Stiftung Pro Artenvielfalt, Tiere in Not, Vier Pfoten und das Vogelschutz-Komitee. Viele dieser Organisationen sammeln auch in der Schweiz oder Österreich Spenden.

Das bedeutet zwar nicht, dass andere Spendenorganisationen nicht auch gut sein können. Wer sicher spenden möchte, sollte jedoch einige Tipps beachten.

Fünf Tipps zum sicheren Spenden

Die Schweizerische Zertifizierungsstelle für gemeinnützige, spendensammelnde Organisationen ZEWO, das Pendant zur deutschen DZI, gibt fünf Tipps für all jene, die sicher spenden möchten.

  1. Fragen Sie sich zunächst einmal selbst, was Sie mit einer Spende unterstützen möchten. Leidende Menschen in fernen Ländern, die Natur, kranke Kinder oder Tiere? Man sollte sich vorher genau überlegen, wer unterstützt wird, um sich nicht zu verzetteln.
  2. Wer regelmässig spendet, sollte sich am besten auf ein oder zwei Spendenorganisationen beschränken, da diese Sicherheit der Spendeneinkünfte deren Werbekosten deutlich reduziert.
  3. Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen, rät ZEWO. Der Grund: Es gibt immer wieder auch schwarze Schafe, die vielleicht an der Haustür klingeln oder in der Innenstadt Spenden sammeln und wie auf dem Schnäppchenmarkt nur Spenden für eine ganz kurze Zeit einsammeln. Um hier auf Nummer sicher zu gehen, präsentieren die Fachleute der Zertifizierungsstelle regelmässig auf ihrer Website vermeintlich guttätige Organisationen. Dort finden Sie zudem alle geprüften Spendenorganisationen, gleich, ob für Inlands- oder Auslandsprojekte. (http://www.zewo.ch/)
  4. ZEWO rät zudem dazu, egal wie die Spendenorganisationen im Test abschneiden, für keine personenbezogenen Patenschaften zu spenden. Dies führe zu sozialen Spannungen vor Ort.
  5. Stattdessen raten die Spendenfachleute dazu, projekt- oder themenbezogene Patenschaften zu übernehmen von denen die Allgemeinheit profitiert.

 

Am sichersten spenden vor der eigenen Haustür

Es gibt nicht nur zur Weihnachtszeit, sondern auch nach dramatischen Ereignissen oder Dürren in fernen Ländern von zahlreichen Spendenorganisationen so manchen Aufruf, der uns zum Spenden auffordert. Das ist auch gut so. Doch: Wer garantiert sicher spenden will, kann sich auch einfach mal in der Nähe umsehen.

Wie wäre es mit dem Tierheim im Ort, das sicherlich über eine kleine Spende mehr als froh ist und wo man direkt sehen kann, wofür das Geld eingesetzt wird. Das Obdachlosenasyl der Stadt, die Tafel – es gibt so einige Organisation und Einrichtungen, die sich über eine Spende freuen. Denn auch ganz in der Nähe gibt es viel Leid.

Manche Organisationen freuen sich auch über das wohl Wertvollste und zugleich Günstigste: Über etwas Zeit, die man für sie aufwendet. So wie die Tafeln, die regelmässig ehrenamtliche Helfer suchen. Eine weitere, sachbezogene und sinnvolle Spendenaktion mit nachhaltigen Effekten: Velos für Afrika.

Quellen: Stiftung Warentest, SchweizerTafel.ch, Text: Jürgen Rösemeier-Buhmann

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