Vom Samen zum Sitzplatz: Diese Möbel wachsen auf dem Feld heran
Nachhaltige Möbel aus Holz bauen kann jeder, dachte sich wohl Designer Gavin Munro. Deshalb hat er unter der Marke «Full Grown» Stühle, Lampen oder auch Spiegel entwickelt, die fix und fertig auf dem Feld heranwachsen. Dazu nutzt er eine einmalige Technik.
Vor vielen Jahren arbeitete der englische Designer Gavin Munro als Gärtner in Kalifornien. Dort begann er aus angeschwemmtem Treibholz diverse Möbel zu fertigen. Eines Tages erinnerte er sich dabei an einen Bonsaibaum seiner Mutter, der, wenig gepflegt, irgendwann wie ein Thron aussah. Und schon war die Idee für wachsende Holzmöbel geboren.
Anschliessend brauchte es jedoch noch eine jahrelange Weiterbildung in Botanik und Baumschneidekunst, bis er tatsächlich auf einem englischen Acker die ersten Öko-Möbel unter dem Label «Full Grown» anbauen konnte. Und der Name ist hier Programm. «Full Grown» bedeutet frei übersetzt nämlich #gänzlich oder völlig gewachsen».
Holzmöbel aus einem Stück: Geniale Idee ist bald erntereif
Basis der Holzmöbel sind Eichen, Eschen, Platanen und schnellwachsende Weiden. Die Bäume wachsen in hierfür extra angefertigte Formen. So entstehen Holzmöbel wie Stühle, Tische, Lampen und Spiegel, die ohne jegliche weiteren Materialien auskommen und dadurch besonders nachhaltig sind. Denn während die Holzmöbel wachsen, produzieren sie Sauerstoff und binden CO2. Zudem ist bei ihrer Weiterverarbeitung kaum Energie und keinerlei Zusatzmaterial nötig.
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Die Idee zu «Full Grown» ist eigentlich ganz einfach: Der Künstler und Designer Gavin Munro fand es wenig effizient Bäume zu zersägen und sie zu Möbeln wieder zusammenzusetzen. Deshalb entwickelte er ein System, bei dem Pflanzen direkt auf dem Acker zu einem Stuhl oder anderen Möbelstücken heranwachsen. Foto: © Full Grown
«Wenn man die wachsenden Holzmöbel aus der Herstellersicht und als Designstück betrachtet, dann macht diese Herstellungsmethode absolut Sinn», sagte der Erfinder Gavin Munro gegenüber der englischen Zeitung «The Guardian» dazu. Und er ergänzt: «Warum soll man Bäume wachsen lassen, sie fällen, zersägen, wieder zusammenfügen, mit all der Arbeit die da drinsteckt. Warum soll man nicht gleich Pflanzen in der gewünschten Form wachsen lassen?»
Seine Frage beantwortet Munro denn auch gleich selbst, indem bald endlich eine grössere Menge gewachsener Möbel fertig bekommt. Auch wenn die ersten vier Prototypen-Stühle in noch jungem Stadium von einer Kuhherde niedergetrampelt wurden – dieses Jahr ist es soweit und die ersten 400 Möbel, Spiegel und Lampen werden von Munro und seiner Firma geerntet.
Quellen: theguardian.com, fullgrown.co.uk
Autor: Jürgen Rösemeier-Buhmann, April 2015