H&M oder Burberry – wie die Modeindustrie tonnenweise Kleider verbrenntDie Modeindustrie produziert massenhaft zu viel Ware, die sie nicht los wird. Nicht nur der Modekonzern H&M oder der Luxus-Modehersteller Burberry verbrennen tonnenweise Kleider.Foto: © suteishi/ iStock / Getty Images Plus Sabina Galbiati Merken Der Modekonzern H&M kämpft mit Ladenhütern. Bis Mitte 2018 sei der Lagerbestand an unverkauften Kleidern auf einen Wert von 3,5 Milliarden Euro angestiegen. Dies zeigt die Reportage des ZDF-Magazins «Frontal21» und der «Wirtschaftswoche». Ausserdem lasse das Modeunternehmen laut internen Unterlagen Kleidung vernichten, schreibt die «Wirtschaftswoche». Etwa 100'000 Kleidungsstücke wurden laut Bericht vernichtet. Auch liegen den Redaktionen mehrere E-Mails vor, in denen Lager-Mitarbeiter angewiesen werden, Kleidung zu entsorgen. Unklar sei, ob auch neuwertige Ware vernichtet werde. H&M weist Vorwürfe zurück Gegenüber «Frontal21» weist H&M die Vorwürfe zurück: «Für H&M gibt es keinen Grund, intakte Kleidung in die Verbrennung zu geben oder anderweitig zu vernichten.» Kleidung werde nur verbrannt, wenn sie Qualitätsmängel wie zum Beispiel chemische Rückstände habe . Allerdings hat der dänische Fernsehsender «TV2» erst im vergangenen Jahr aufgedeckt, dass der Billigmode-Konzern neue Textilien verbrennen lässt. Oft hänge das Preisschild noch mit dran. Jährlich 12 Tonnen Kleider verbrannt Laut internen Lieferdokumenten lässt H&M in der Verbrennungsanlage der dänischen Stadt Roskilde bereits seit 2013 jährlich im Schnitt 12 Tonnen neue Ware verbrennen, hiess es im Bericht von «TV2». H&M ist längst nicht der einzige Modekonzern, der Tonnenweise neue Kleider verbrennt. Laut «TV2» hat auch das dänische Kleiderunternehmen «Bestseller» alleine 2016 rund 49 Tonnen Kleider verbrannt. Zum Unternehmen gehören unter anderem die Marken Only, Vero Moda oder Jack & Jones. Brennender Luxus Erst im Juli wurde bekannt, dass die Luxusmarke Burberry 2017 Waren im Wert von 32 Millionen Euro verbrannt habe, wie der Wirtschaftsdienst «Bloomberg» berichtet hat. Die Mode und Kosmetikprodukte billiger zu verkaufen oder im Outlet anzubieten, ist für Burberry offenbar keine Option. Insbesondere im Luxusbereich wollen Hersteller ihr Hochpreis- und Exklusivitäts-Image nicht aufs Spiel setzen. Ein Sprecher des Unternehmens sagte in dem Zusammenhang gegenüber der «Times», man wolle verhindern, dass Burberry-Produkte in die Hände der «falschen Leute» gelangen. Das Unternehmen musste für dieses Vorgehen auch von seinen Aktionären harsche Kritik einstecken und gelobt nun Besserung. Das Londoner Unternehmen verspricht, diese Praxis zu stoppen. Ressourcen werden en masse verschwendet Umweltorganisationen kritisieren das Vorgehen der Modeindustrie. Denn die Produktion von T-Shirts, Jeans und Pullis verbraucht Unmengen an Rohstoffen, Energie und Chemikalien. Alleine für ein Kilo Kleidung aus Baumwolle werden im Schnitt 10'000 Liter Wasser benötigt. Eine Jeans braucht satte 8000 Liter. Kommt hinzu, dass Näherinnen und Näher in den Produktionsländern teils unter prekären Bedingungen arbeiten. Ein Drittel bleibt übrig Marktkenner schätzen, dass die Modeindustrie so viele Textilwaren produziert, dass ein Drittel davon übrig bleibt. Zwar wird vieles auch recycelt, doch das ist nicht unbedingt nachhaltig, denn aus den Kleiderbergen entstehen nicht etwa neue Kleider, sondern hauptsächlich Dämmmaterial und Putzlappen. So entstehen bei H&M gerade mal aus 0,5 Prozent der gesammelten Textilien neue Kleidungsstücke, wie es im Bericht von «Frontal21» heisst. Tipps zu nachhaltiger Mode Wo Sie in der Schweiz Fair Fashion einkaufen Diese Online-Shops für Second Hand sollten Sie sich merken Schickes aus zweiter Hand: Second-Hand-Shops in Zürich 11 Schweizer Labels mit Upcycling-Taschen Kleidertausch mal anders: Ein Schrank in der Stadt macht's möglich Autor: Sabina Galbiati, September 2018