Mikroplastik: Wo es drinsteckt und wie du es vermeidest

Mikroplastik ist hierzulande noch erlaubt. Die kleinen Plastikpartikel stecken in Cremes, Waschmittel & Co. Wie du Mikroplastik erkennst und was du tun kannst, damit es nicht in die Umwelt gelangt.

Mikroplastik in Kosmetika und wie Sie es meiden
Foto: © Kseniia Zatevakhina / iStock / Getty Images Plus

 

Das Wichtigste in Kürze:

  • Mikroplastik bezeichnet Kunststoffteilchen, die kleiner als 5 Millimeter sind.
  • Die Plastikpartikel stecken etwa in Peelings, Waschmittel und Zahnpasta.
  • Man unterscheidet zwischen primärem und sekundärem Mikroplastik.
  • Das meiste Mikroplastik gelangt über unsere Textilwäsche in der Umwelt.

Inhalt:

Mikroplastik ist allgegenwärtig. Es befindet sich in der Luft, im Wasser und sogar in Lebensmitteln. Ausserdem kommt unsere Haut über Peelings, Cremes und andere Kosmetik ständig damit in Berührung.

Die winzigen Plastikpartikel sind dabei weder gut für unsere Gesundheit noch für die Umwelt. Es lohnt sich also gleich mehrfach, Mikroplastik zu vermeiden.

Was ist Mikroplastik?

Von Mikroplastik spricht man, wenn Kunststoffteilchen kleiner als fünf Millimeter sind. Dabei wird unterschieden zwischen zwei Arten:

  • Primäres Mikroplastik bezeichnet winzige Plastikpartikel, die industriell erzeugt werden. Das sind etwa die kleinen Körnchen in Peelings.
  • Sekundäres Mikroplastik ist solches, das durch Zerfall von Kunststoffprodukten wie Plastikbeuteln, Fischernetzen oder Plastikmöbeln.

Wo ist Mikroplastik enthalten?

In Kosmetik wie Deo, Make-Up, Peeling oder Cremes wird Mikroplastik wegen seines mechanischen Reinigungseffekts, als Füll- oder Bindemittel verwendet.

Auch Flüssigwaschmittel haben ihre Konsistenz dem sogenannten Polyethylen – also Mikroplastik – zu verdanken.

Zudem fanden Forscherinnen und Forscher der Wilhelms-Universität Münster heraus, dass auch in abgefülltem Trinkwasser Mikroplastik – insbesondere in Mehrwegflaschen. Bis zu 300 Partikel liessen sich in einem Liter nachweisen. Weniger Rückstände befanden sich in Einweg-PET-Flaschen, da diese eine glattere Oberfläche haben und daher kaum Partikel ins Wasser abgeben.

Mikroplastik wurde auch schon in Lebensmitteln nachgewiesen. Hier liegen jedoch keine gesicherten Daten vor. Insbesondere Fisch und Meersalz können Mikroplastik enthalten. Da sich das Plastik jedoch vor allem im Magen- und Darmtrakt der Fische befindet, landet es in den seltensten Fällen auf unseren Tellern. Es konnte aber auch schon Mikroplastik in Honig, Milch und Muscheln nachgewiesen werden.

Wie kommt Mikroplastik in die Umwelt?

Die winzigen Kunststoffpartikel gelangen auf verschiedenen Wegen in die Umwelt. Sie lösen sich zum Beispiel beim Waschen aus Kleidungsstücken aus Kunststofffasern. Bis zu 2'000 Fasern lösen sich pro Waschgang aus Klamotten aus Polyester oder Elesthan, die nicht von der Waschmaschine aufgefangen werden.

Laut einer Studie der International Union for Conservation of Nature stammen 35 Prozent des primären Mikroplastiks im Meer vom Faserabrieb unserer Wäsche, dicht gefolgt vom Abrieb von Autoreifen, der 28 Prozent ausmacht.

Zudem gelangt Mikroplastik über Kosmetikprodukte wie Zahnpasta oder Peeling ins Abwasser, wo es aufgrund seiner Grösse nicht herausgefiltert werden kann.

Auch über Klärschlamm, der als Dünger auf den Feldern landet, gelangt Mikroplastik in die Umwelt. Zudem zersetzen sich Produkte wie Plastikflaschen oder -tüten, die achtlos weggeworfen werden, zu kleinen Plastikteilen, die im Boden oder im Meer enden.

Warum ist Mikroplastik ein Problem?

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Plastik zerfällt im Meer zu Mikroplastik. Foto © Neurone89 / iStock / Getty Images Plus

Weil Plastik biologisch nicht abbaubar ist, verbleibt es Hunderte von Jahren in der Umwelt. Im Meer wird es immer kleiner zerrieben und oft von Meeresbewohnern mit Nahrung verwechselt. Die Aufnahme der Plastikpartikel kann bei Tieren zu Vergiftungen, Genveränderungen, Unfruchtbarkeit und erhöhten Sterberaten führen.

Mikroplastik setzt Treibhausgase frei

Eine Studie der University of Hawaii in Manoa zeigt, dass die Kunststoffteilchen Treibhausgase freisetzen, wenn sie unter Einwirkung von Sonnenlicht zerfallen.

So geben verschiedene Plastiksorten Ethylen und Methan ab, wenn sie mit UV-Licht bestrahlt werden. «Mikroplastik kurbelt die Produktion von Treibhausgasen womöglich weiter an», schreiben die Forscher in der Studie.

Mikroplastik im Körper – wie gefährlich ist das für uns?

Eine Studie der Herriot University in Edinburgh ergab, dass wir jährlich durchschnittlich 68'415 Plastikpartikel allein über die Nahrung aufnehmen. Hinzu kommen etwa 74'000 bis 121'000 Teilchen, die wir über Staub oder Abriebe einatmen sowie ca. 4'000 Teilchen aus Leitungswasser. Deutlich mehr sind es, wenn man Wasser aus Plastikflaschen trinkt.

Das sind erhebliche Mengen an Plastik. Es gibt jedoch noch keine aussagekräftigen Studien zu den Folgen von Mikroplastik für den Menschen. Während die einen vor gravierenden Gesundheitsschäden warnen, gehen andere Forschende davon aus, dass wir Mikroplastik einfach wieder ausscheiden.

Info: Mikroplastik ist in der Schweiz nicht verboten. In der EU und Mexico-Stadt ist Einwegplastik seit 2021 verboten, was auch die Entstehung von Mikroplastik eindämmen soll. In der Schweiz ist ein solches Verbot bisher nicht absehbar. Voraussichtlich ab 2022 sollen jedoch oxo-abbaubare Kunststoffe verboten werden – das sind solche, die sich schnell in Mikroplastik zersetzen.

Mikroplastik vermeiden: Das kannst du tun

Die gute Nachricht ist: Es gibt einige Tipps, mit denen du verhinderst, dass Mikroplastik in der Umwelt landet.

1 Vermeide (Kosmetik)Produkte, die Mikroplastik enthalten. Wenn du zu zertifizierter Naturkosmetik greifst, kannst du sicher sein, dass kein Mikroplastik darin steckt. Weiter unten findest du eine Liste, wie Mikroplastik auf Produkten deklariert wird. Tipp: Die App «Codecheck» hilft dir dabei, Produkte mit Mikroplastik zu erkennen.

2 Setze auf Kleidung aus Naturfasern wie Bio-Baumwolle, Lyocell oder Wolle. Klamotten aus syntetischen Fasern kannst du im «Guppyfriend Washingbag», einem Beutel, der Mikroplastik auffängt, waschen.

3 Wer Plastik spart, verringert auch die Entstehung von Mikroplastik. Plastik vermeidest du etwa, wenn du im Unverpackt-Laden einkaufst, Bienenwachstücher statt Frischhaltefolie verwendest und auf Mehrweg-Trinkflaschen und Lunchboxen setzt.

4 Richtig recyceln ist wichtig! Plastikabfall gehört nicht in den Biomüll. PET und Plastik wie Waschmittelflaschen & Co. kannst du zu separaten Sammelstellen bringen.

Wie wird Mikroplastik deklariert?

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Mikroplastik erkennt man auf der Liste der Inhaltsangaben. Foto © monkeybusinessimages / iStock / Getty Images Plus

Bei Kosmetik & Co. auf Mikroplastik achten kann nur, wer weiss, wie es deklariert ist. Schliesslich steht auf der Liste der Inhaltsstoffe nicht «Plastik» oder «Mikroplastik». Folgende Begriffe bezeichnen Mikrokunststoffe:

  • Acrylates Copolymer (AC)
  • Acrylates Crosspolymer (ACS)
  • Allyl stearate/vinyl acetate copolymers
  • Butylene copolymer
  • Dimethiconol
  • Methicone
  • Nylon-6
  • Nylon-12
  • Polyacrylate (PA)
  • Polyamide
  • Polyester
  • Polyethylen (PE)
  • Polyethylen glycol (PEG)
  • Polyethyleneterephtalate (PET)
  • Polymethylmethacrylat (PMMA)
  • Polypropylen (PP)
  • Polyproylene glycol (PPG)
  • Polyquaternium (PQ)
  • Polystyren (PS)
  • Polyurethane (PUR)
  • Siloxane
  • Trimethylsiloxysilicate
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