Mikroplastik heizt das Klima zusätzlich auf
Mikroplastik in Meeren, Flüssen aber auch in der Erde schadet der Umwelt womöglich noch mehr als bisher angenommen. Zerfallen die Kunststoffteilchen, setzen sie Treibhausgase frei.

Mikroplastik verseucht Meere, Flüsse aber auch die Natur an Land. Sogar in der Luft lassen sich die Plastikpartikel nachweisen.
Die winzigen Kunststoffteilchen entstehen einerseits, wenn Plastiksäcke, Pet-Flaschen und andere Kunststoffgegenstände sich in der Natur zersetzen.
Andererseits befindet sich Mikroplastik in Shampoos, Duschgels und anderen Kosmetikprodukten oder im Waschmittel.

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Versteckt in der Nahrungskette landet Mikroplastik in unserem Essen, sei es im Honig, Fisch, Salz oder in Getränken, die wir trinken.
Doch damit nicht genug: Nun zeigt eine Studie, dass Mikroplastik womöglich einen noch viel grösseren Schaden anrichtet, als bisher bekannt.
Zerfallen die Kunststoffteilchen unter Einwirkung von Sonnenlicht, setzen sie Treibhausgase frei. Darunter auch Methan, das dem Klima besonders stark einheizt.
Methan besteht zwar deutlich kürzer in der Erdatmosphäre als CO2, es bindet jedoch 28 mal mehr Hitze aus der Sonnen als CO2 und erwärmt die Atmosphäre daher stärker. Methan entsteht insbesondere bei der Viehzucht und beim Anbau von Reis, aber auch durch Verbrennen von fossilem Brennstoff.
Zu diesem Ergebnis kamen Sarah-Jeanne Royer und ihr Forscherteam von der University of Hawaii in Manoa.
Die Wissenschaftler untersuchten verschiedene Kunststoffsorten und wie sie unter Einfluss von Sonnenlicht zerfallen.
Resultat: Die verschiedenen Plastiksorten geben Ethylen und Methan ab, wenn sie mit UV-Licht bestrahlt werden.
Es kommt noch schlimmer

Ein verschmutzter Fluss in Serbien. Foto: © picturesd/ iStock / Getty Images Plus
Während 212 Tagen haben die Forscher beobachtet, was unter anderem mit LDPE-Kügelchen, einer speziellen Polyethylen-Art, passiert, wenn sie mit Sonnenlicht bestrahlt werden.
Je länger die Kunststoffkügelchen bestrahlt wurden, desto mehr Treibhausgase produzieren sie.
Treibhausgase sogar im Dunkeln
«Weil bei dem Prozess Risse und Mulden im Material entstehen, vergrößert sich auch die Oberfläche, auf der die Sonne ihre schädliche Wirkung entfalten kann - dies trägt zu einer weiteren Beschleunigung der Treibhausgasproduktion bei», sagt Sarah-Jeanne Royer.
Sorgen bereitet den Forschern auch, dass wenn der Zersetzungsprozess erst einmal begonnen hat, das Material sogar im Dunkeln noch Gase freisetzt.
Bisher unbeachtete Quelle von Treibhausgasen
Je mehr sie zerfallen, desto mehr Treibhausgase könnten Kunststoffteile in der Umwelt freisetzen, vermuten die Forscher. «Mikroplastik kurbelt die Produktion von Treibhausgasen womöglich weiter an», schreiben sie in der Studie.
«Plastik stellt damit eine bisher nicht beachtete Quelle klimarelevanter Spurengase dar, die mit der zunehmenden Anreicherung von Kunststoff in der Umwelt in Zukunft an Bedeutung gewinnen wird», sagt Royers Kollege David Karl.
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