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Wann und wie du Bäume richtig schneidest

Während Obstbäume am besten in den Wintermonaten geschnitten werden, ist für andere Laubbäume der Sommer ideal. Warum der Baumschnitt wichtig ist und welche Baumarten man wie zurückschneiden kann. Egal ob Verjüngungsschnitt oder ein radikaler Schnitt, das richtige Werkzeug ist das A und O. Wie du Obst- und andere Laubbäume im Garten richtig schneidest.

Mann schneidet Baum
Obstbäum werden im Wintergeschnitten, andere Bäume im Sommer. Foto © Csondy/E+

Warum Bäume schneiden | Richtiger Zeitpunkt für Baumschnitt | Richtiges Werkzeug zum Bäumeschneiden | Welche Äste wie schneiden | Totholz entfernen | Dos und Don'ts beim Baumschnitt

Warum soll ich Bäume schneiden

Warum schneide ich überhaupt einen Baum? Schliesslich ist das in der Natur ja auch nicht nötig. Richtig, kann man da nur sagen. Aber auch 'aber'. Denn es gibt viele Kulturformen von Gehölzen, sprich Züchtungen und veredelte Baumarten, die einer Baumpflege in Form eines Schnittes bedürfen.

Grundsätzlich wird ein (regelmässiger) Rückschnitt gerade an Obstbäumen vorgenommen. Diese tragen sonst mit der Zeit nicht mehr so gut und neigen zu Krankheiten. Daher ist ein jährliches Feintuning nötig, bei dem man ein paar Regeln beachten sollte, die ich gleich erklären werde.

Klar, ihr könnt, wie in diesem Fall, auch Bäume schneiden, die zu gross oder zu breit sind. Wenn sie etwa mit den Jahren das Küchenfenster komplett einnehmen, in einen anderen hineinwachsen oder das Wohnzimmer zu einer ganzjährig dunklen Gruft machen. Dann wird der Wuchs entsprechend korrigiert. Es gibt aber auch ein paar wenige Bäume, die man besser nicht schneidet. Dazu mehr bei den Dos und Don`ts.

Wann ist der richtige Zeitpunkt, um Bäume zu schneiden?

Obstbäume schneiden

Die Faustregel besagt, dass gerade Obstbäume von Oktober bis März geschnitten werden können. Auch bei möglichen Minusgraden, aber nie unter -5 Grad. Der Obstbauer bevorzugt die Monate Februar und März für den Frühjahrs- oder Winterschnitt.

Profitipps für Obstbäume:

  1. Den Ertrag deiner Obstbäume kannst du steigern, in dem du vor allem Wasserschosse, auch Wassertriebe genannt, entfernst. Das sind jene einjährigen Triebe (gut erkennbar an der dunkleren Farbe/sind noch nicht verholzt), die senkrecht nach oben wachsen. Dieser starke Austrieb trägt nächstes Jahr keine Frucht und wäre beim Winterschnitt sowieso weggekommen. Effekt: Die Früchte können besser ausreifen, weil der Baum keine Energie für das Wachstum der unnötigen Äste benötigt. Der Zeitpunkt liegt etwa im Juli, August. Man erkennt ihn, wenn die Endknospen eben am Ende der eher waagerecht (!) wachsenden Triebe ausgebildet sind.
  2. Haben Süsskirschen ihre gewünschte Grösse erzielt, dann ist der Sommerschnitt zu bevorzugen. Äste mit max. 5 cm Durchmesser die: Steil wieder nach oben wachsen, die in das Kroneninnere wachsen und Konkurrenz (stammnah) zu den Haupttrieben bilden, damit alles insgesamt zu eng machen, die kommen weg. Warum man im Sommer junge und zu dichte Triebe der Kirsche schneidet? Die Früchte reifen wie gesagt besser und die Schnittstellen verheilen optimal, Krankheiten wie Pilze haben keine Chance einzudringen.
  3. Feigen schneiden: Feigen werden, wenn nötig, im Spätwinter geschnitten. Im Sommer oder Herbst würden sie ausbluten (weisse Flüssigkeit). Das ist für die Triebe nicht gut. Aber: Da die Früchte bereits im Herbst angesetzt werden, entfernt man so auch einen Teil der Feigen. Hier der Tipp bei buschigen Feigen: Ab und an einen der Haupttriebe an der Basis kappen. Lösung: Eventuell nur einen Teil der Triebe einkürzen (vermindert den Verlust). Im nächsten Jahr dann den Rest. Rückschnitt hier aber nur bei Bedarf (zu gross) und knapp über einem sogenannten Auge (Verdickung, die später Blätter bilden würde).

Wann andere Bäume schneiden?

Generell ist der Sommer für die allermeisten anderen Laubbäume fürs Einkürzen (wieder Wasserschosse, wenn diese neuen Austriebe stören = kosmetisch) besser als der Winter. Kugelbäume wiederum im Spätwinter schneiden (=stärkerer Rückschnitt für gewünschte Form), im Frühjahr blühende Bäume wie Mandelbaum oder Flieder eher nach der Blüte schneiden, da sie bereits im Herbst die Blüten ansetzen.

Tipp: Gehölze wie Eiben oder Thujen mit Ästen bis auf den Boden kannst du aufasten. Das schafft beispielsweise einen neuen Sitzplatz. Hierfür die Äste bis zur gewünschten Höhe stammnah entfernen.

Das richtige Werkzeug für den Baumschnitt

Die allermeisten Schnitte, gerade an Obstbäumen oder einjährigen Trieben gelingt mit einer vernünftigen Gartenschere. Vernünftig heisst für mich: Stabile Konstruktion, im Idealfall gibt es Einzelteile als Ersatz (Nachhaltigkeit!).

Empfehlenswert ist eine sogenannte Bypass-Schere, die zwei nebeneinander vorbeigleitende Klingen hat. Sie schneidet viel sauberer als die Ambossschere mit nur einer Schneide. Voraussetzung: Scharfe Klingen. Hier hilft ein Scheren- oder Klingenschärfer.

Bei grösseren Bäumen (grösser als Körpergrösse) ist eine Astschere ideal mit langen Griffen, die du beidhändig bedienst. Sie kommt nicht nur durch dickere Äste bis so 3, 4 cm Durchmesser, mit Getriebe sogar dickere, und mit ihr erreicht man zudem höher sitzende Äste. Optional gibt es noch Teleskop-Astscheren, die du zwischen 2 und 4 Metern ausfahren kannst.

Dann wäre für dickere Äste auch noch eine Astsäge wichtig. Im Gegensatz zu der des Zimmermanns oder Schreiners, hat diese spezielle Säge eine gröbere Zahnung. Diese dient speziell dem Sägen von feuchtem Holz also eben den starken Austrieben an Gehölzen.

Gerade bei kräftigeren Ästen gehört noch ein scharfes Messer dazu, um eventuell die Ränder sauber auszuschneiden.

Welche Äste werden wie geschnitten?

Für den Obstbaumschnitt gilt: Der Gärtner muss seinen Hut durch die Zweige werfen können. Das gilt übrigens auch für Johannisbeer- oder grössere Stachelbeersträucher.

Aber wie geht das jetzt genau mit dem Rückschnitt? Der Spätwinter ist die richtige Zeit, denn dann siehst du die Struktur und die Verästelung des Corpus Delicti ganz genau. Grundsätzlich gelten folgende Regeln für den richtigen Schnitt:

  • Schnitte immer sauber durchführen und immer nahe an der Stelle, an der er das Tageslicht erblickte.
  • Der Schnitt geht immer auf ein nach aussen zeigendes Auge (noch schlafender Zweig) und wenige Millimeter schräg zum Auge.
  • Genannte Wasserschosse entfernen.
  • Nach innen oder deutlich nach unten wachsende Zweige kommen weg.
  • Zu eng sitzende oder sich kreuzende Austriebe entfernen. Letzteres führt zu Scheuerstellen, spätestens wenn das Gewächs Blätter austreibt und Früchte trägt.
  • Äste eher nicht einkürzen, sondern dann ganz mit deinem Werkzeug herausnehmen, da sich sonst Verzweigungen bilden, die die Krone noch dichter machen.
  • Je mehr neues und altes Holz entfernt wird, desto stärker treibt fast jede Baumart aus.
  • Letzteres kann insbesondere alte Obstbäume wiederbeleben. Die Pflanze wird aktiviert und bildet mehr neue Triebe und trägt oft wieder besser.
  • An Birnen und Äpfeln entfernst du alte, nach unten gerichtete Zweige bis auf einen vitalen, jüngeren Zweig. Das fördert die Bildung von Fruchtholz, das bei diesen beiden Sorten das Zweijährige ist.
  • Es hilft nicht, dürre Äste nur zu kappen - sie müssen direkt am Stamm abgeschnitten werden, ohne dass eine Nase (ein sogenannter Kleiderhaken) übrigbleibt.

Sollte durch das Schneiden der Baum doch mal verletzt werden, erklären wir hier, wie du die Baumwunde verschliessen kannst.

Totes oder krankes Holz muss immer weg

Geschnitten werden muss auf jeden Fall totes oder krankes Holz. Egal welches Gehölz, gleich welche Jahreszeit. Da musst du dir keinen Kopf machen.

Totes Holz erkennst du generell daran, dass schlichtweg kein Laub an diesem Baumteil gebildet wird, das Holz ergraut oder Nadeln komplett braun sind. Diese oft grossen, dicken Äste sollten auf jeden Fall entfernt werden. Sie schaden nur dem Gehölz und brechen gerne bei Stürmen ab.

Tipps:

  • Zweifel ob tot oder nicht? An der Rinde mit dem Fingernagel oder etwas Scharfem kratzen. Ist noch Leben vorhanden, dann wird es grün unter der Rinde.
  • Sind bei hohen Bäumen im eigenen Garten weit oben in der Krone tote, kräftige Äste zu sehen? Dann lieber den Fachmann ranlassen. Auch wenn du sie einkürzen möchtest.

Dos & Don`ts beim Baumschnitt

Dos:

  • Möglichst saubere Klingen für den Baumschnitt verwenden.
  • Wo möglich die Klingen der Garten- und Astschere vor dem Schnitt desinfizieren; wenn die Pflanze krank ist, dann auf jeden Fall danach.
  • Weniger ist manchmal mehr.
  • Viel angefallen beim Baumschnitt? Dann einen Häcksler ausleihen und Mulchmaterial oder Zutat für den Kompost herstellen.

Don`ts:

  • Keine stumpfen Werkzeuge beim Baumschnitt nutzen.
  • Keine ausgefransten Ränder produzieren. Das erhöht die Krankheitsanfälligkeit, verwächst schlecht und ist einer der häufigsten Fehler.
  • Keine Stummel produzieren, indem du planlos den Baumschnitt durchführst, denn das lässt ganze Äste absterben.
  • Bäume wie Magnolie, Zaubernuss möglichst nicht, Fächer- und Schlitzahorn gar nicht schneiden. Magnolie und Zaubernuss mögen das nicht, Schnitte verheilen schlecht, die Magnolie bekommt ellenlange Wasserschosse, die Zaubernuss wächst nur schlecht nach. Duftende Triebe von diesem Spätwinterblüher für die Vase sind natürlich erlaubt. Die Ahorne verlieren durch einen Baumschnitt ihre schöne Form.

Autor: Jürgen Rösemeier

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