Neues Modell zeigt: So viel Mikroplastik steckt in Schweizer Gewässern

12.06.23 - Ein Sprung in die Limmat, ein Tauchgang im Vierwaldstättersee oder ein Erfrischungsbad im Rhein – Was wir als ungetrübtes Badevergnügen empfinden, enthält oft eine unsichtbare Gefahr: Mikroplastik. Dank Empa-Forschenden können wir nun die Belastung unserer Gewässer mit dem unsichtbaren Schadstoff besser einschätzen.

Mikroplastikteile schwimmen im Wasser
Ein unsichtbare Problem wird endlich sichtbar: Mikroplastik ist auch in der Schweiz allgegenwärtig. © dottedhippo / iStock / GettyImages

Mikroplastik ist überall. Auch in Schweizer Gewässern landen jährlich rund 15 Tonnen dieser winzigen Plastikpartikel. Sie stammen unter anderem aus Kosmetika, Kunstfaserkleidung oder entstehen durch den Abrieb von grösseren Plastikstücken.

Eine genaue Messung der Mikroplastikkonzentration im Wasser war bisher schwierig. Doch nun haben David Mennekes und Bernd Nowack der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) auf Anweisung des Bundesamts für Umwelt ein Modell entworfen, das die Konzentration von Mikroplastik in Schweizer Gewässern berechnen kann.

Jährlich fliessen etwa 4.5 Tonnen Mikroplastik rheinabwärts nach Deutschland

Laut dem Modell der Empa-Forscher bleibt etwa die Hälfte des Mikroplastiks, das in die Schweizer Gewässer gelangt, im Land. Rund ein Drittel setzt sich in Seen ab, der Rest verbleibt in den Flüssen. Besonders hohe Konzentrationen finden sich flussabwärts von Grossstädten. Am meisten Mikroplastik enthält der Rhein in der Nähe von Basel, wo der Abfall sämtlicher grossen Flüsse wie Aare, Limmat und Reuss gebündelt vorliegt. Jährlich fliesst so etwa viereinhalb Tonnen Mikroplastik in Richtung Deutschland.

Nutzen für die Politik

«Mit unserem Modell können wir erstmals die Mikroplastikbelastung im ganzen Land berechnen», wird Forscher Nowack in einer Mitteilung des Bundes zitiert. Das Modell bietet auch die Möglichkeit, bspw. den Effekt von staatlichen Massnahmen auf die Konzentrationen von Mikroplastik abzuschätzen. Die Ergebnisse wurden vergangene Woche in der neuen Zeitschrift «Nature Water» veröffentlicht.

Weitere Forschungen geplant

Als nächsten Schritt könnte man die Berechnungen nutzen, um zu bestimmen, wie gefährlich sie für die Umwelt in den betroffenen Gebieten sein könnten.

Das Modell ist nicht nur auf die Schweiz beschränkt, es kann auch auf andere Länder und Gebiete angewendet werden. Doch Nowack und Mennekes fokussieren sich derweil auf die Schweiz. Sie arbeiten bereits an einem vergleichbaren Modell, um die Menge von Makroplastik – etwa PET-Flaschen und Plastiktüten – in Gewässern vorhersagen zu können.

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