Was du wissen musst, bevor du dir eine Daunenjacke kaufst

Du überlegst, dir diesen Winter eine richtig warme Daunenjacke zuzulegen? Was du vorher wissen musst und welche nachhaltigen und tierfreundlichen Alternativen es zu Daunen gibt.

Was du wissen musst, bevor du dir eine Daunenjacke kaufst
Bevor du dich für eine Daunenjacke entscheidest, soltlest du dich gut informieren. Foto © baona / iStock / Getty Images Plus

Die Suche nach der richtigen Winterjacke ist gar nicht so leicht. Schliesslich soll sie chic aussehen, nicht zu schwer sein, die Bewegungsfreiheit nicht einschränken und vor allem: richtig warmhalten.

Gerade Daunenjacken und -mäntel haben den Ruf, all diese Kriterien zu erfüllen. Denn Daunen sind sehr leicht, anschmiegsam und halten Wind und Kälte lange fern.

Doch wie bei allen tierischen Produkten solltest du bei Daunen ganz genau hinsehen. Denn bei den weichen Federn, die neben Jacken auch in Duvets und Kissen stecken, handelt es sich um das Untergefieder von Gänsen und Enten, das oftmals alles andere als tiergerecht gewonnen wird.

Mehr als ein Nebenprodukt

Nachhaltigleben
Daunen sind besonders weiche Federn ohne Federkiel. Foto © Andrey Atanov / iStock / Getty Images Plus

Daunen – so könnte man meinen – sind ein Nebenprodukt der Geflügelproduktion. Geschäftsführer Fachbereich beim Schweizer Tierschutz STS Samuel Furrer weiss, dass das nur die halbe Wahrheit ist:

«Wenn die Daunen von toten Vögeln stammen, kann man davon ausgehen, dass die Tiere wegen des Fleisches gezüchtet wurden. Dann bieten die Daunen einen zusätzlichen Nutzen in der Geflügelproduktion. Doch das eigentliche Problem ist der Lebendrupf.»

Totrupf vs. Lebendrupf

Es gibt zwei Arten, wie die Daunen den Vögeln entnommen werden: den sogenannten Totrupf und den Lebendrupf.

Totrupf

Im besten Falle stammen die Daunen in einer Winterjacke oder einem Duvet aus dem sogenannten Tot- oder Schlachtrupf. Das bedeutet, dass den Vögeln die Federn erst nach der Schlachtung ausgerupft werden. Bei diesen Daunen handelt es sich in den meisten Fällen also tatsächlich um ein Nebenprodukt der Geflügelindustrie.

Wenn Daunen aus dem Schlachtrupf stammen, heisst das jedoch nicht, dass die Tiere artgerecht gehalten wurden. Ausserdem weist Furrer darauf hin, dass man bei Daunen aus Totrupf nicht ausschliessen kann, dass die Vögel während ihres Lebens schon gerupft wurden. Schliesslich könnten die letzten Federn eines Vogels trotzdem als solche aus dem Schlachtrupf verkauft werden.

Lebendrupf

Das Wort lässt es schon vermuten: Beim Lebendrupf wird Gänsen und Enten bei lebendigem Leibe das untere Federkleid wortwörtlich entrissen. Der Vorteil dieser Praktik liegt für die Betriebe darin, dass eine Gans mehrmals im Jahr gerupft werden kann und dadurch mehr Daunen produziert.

Die gute Nachricht: Lebendrupf ist in der Schweiz verboten. So wird es in der Tierschutzverordnung festgehalten.

Was die Verordnung nicht ausdrücklich verbietet, ist das sogenannte Raufen, also das Abstreichen von Federn und Daunen während der Mauser. Bei diesem Vorgang ist es schwer nachzuweisen, ob die Tiere währenddessen tatsächlich mausern und ob nicht zusätzlich Federn herausgerupft werden, die nicht von alleine ausfallen würden.

Woran erkennt man, wie die Daunen gewonnen wurden?

Dass der Lebendrupf in der Schweiz und der EU verboten ist, klingt erst einmal gut. Doch in Jacken, Duvets & Co., die in der Schweiz verkauft werden, stecken natürlich nicht nur Schweizer Daunen. Und in Importländern wie etwa China und Ungarn ist der Lebendrupf gang und gäbe.

Die schlechte Nachricht: Daunen, die aus dem Lebendrupf stammen, müssen hierzulande nicht deklariert werden. Das hält der Bund im Bericht zur «Obligatorischen Deklaration der Herstellungsmethoden von Nahrungsmitteln» fest.

Doch in den vergangenen Jahren haben sich mehrere Labels etabliert, die eine artgerechte Haltung garantieren sollen und nur Daunenprodukte zertifizieren, die aus dem Schlachtrupf stammen. Wichtig ist ausserdem, dass Stopfmast ausgeschlossen werden kann – und dafür gibt es Labels.

Daunen-Labels sollen Transparenz bieten

Um Konsumenten mehr Transparenz zu ermöglichen und hochwertige, tierqualfreie Daunen zu kennzeichnen, gibt es drei Labels:

«Responsible Down Standard» (RDS)

Das RDS-Siegel garantiert, dass Daunen nur von Gänsen und Enten stammen, die nicht gestopft oder lebend gerupft wurden. Die Zertifizierung erhalten laut eigenen Angaben nur Produkte, die zu 100 Prozent Daunen enthalten, die den RDS-Standards entsprechen.

 Der «Down Pass»

Besonders strenge Auflagen gelten für Produkte, die das Down-Pass-Label erhalten. Es garantiert, dass die Daunen und Federn nicht von lebenden Tieren gewonnen werden und aus streng kontrollierten Lieferketten stammen, die Konsumenten rückverfolgen können. Auch die Aufzucht der Vögel wird von unabhängigen Dritten dauerhaft streng überwacht.

«Global Traceable Down Standard» (TDS)

Der TDS-Standard wurde von der Outdoormarke Patagonia in Zusammenarbeit mit verschiedenen Tierschutzorganisationen entwickelt. Das Label zertifiziert Produkte mit Daunen, die weder aus Lebendrupf noch von Gänsen aus der Stopfmast stammen. Wie der «Down Pass» verspricht auch dieser Standard die vollkommene Transparenz – von der Aufzucht der Vögel bis zur Herstellung des Daunen-Produkts.

Aber Vorsicht: Keines dieser drei Siegel ist gesetzlich geschützt.

Auf die Frage, wie sicher ich mir dann als Konsument überhaupt sein kann, wenn ich zu einem Produkt mit zertifizierten Daunen greife, antwortet Furrer: «Mit diesen Standards hat man die bestmögliche Gewähr, dass die Tiere aus besserer Haltung stammen. Aber wenn man sich ganz sicher sein und Tierleid ausschliessen will, dann greift man nicht zu einem Daunenprodukt.»

Aus Tierschutzsicht sollte man statt zu Daunen zu Jacken mit Naturfaser- oder Kunststofffüllung greifen, betont Furrer. Eine andere Option ist es, auf Produkte mit recycelten Daunen zu setzen. Furrer weist jedoch darauf hin, dass auch recycelte Daunen nur dann eine gute Option sind, wenn sie den Label-Vorgaben entsprechen und ursprünglich weder aus der Stopfmastproduktion noch aus Lebendrupf stammen.

Unsere 5 Top-Marken für Jacken mit recycelten oder veganen Daunen

1 Patagonia

Der US-Outdoor-Ausrüster Patagonia bietet in seiner neusten Kollektion 54 Modelle mit Recycling-Daunen an. Diese stammen aus Kissen und Duvets, die ausgedient haben und andernfalls im Abfall landen würden.

2 Vaude

Auch das deutsche Outdoor-Label Vaude setzt seit 2019 auf recycelte Daunen. Bisher finden Männer und Frauen hier Westen sowie eine leichte und eine sehr warme Winterjacke, die nur recycelte Daunen enthalten.

3 Embassy of Bricks and Logs

Wenn du ganz auf Daunen verzichten möchtest, wirst du bei Embassy of Bricks and Logs garantiert fündig. Die warme Fütterung besteht hier ausschliesslich aus recyceltem PET.

4 Hood Lamb

Auch die Jacken und Mäntel von Hood Lamb sind 100 Prozent vegan. Sie bestehen aus Materialien wie Hanf, Bio-Baumwolle und recycelte PET-Flaschen und halten auch bei Minusgraden garantiert warm. Erhältlich sind die Jacken etwa im Circleshop.

5 Dedicated

Das trendige Streetware-Label Dedicated produziert Kleidung unter fairen Bedingungen und setzt nur auf «vegane Daunen». Die Winterjacke aus recycelten PET-Flaschen für sie und ihn gibt’s etwa bei Rrrevolve.

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