Design, das überrascht und Gutes bewirkt

Design-Schmuck und Möbel für ihr Label «Collec» lässt Franziska Aeschimann in Schweizer Werkstätten herstellen. Umweltschonend und sozialverträglich produzieren ist für sie gelebte Nachhaltigkeit.

Franziska Aeschimann
Franziska Aeschimann, Foto: Privat

In ihren Entwürfen versucht Franziska Aeschimann um die Ecke zu denken. Immer wieder überrascht sie mit unerwarteten Materialien oder fügt Bestehendem eine neue Bedeutung zu. Sie verarbeitet zum Beispiel Zugfedern oder Teile von antiken Kronleuchtern zu Schmuckstücken. In ihren filigrane Faltlichtern verwandelt sich ein Kunstobjekt zum Gebrauchsgegenstand.

Zusammenarbeit mit Schweizer Werkstätten

«Gutes Design zu erschwinglichen Preisen sollten wir täglich in den Händen halten und nicht nur in Museen und Galerien bewundern können», lautet die Philosophie der Schweizerin. Mit ihrem eigenen Label collec möchte sie dazu einen Beitrag leisten. Auch zum Thema Nachhaltigkeit: Sämtliche Produkte entstehen in Zusammenarbeit mit Schweizer Werkstätten.

Auf den ersten Blick gibt es sehr viele gut gestaltete Massenprodukte auf dem Markt. Aber in der Herstellung unterscheiden sie sich massiv, weiss die Designerin. «Für mich ist klar, dass ich keine Produkte unter meinem Label verkaufen will, die zu Hungerslöhnen an unsicheren Arbeitsplätzen und unfairen Arbeitsbedingungen produziert wurden.» Auch weil swiss made ein Verkaufsargument ist, für Qualität und Innovation steht, habe sie sich für diesen Weg entschieden. Die Zusammenarbeit mit den geschützten Werkstätten ergab sich, weil dort oft noch handwerklich produziert wird. Es ist für sie auch ein soziales Anliegen. «Diese Menschen leben oft am Rande unserer Gesellschaft. Dass sie an der Herstellung qualitativ hochstehender Produkte beteiligt sind, stärkt ihr Selbstbewusstsein.»

Derzeit arbeitet Franziska Aeschimann mit drei verschiedenen Institutionen zusammen. «Es ist ein schwieriger, langer Weg, der sehr viel Geduld und Durchhaltewillen erfordert», resümiert sie, «Aber wenn am Schluss die fertig produzierten Produkte in einem Museumsshop oder einem tollen Laden in der Auslage stehen, ist meine Freude riesig!»

Als Designerin geboren

Eine Designerin gestaltet – in diesem Sinne war die inzwischen 46-Jährige schon immer Gestalterin. «Schon als Kind habe ich viel gebastelt, gezeichnet, lernte stricken, nähen, sticken – alles Handwerkliche hat mich interessiert.» Das Schlüsselerlebnis war eine selbst gemachte Halskette, die sie vor über 20 Jahren bei der Arbeit in einem Design Möbelhaus trug. «Viele Kundinnen interessierten sich für diese Kette, denn wir verkauften in einer Vitrine auch diverse Schmuckstücke.» Ihr damaliger Chef wurde auf diese Anfragen aufmerksam. Bald produzierte seine begabte Mitarbeiterin ihre erste Kleinserie für das Geschäft. Im Nu waren alle Halsketten verkauft. Es war der Anfang ihrer Laufbahn als Designerin.

Nachhaltiges Design von Franziska Aeschimann

Franziska Aeschimanns Designs sind aussergewöhnlich und dazu nachhaltig. Foto: collec.ch

Franziska Aeschimann ist eine klassische Autodidaktin – learning by doing! «Es ist ein schwieriger Weg, aber am Schluss zählt zum Glück nur das Resultat und nicht ein Hochschulabschluss.» Inspirieren lässt sie sich vom Leben selbst. Sie sammelt Bilder, Fotos, scheinbar Wertloses, Kinderzeichnungen ... «Eigentlich alles, was mir als Inspirationsquelle dienen könnte», sagt die Designerin. «Ich gehe mit neugierigen und aufmerksamen Augen durch die Welt, denn es gibt keinen Ort, und sei es noch so ein «Un-ort», der mich nicht inspirieren könnte.» In ihrem Innern, berichtet sie weiter, sammle sie auch Eindrücke von Begegnungen mit Menschen, Geschichten, Kulturen oder der Kunst und Natur.

Beim Gestalten eines Produkts räumt die Unternehmerin sich selbst viel Freiheit ein. «Manchmal verläuft ein Entwurfsprozess konsequent und konzeptionell. Er kann aber auch chaotisch, frei, spontan sein. Ich lasse mich gerne vom Zufall überraschen und lasse das Material für sich sprechen. Handwerk ist mir ein grosses Bedürfnis und ich entwickle meine Ideen aus dem Material heraus, mittels Papiermodellen.»

In Bern aufgewachsen

Privat ist Franziska Aeschimann auch ein Familienmensch. Sie wuchs in einem Vorort von Bern auf und lebt heute zusammen mit ihren Lieben in einem grossen Haus in der Agglomeration der Hauptstadt. «Mein Alltag mit drei Kindern und meinem Mann, der auch sehr viel arbeitet, ist turbulent. Gott sei Dank hab ich meine Leidenschaft zum Beruf gemacht, denn Freizeit bleibt nicht viel.» In ruhigen Momenten liest sie ein spannendes Buch, spaziert durch den Wald oder schlendert durch die Stadt. Sie liebt Museen und Städtetrips oder näht sich auch gern mal ein neues Kleid. «Wir haben eine grosse Familie und viele Freunde, die wir oft zum Essen treffen. Ich liebe es an Wochenenden mit spannenden Menschen an einer grossen Tafel zu sitzen - am liebsten draussen an der Sonne!»

Mehr über Franziska Aeschimann und ihre nachhaltigen Designs finden Sie unter www.collec.ch.

Text und Interview: Christine Lendt, 2013

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