Wie Permakultur im Garten mehr Erfolg und Artenvielfalt bringtPermakultur ist die nachhaltigste Variante des Gartenbaus. Wir erklären, nach welchen Prinzipien die Anbaumethode funktioniert und geben Tipps und Ideen für deinen eigenen Permakulturgarten. Jürgen Rösemeier-Buhmann Irene Müller Merken Permakultur erfordert zwar viel Handarbeit, dafür müssen bei der Ernte keine Abstriche gemacht werden. © mgstudyo/ iStock / Getty Images Das Wichtigste in Kürze Planung ist das A und O eines Permakulturgartens. Unsere Tipps, wie du mit Permakultur beginnst – inklusive Anbauplan und geeigneten Pflanzenkombinationen Sehr effektiv ist die Arbeit mit Mulch. Weitere praktische Anfänger-Tipps für deinen Permakulturgarten Inzwischen gibt es zahlreiche Möglichkeiten, sich im Bereich der Permakultur umfassend und professionell fortzubilden. Tipps für Ausbildungen, Kurse und mehr Vor ein paar Jahren noch als Hippie-Hobby belächelt, wird das Konzept der Permakultur zunehmend professionalisiert. Die Leitfäden sind nicht nur als ökologische Anbaumethode, sondern für die gesamte Gartengestaltung anwendbar. Besonders schön: Permakultur lässt sich auch im Kleingarten, auf kleinen Flächen auf der Terrasse, im Hochbeet oder in den Töpfen auf dem Balkon umsetzen. Was ist Permakultur? – Die Definition Die Definition von Permakultur sieht vor, dass der Mensch mit der Natur anstatt gegen sie arbeitet. Das Konzept beruht auf der natürlichen Artenvielfalt. Das heisst: Man arbeitet damit, was die Natur zu bieten hat und verwendet es zu seinem Nutzen. Dabei wird nicht nur bis zur nächsten Ernte, sondern langfristiger gedacht. Der Begriff Permakultur leitet sich von «permanent agriculture» ab, was so viel bedeutet wie «dauerhafte» oder eben «nachhaltige Landwirtschaft». Die Prinzipien der Permakultur Anders als bei der Monokultur reichert die Permakulturgärtnerin oder der Permakulturgärtner den Boden mit ganz natürlichen Nährstoffen für die Pflanzen an. In dieser Kreislaufwirtschaft gibt es so gesehen keine Abfälle – alles wird verwertet und hat einen Nutzen. Ob in der Landwirtschaft oder im eigenen Garten – die Prinzipien der Permakultur schonen die Natur und fördern die Artenvielfalt. Pestizide oder Kunstdünger sind hier tabu. Einer der Gründerväter der Permakultur ist David Holmgren. Seine Leitlinien für einen Garten nach den Prinzipien von Permakultur kurz und knapp zusammengefasst: Beobachte die Natur und lerne von ihr. Integriere Pflanzen und Tiere, statt sie abzugrenzen. Nutze erneuerbare Ressourcen und speichere Energie (z.B. durch Sonnenenergie, Wasserspeichertanks und fruchtbaren Böden). Produziere keinen Abfall. Mach kleine Schritte und verändere nicht alles von heute auf morgen. Lerne aus deinen Ergebnissen. Reagiere kreativ auf Veränderungen. Schätze die Vielfalt und das Marginale. Erwirtschafte einen Ertrag. Übrigens: Liest du die Prinzipien noch einmal durch, wird dir auffallen, dass sich die meisten dieser Prinzipien auch in vielen anderen Lebensbereichen anwenden lassen. Die Bedeutung von Permakultur für die Artenvielfalt Die Permakultur fördert die Anwesenheit vieler Gartennützlinge, die Schädlinge im Zaum halten, das Bodenleben fördern und für maximalen Ernteerfolg sorgen. Gerne werden auch Tiere wie Hühner oder Laufenten gehalten, die eine allfällige Selbstversorgung vereinfachen. Ein Insektenhotel sorgt für mehr Artenvielfalt im Permakultur-Garten. © JohnatAPW / iStock / Getty Images Der Boden wird mit geeigneten Pflanzkulturen und dem richtigen Mulchen auf natürliche Weise vor dem Austrocknen geschützt. Zudem wird eine grosse Vielfalt an Pflanzen angebaut, die sich gegenseitig nützen und vor Schädlingen schützen. Wobei gerade auch alte und seltene Gemüse- und Obstsorten und vor allem heimische Pflanzen Teil der Permakultur im Garten oder auf dem Feld sind. Auch das bedeutet Biodiversität. So beginnst du mit Permakultur Wer einen Permakultur-Garten anlegen möchte, muss nicht gleich den ganzen Garten umgraben. Als Neuling beginnst du am besten mit einigen einfachen Dingen und baust deine Permakultur schrittweise aus. Oder du fängst in einem Teil des Hausgartens mit Permakultur an und baust diesen Teil weiter aus. Konkrete Starthilfe: Mit Mulch von der Wiese zum Garten Willst du eine unberührte Wiese zum Gemüseproduzenten umfunktionieren, planst du am besten ein Jahr im Voraus. Besonders beliebt in der Permakultur ist das Anlegen von Beeten mithilfe von Mulch. So spart man sich nicht nur das mühselige Umpflügen, sondern erreicht auch bereits eine grosse Humusdichte. Lesetipp: Diese heimischen Blumen ziehen besonders viele Nützlinge wie Bienen und Marienkäfer an. Für den Mulch kannst du die unterschiedlichsten Naturmaterialen wie Heu, Stroh, Laub, Brennnesseln, zerkleinerte Rinde und Äste, oder einfach Kompost verwenden. All das schichtest du auf den Rasen – mindestens so hoch, damit das Gras sicher kein Sonnenlicht mehr bekommt, und wartest dann ab. Mit der Zeit zersetzt sich der Mulch und mit ihm der Rasen und zurück bleibt ein humusreiches Beet, das nur darauf wartet, von dir angepflanzt zu werden. Pflanzenliste: Diese Arten eignen sich ideal für die Permakultur Wenn du den Permakultur-Garten perfektioniert hast, musst du kein Saatgut mehr einkaufen. Denn dann versorgt der Garten nicht nur dich, sondern auch sich selbst! Einige bekannte Gemüsesorten, die sich besonders gut eignen für die Permakultur: Rotkohl (schweiz. Chabis) kann man fast das ganze Jahr hindurch ernten. Die Pflanze wächst – wenn man sie im Winter etwas durch Mulch schützt – immer weiter und bildet noch mehr Blüten. Mehrjähriger Rucola ist pflegeleicht mit dunkelgrünen, feingezähnten Blättern von wild-herbem Geschmack. Er ist winterhart und kann sogar im schneefreien Winter geerntet werden. Rucola verbreitet sich leicht im Garten und ist anspruchslos. Bei der Permakultur kommt es auf die richtigen Pflanzenkombinationen an © Hans Verburg / iStock / Getty Images Weiteres Ganzjahres-Gemüse: Mangold, Zwiebeln und Lauch (Wurzeln bei der Ernte drin lassen, dann schlagen sie wieder aus) Spargel: Die Saison ist zwar kurz, aber einmal gepflanzt, wächst er jedes Jahr wieder. Ausserdem ist der Spargel sehr pflegeleicht. Besonders beliebt und nahrhaft sind Kartoffeln: Sie wachsen bei uns überall und lassen sich mit einer übrigen Knolle wieder ganz einfach vermehren. Ideen für deinen Anbauplan «Weniger ist mehr» im Permakultur-Hausgarten. Das gilt insbesondere bei der Arbeit. Hier muss nicht alles aufgeräumt aussehen, Wildwuchs darf und soll auch sein. Laub bleibt liegen, wo es fällt und gepflanzt wird nicht in Reih und Glied, sondern gut gemischt und mit System: Wer einen Permakulturgarten anlegen möchte, setzt deshalb auf gute Pflanzkombinationen und Mischkulturen. Das fördert die Gesundheit der Pflanzen sowie den Ernteertrag. Beispiele für gute Pflanzkombinationen: Tomaten mit Kohlsorten oder Tomaten mit Basilikum, Petersilie oder Buschbohnen Erdbeeren mit Lauch, Knoblauch oder Zwiebeln Rüebli oder Radiesli mit Tagetes und Ringelblumen Salat mit Kohlgewächsen Weitere Mischkulturen, die sich gegenseitig ergänzen findest du hier. Den richtigen Standort zum Pflanzen wählen: Achte darauf, Gemüse, Kräuter oder Blumen am für sie geeigneten Standort zu pflanzen. Empfindliche Pflanzen fühlen sich zum Beispiel an einer schützenden Hecke wohl. Starkzehrende Gemüsesorten wie Kürbis oder Zucchetti gedeihen gut in der Nähe des Komposts, wo es bereits viele Nährstoffe im Boden hat. Welches Gemüse wie gepflegt werden muss, erfährst du in unserer Gartenrubrik. Wenn du in deinem Kleingarten keinen Platz für einen normalen Kompost hast, kannst du dir auch einen platzsparenden Wurmkompost basteln: Anfänger-Tipps für deinen Permakulturgarten: Mulch statt Kunstdünger: Laub, Grobkompost oder angetrockneter Grasschnitt kommt auf jede freie Fläche und möglichst unter jede Pflanze. Dies dient als Mulch. Dadurch wird die Wasserverdunstung reduziert und du musst weniger giessen und sparst Wasser. Der Mulch liefert übrigens auch Nährstoffe und Nahrung für Bodenlebewesen und Pflanzen. Was nicht als Mulch dient, wird zu Kompost. So vermeidest du Abfälle und wertvoller Naturdünger entsteht und wird in den Kreislauf zurückgeführt. Nützlinge ansiedeln: Im Permakultur-Garten werden alle Gifte wie Unkraut- oder Insektenvernichtungsmittel vermieden. Stattdessen kannst du Nützlingsbiotope wie einen naturnahen Teich, Wasserstellen für Vögel und Insekten sowie Insektenhotels einrichten und damit einen vielfältigen Permakultur-Garten schaffen. Nachteile der Permakultur Die Prinzipien der Permakultur sind im eigenen Garten – so klein er auch sein mag – wunderbar anzuwenden. In einem gut durchdachten Mischkulturgarten gibt es weniger Probleme mit Schädlingen wie Schnecken und man spart an Düngemitteln und Schädlingsbekämpfung. Das lässt sich theoretisch auch auf richtig grossen Flächen anwenden. Allerdings braucht es Zeit, die ideale Lösung für jedes Fleckchen Land herauszufinden. Der Aufwand für die Planung, sowie für die erforderliche Handarbeit ist oftmals zu gross für moderne Landwirte, die der Einfachheit halber meist doch lieber bei den Monokulturen bleiben. Dies beginne sich jedoch allmählich zu ändern, wie Permakultur-Experte Adrian Reutimann* betont: «Auch auf grossen Flächen gibt es aktuell schöne Entwicklungen, wie z.B. Baumstreifen auf dem Acker.» Immer beliebter seien auch Blühstreifen, Begleitpflanzen wie Leguminosen im Getreide, bodendeckende Unterpflanzen und bodenschonende Techniken, wie Reutimann erklärt. Alles Dinge, mit denen sich die industrielle Landwirtschaft den Prinzipien der Permakultur annähert und die Biodiversität fördert. Übrigens: An der HAFL wird laufend geforscht, wie die Permakultur in der Schweizer Landwirtschaft noch umfassender angewendet werden kann. Auf der Website des Kompetenzzentrums Permakultur-Landwirtschaft bleibst du auf dem aktuellen Stand neuer Erkenntnisse. Mehr zu den Vor- und Nachteilen der Permakultur im SRF-Beitrag aus dem Jahre 2020. Wird die Permakultur ihrem Nischendasein bald entwachsen können? © ArtMarie / iStock / Getty Images Bücher, Ausbildungen, Kurse und Jobs im Bereich Permakultur Möchtest du komplett in die Welt der Permakultur eintauchen? Es gibt zig Möglichkeiten, wie du mehr Wissen über dieses riesige Thema anreichern kannst. Bücher zum Thema Permakultur Wenn du ernst machst mit deinem Permakulturgarten, wird dir ein gutes Nachschlagewerk bestimmt helfen, nach und nach aufkommende Fragen zu klären. Hier drei der besten Bücher im deutschsprachigen Raum: «Permakultur - Gestaltungsprinzipien für zukunftsfähige Lebensräume» von David Holmgren: Ein Grundlagenwerk von einem der Begründer der Permakultur. Holmgren präsentiert die 12 Gestaltungsprinzipien und bietet tiefe Einblicke in die Philosophie und Praxis der Permakultur. «Permakultur - Praxisbuch für Garten, Balkon und Terrasse» von Andrea Heistinger und Judith Anger: Ein praxisorientiertes Buch, das detaillierte Anleitungen für die Umsetzung von Permakultur-Projekten bietet. Es eignet sich sowohl für Einsteiger als auch für erfahrene Gärtner. «Permakultur - Wege zur Nachhaltigen (Land-)Wirtschaft» von Bill Mollison: Ein umfassendes Werk von einem der Begründer der Permakultur. Mollison liefert tiefgehende Einblicke in Theorie und Praxis der Permakultur mit vielen Beispielen und Anleitungen. Kurse und Ausbildungen zur Permakultur Wer noch mehr Informationen zum Thema Permakultur sucht, einen Kurs machen möchte oder von Gleichgesinnten lernen möchte, wird beim Verein Permakultur Schweiz fündig. Übrigens: Es gibt mehrere Ausbildungen im Bereich der Permakultur. Seit 2015 kann man sogar innert zwei bis drei Jahren ein Diplom als Permakultur-Designerin oder -Designer erlangen. Jobs im Permakultur-Bereich Wer sich ganz der Permakultur verschreiben möchte, findet auf der Kompetenzplattform Permakultur-Landwirtschaft oder beim Verein Permakultur Schweiz viele Jobangebote für Quereinsteiger sowie ausgebildetes Personal. *Experte: Adrian Reutimann ist Leiter der Abteilung Permakultur-Landwirtschaft an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL). 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