Hühner halten im eigenen Garten: So geht's
Hühner halten im Garten ist in der Schweiz angesagt. Was Gartenfans wissen müssen, wenn sie Hühner halten, plus Tipps zu Hühnerstall, Futter und alten Schweizer Rassen.
Hühner sind absolut soziale Tiere, wollen in der Gemeinschaft leben, scharren, picken, sandbaden und auf erhöhten Plätzen schlafen. Um deinen Haustieren ein artgerechtes Zuhause bieten zu können, solltest du sie in Mindestgruppen von drei Tieren halten und mit Stall, Wintergarten und Weide mindestens 40 Quadratmeter Gartenfläche einberechnen.
Hühner im Garten: Anmeldung ist obligatorisch
Wenn du Hühner hältst, dann muss dies bei der kantonalen Koordinationsstelle gemeldet werden. Ziele dieser seit dem Jahr 2010 geltenden Vorschrift für Hobbyzüchter sind:
- Überwachung der Tiergesundheit
- Für den Fall der Fälle die Bekämpfung von Tierseuchen gut zu organisieren
- Rückverfolgbarkeit tierischer Lebensmittel
Hühner artgerecht im Garten halten
Wer im Garten Hühner hält, sollte den Tieren ein grosses Gehege und viel Auslauf bieten. Foto: © JasonJiron/ iStock / Getty Images Plus
In der Bio-Hühnerhaltung sind in der Schweiz 5 m² als Auslauf vorgeschrieben. Dieses Grössenmass für das Hühnergehege solltest du mindestens einhalten. Gerne auch mehr. Mehr, da der Auslauf dann nicht gleich völlig von jeglichem Grün befreit ist und deine Hühner ein schöneres Leben haben.
Empfehlenswert ist daher, für jedes Huhn einen Auslauf von 10 m² zur Verfügung zu stellen. Da sie sich gerne verstecken, sind ein paar Sträucher und auch schattenspendende Bäume ideal, wenn du Hühner halten möchtest. Das Hühnergehege sollte zudem nicht mehr als 12 Prozent Neigung aufweisen und ausreichend gesichert sein.
Mit oder ohne Hahn?
Hennen legen auch ohne Güggel Eier. Diese sind dann für eine mögliche Nachzucht nicht befruchtet. Allerdings ist in grösseren Gruppen der Herr auch Streitschlichter im Haus und sorgt für mehr Ruhe unter den Tieren. Bei kleineren Gruppen könnte der Hahn aber auch zum Tyrannen werden.
Wichtig: Auch rein weibliche Hühnerherden haben klare Hierarchien und Veränderungen bedeuten oftmals Unruhe und Auseinandersetzungen. Wenn neue Hühner hinzukommen, sollte man deshalb, wenn möglich mindestens zwei Tiere gleichzeitig in die Gruppe integrieren.
Eine jüngst veröffentlichte Broschüre, die der Schweizer Tierschutz STS gemeinsam mit dem Bund herausgegeben hat, empfiehlt ein zusätzliches, überdachtes Freilaufgehege, das schon ab Kleingruppen um die 9 m² aufweisen sollte. So können sich die Tiere auch bei schlechtem Wetter im Aussenbereich aufhalten. Gleichzeitig dient die Überdachung als Schutz bei Vogelgrippe-Gefahr.
Um deine Hühner optimal vor Fressfeinden zu schützen, sollte die Maschenweite des Gitters nicht mehr als zwei Zentimeter betragen. Doch auch von unten droht Gefahr: Die BLV-Tierschutzexpertin Brigitte Stuber empfiehlt dazu, einen Untergrabungsschutz anzubringen.
Hühnerstall: Was das optimale Haus braucht
Nicht nur vor dem Hühnerstall, sondern auch drin brauchen die Tiere Bewegungsfreiheit. Foto: © georgeclerk/E+
Für drei bis sechs Hühner empfiehlt der Schweizer Tierschutz (STS) mindestens 2 m² Stall mit allen Annehmlichkeiten. Bei mehr als sechs Hühnern gilt die Faustregel: max. vier Tiere pro Quadratmeter.
Die Sitzstangen sollten mindestens 50 Zentimeter über dem Boden angebracht sein und mindestens ebenso viel Kopffreiheit bieten. So können die Hühner einerseits ihrem Flugtrieb folgen, andererseits wird ihr natürliches Verhalten, die Freizeit und Nacht gerne auf Ästen in Bäumen zu verbringen, nachgeahmt.
Auf den Stangen im Hühnerstall sollte jedes Tier 30 Zentimeter erhalten. Idealerweise sind diese auf unterschiedlichen Höhen angebracht. Der Schweizer Tierschutz empfiehlt einen begehbaren Stall von ca. 1.80 m Höhe. Das freut nicht nur die Hühner, sondern erleichtert auch die monatliche Komplettreinigung des Hühnerstalls.
Nachhaltigkeitstipp: Abgelagerter (wichtig!) Hühnermist ist ein guter Naturdünger für die Blumenbeete und kann frisch auch kompostiert werden. Während Gemüse im Beet sitzt, sollte niemals direkt abgelagerter Hühnermist oder Kompost mit diesem Inhalt eingearbeitet werden. Dies geschieht erst nach dem Abernten der Beete. Der Grund: Mögliche, wenn auch geringe Belastung mit Salmonellen und Campylobacter.
Im Hühnerstall muss Platz zum Bewegen vorhanden sein, für abgedunkelte Legenester – auch gerne erhöht – und für ein Sand- oder Staubbad, das die Hennen gerne für die Gefiederpflege nutzen. Zudem muss ausreichend Platz für Einstreu wie Bio-Rindenmulch vorhanden sein, in dem sie scharren können, und selbstredend genügend Raum für Futterplatz und Tränke.
Weiter darf der Hühnerstall nicht zugig sein, Stichwort Krankheitsanfällligkeit. Der Stall muss absolut dicht vor Regen sein, Tageslicht über Fenster liefern, sollte vor Kälte schützen (Thermoelemente sind empfehlenswert), gut belüftbar und für die Nacht verschliessbar sein. Die Temperaturen im Stall sollten nicht unter 10 Grad fallen, rät das BLV.
Besonders Acht geben solltest du auf die rote Vogelmilbe. Dieser Parasit ist von blossem Auge erkennbar und labt sich besonders gerne am Blut der Hühner. Bei einem Verdacht sofort den Stall gründlich reinigen und sich mit biologischen Bekämpfungsmitteln wie Silikate oder Raubmilben eindecken.
Gut genährt: Was fressen Hühner?
Wassertränke und -angebot
Frisches Wasser ist sehr wichtig. Es sollte sowohl im Hühnerstall als auch im Aussenbereich stets Wasser vorhanden sein. Am besten wird es in einer handelsüblichen Rinnen- oder Cuptränke angeboten, wobei die im Aussenbereich geschützt aufgestellt sein sollte und jene im Innenbereich idealerweise erhöht steht oder in huhngerechter Höhe aufgehängt ist, damit die Hennen keine Einstreu oder Kot hineinscharren können.
Bei 10 Hühnern gilt laut Faustregel: Mindestens zwei Liter Frischwasser sind pro Tag nötig. Dieses sollte täglich ausgewechselt und die Tränke regelmässig gereinigt werden, sodass es nicht zu Verunreinigungen und Keimbildung kommt.
«Müesli» und Grünes
Hühner fressen auch feingehackte Rüebli und gekochten Reis. Foto: © ebstock/ iStock / Getty Images Plus
Beim Futter für deine Hühner musst du dich entscheiden: Entweder Alleinfutter auf Basis einer Getreidemischung oder Ergänzungsfutter. Beides sollten spezielle Mischungen für Hühner sein. Bei Letzterem wird zudem sogenanntes Rau-, Saft- und Grünfutter zugefüttert, sofern nicht im Garten frei verfügbar.
Wildkräuter wie Löwenzahn, Klee und Vogelmiere gehören hier beispielsweise zu ihrem Lieblingsfutter. In Sachen Grünfutter kann das natürliche Angebot insbesondere bei grösseren Herden oder im kleineren Garten sowie im Winter aber schnell ziemlich mager werden. Dann, oder einfach zusätzlich zum natürlichen Futter, sind zahlreiche Grünabfälle aus der Küche und dem Gemüsebeet willkommen. Dies reicht von Rosenkohl- über Grünkohl- oder Rübenblättern, Lauch- oder Kabis- bis zu Salatblättern.
Der Gesundheit der Hühner kommt es zudem zugute, wenn sie feingehackte Rüebli bekommen. Mit wenig Speiseöl dran, können die Hühner sie besser verdauen.
Grünfutter und Körnerfutter sollten wiederum nicht direkt am Boden gereicht werden und im Innenbereich wie auch aussen möglichst unter einem Wetterschutz serviert werden. Hier gibt es spezielle Tröge, die ebenfalls regelmässig gereinigt gehören.
Tipp: Man kann das Körnerfutter auch wie zu Grosis Zeiten auf den Boden des Geheges streuen. Dann allerdings bitte nur so viel wie die Hühner auch tatsächlich am Tag fressen. Alles andere lockt Mäuse und Co. an.
Für eine gute Verdauung benötigen Hühner zudem Grit. Das sind kleine scharfkantige Steinchen, die sie aufnehmen und für die Verdauung essenziell sind.
Alles gerichtet: Und wie viele Eier gibt das jetzt?
Alles ist soweit eingerichtet und es ist an der Zeit, sich die richtigen Hühner in der ausreichenden Zahl zu kaufen. Doch, wie viele Eier legt denn so ein Huhn überhaupt? Schliesslich will man das ja in etwa abschätzen können.
Unterschiedlich: Zum einen hängt dies von der Hühnerrasse ab, vom Alter des Tiers (sie können bis zu 10 Jahre alt werden), aber auch die Jahreszeiten beeinflussen die Zahl der gelegten Eier. Denn, wenn die Tiere in der kalten Jahreszeit weniger Licht bekomen, geht auch die Legeleistung zurück.
Man kann hier mit einer Beleuchtung nachhelfen – dann bitte mit Zeitschaltuhr und nicht länger als 14 Stunden –, wer seine Hühner natürlich halten möchte, verzichtet aber darauf. Und dann kommt noch die eifreie Mauserzeit. Diese ist wichtig, damit die Tiere sich regenerieren können und damit die Eierqualität auch wieder verbessern.
Was du wissen solltest, bevor du Küken ausbrütest
Jungtiere sind zwar unglaublich süss, aber leider auch sehr zerbrechlich. Wachsen sie dennoch gesund heran, folgt das nächste Problem: Wie bringt man die Küken weg? Hähne sind generell nicht sonderlich gefragt und sie können kaum miteinander gehalten werden.
Werden die Hühner älter, lässt die Leistung nach. Die Eiermenge wird weniger und das Legen unregelmässiger. Pro Huhn kannst du aber letztlich mit so etwa 140 bis 170 Eiern in einem durchschnittlichen Jahr rechnen.
Zuverlässige alte Schweizer Hühnerrassen
Wenn du dir Hühner kaufen möchtest, dann kannst du in der Schweiz aus etwa 150 verschiedenen Rassen wählen. Verlässlich in der Legeleistung, robust, gesund und dabei auch noch hübsch anzuschauen, sind die verbliebenen drei alten Schweizer Hühnerrassen:
- Das temperamentvolle Appenzeller Barthuhn
- Das schick frisierte Appenzeller Spitzhaubenhuhn
- Das hübsche, weisse Schweizerhuhn
Diese drei Rassen sind nicht nur für Anfänger eine gute Wahl für die Hühnerhaltung im Garten.
Gerade das Schweizerhuhn gilt als Selbstversorgerhuhn, da es auch ein prima Fleisch bietet. Die drei Rassen werden unter anderem über die Seite Tierische Raritäten vermittelt.
Zudem findest du ausführliche Rasseporträts der drei Arten beim Züchterverein für ursprüngliches Nutzgeflügel sowie regionale Ansprechpartner, die dir in allen Fragen gerne mit Rat und Tat zur Seite stehen.