Schnee und Frost: Vögel richtig füttern in der kalten Jahreszeit
Schnee lässt Sperling und Meise schnell zu Hungerleidern werden. Dann hilft eine Winterfütterung. Vögel füttern im Winter gestaltet sich nicht immer einfach, denn nicht alle mögen das angebotene Vogelfutter gleichermassen. Lesen Sie hier, was generell bei einer Vogelfütterung zu beachten ist.

An manchen Wintertagen ist nicht gut Futterpicken. Damit aus Kohlmeisen, Rotkehlchen und Sperlingen bei Schneeeinbruch keine Pechvögel werden, raten Tierschutzorganisationen zur Winterfütterung. Vögel, die in der Schweiz überwintern, sind zwar an heimische Klimabedingungen angepasst, doch helfen Futterstellen während wochenlanger Kälte beim Überleben.
Der richtige Zeitpunkt für die Vögelfütterung im Winter
Normalerweise finden die Tiere noch Blütenreste, überwinternde Insekten oder Beeren in Naturgärten. Sobald die natürlichen Futterstellen unter einer dicken Schneedecke verschwinden, sind die Brut- und Gastvögel jedoch auf die Hilfe der Menschen angewiesen. Auch Dauerfrost und Eisregen erschweren ihre Nahrungssuche. Morgens und nachmittags sind die beste Zeiten zur Winterfütterung, so der Schweizer Vogelschutz. Nach einer langen Nacht stillen die Vögel ihren Hunger und stärken sich dann in der zweiten Tageshälfte für den Abend. Neue Forschungsergebnisse beweisen, dass Vogelfreunde die Fütterung schrittweise bis spätestens Ende März einstellen sollten. Sonst könnten die Tiere im April nicht ungestört brüten.
Was fressen Vögel im Winter?
Nicht alle Vögel haben die gleichen Nahrungsgewohnheiten. Finken, Sperlinge und Ammerun sind Körnerfresser. Diese ernähren sich hauptsächlich von Sonnenblumenkernen und Hanfsamen. Weiterhin mögen sie auch in Öl getunkte Haferflocken, Rosinen, Haselnüsse und sogar angefaultes Obst - was auch als Nahrungsquelle für Weich – und Insektenfresser dient. Dazu gehören unter anderem Amseln und Rotkehlchen, die sich jedoch nicht häufig am Vogelhäuschen sehen lassen. Wer Zugvögeln helfen möchte, kann Komposthaufen im Garten abdecken, Sträucher vom Schnee befreien oder Haferflocken und Rosinen auslegen. In jedem Fall darf das Vogelfutter weder aufbereitet noch verunreinigt sein oder chemische Zusätze enthalten. Besonders nachhaltig ist selber hergestelltes Futter, wenn man auf Palmöl, Kokosfett und Erdnüsse verzichtet. Diese Bestandteile haben teils weite Transportwege hinter sich. Darüber hinaus empfehlen Vogelschutzverbände, statt Getreide und Nüsse eher dunkle Sonnenblumenkerne und Hanfsamen auszulegen. Deshalb eignen sich gesalzene Erdnüsse nur als Snack für Menschen, aber nicht zur Vogelfütterung im Winter.
Durch Vogelfütterung im Winter länger schlafen
Männliche Kohlmeisen singen sich bereits in den Wintermonaten für das Balzen warm. Ein Forscherteam um Katja Saggese und Dr. Valentin Amrhein von der Universität Basel untersuchte, wie sich die Vogelfütterung im Winter und im Frühjahr auswirkt. Dafür legte man bis Anfang April Futter aus. Das Ergebnis zeigt, dass die gefütterten Männchen etwa 20 Minuten später am Morgen singen. Das ist einerseits ein Vorteil für die Vogelhausbesitzer, weil sie so länger schlafen können. Andererseits vermuten die Forscher weit grössere Folgen für die Kohlmeisenmännchen: Die «Spätaufsteher» könnten mehr Kuckuckseier im Nest haben. Ihr morgendlicher Gesang hält vermutlich das Weibchen vom Fremdgehen ab.

Kerne helfen den Vögeln, durch die kalten Wintermonate zu kommen. Foto: taviphoto, iStock, Thinkstock
Neben den bekannten Maisenködeln und Ringen gibt es witterungsgeschützte Vogelhäuser oder Futterflaschen, die man selber fertigen kann. Darin wird das Futter vor Wasser und Kot geschützt, wodurch man die Übertragung von gefährlichen Krankheiten verhindert. Sollte es doch zu Verunreinigungen kommen, dann sollte man diese schnellstmöglich mit heissem Wasser entfernen. Insbesondere nahe stehende Bäume und Sträucher schaffen eine sichere Atmosphäre bei der Futterstelle, sodass die Vögel diese gerne besuchen. Dennoch sollte die nahe Umgebung gut einsehbar und weitestgehend vor Wildtieren wie Mardern und Katzen geschützt sein.
Vogelfütterung von Eulen und Greifen
Man kann nicht nur den «Vegetariern» unter den Vögeln helfen, sondern auch den Fleischfressern. Eine Zufütterung ist bei ihnen jedoch sehr selten nötig. Mäusebussarde und Waldkäuze kommen als Greifvögel erst nach wochenlangem Bodenfrost in Not. In dieser Zeit ist es kaum möglich, Mäuse zu fangen. Stattdessen flüchten die Bussarde in wärmere Gebiete und die Schleiereule und Käuze jagen Kleinvögel. Um Greifvögel zu füttern, bedarf es spezieller Fachkenntnisse. Eine geeignete Futterstelle errichtet man auf einem freien Feld, dessen Ruhe nicht durch Strassen oder Bahnschienen gestört wird. Das Fleisch wird auf einer 40 mal 40 Zentimeter grossen Holzplatte mit Drähten festgemacht, die wiederum auf einem maximal zwei Meter hohen Pfahl angebracht wurde. Rohe Stücke mageren Muskelfleisches und frische Kleintier-Kadaver mit Pelz eignen sich zur Vogelfütterung. Fleischabfälle und Innereien sind keine gute Wahl. Eine einfachere Lösung ist, Mäuse mit Körnern aus dem Schnee anzulocken, die dann von den Greifvögeln gejagt werden können. Fütterungen sind jedoch nur Überlebenshilfen. Nachhaltiger wäre, eine vielfältige Landschaft mit Ufergebüschen, Hecken und Hochstamm-Obstbäumen zu fördern, um Wildtieren Unterschlupf und Nahrung zu bieten.
Wasservögel: Füttern verboten trotz Eisschicht
Wer kennt es nicht aus der eigenen Kindheit: Sonntagnachmittag war die Zeit zum Enten füttern. Viele sehen es noch heute als Spass für die ganze Familie an. Dennoch schadet es der Umwelt. Die regelmässige Fütterung lässt auch kranke und schwache Wasservögel durchkommen. Damit bringt man den natürlichen Kreislauf durcheinander. Das führt zu einer Übervölkerung auf sehr begrenztem Raum. Zu viele Schnäbel fressen die Ufer kahl, wodurch sich die Gewässer nicht mehr selber reinigen können. Ob Sommer oder Winter – in der Regel ist es unnötig Enten, Gänse und Schwäne mit Brot zu füttern. Diese finden ausreichend Nahrung und müssen erst bei starkem Frost in wärmere Gebiete ausweichen.
Die Winterfütterung ermöglicht vielen Schweizern naturnahe Erlebnisse vor der eigenen Fensterscheibe. Viele von ihnen werden durch die Vogelfütterung im Winter zu mehr Naturschutz angeregt, sodass sie sich beispielsweise einen eigenen Naturgarten anlegen. Das wäre die nachhaltigste Art und Weise der Winterfütterung, weil sich die Vögel das Futter auf eigene Faust suchen können.
Kritik an Vögel füttern im Winter
Die Winterfütterung kommt grösstenteils nur den Brut- und Gastvögeln zu Gute. Die bedrohten Arten, wie Kiebitz, Uhu, Dohle oder Bartmeise, kommen nicht zu Besuch. Inzwischen sind 39 Prozent der brütenden Vögel gefährdet, weil sich die Zerstörung des Lebensraumes weiter fortsetzt. Auch wenn sich Fachleute über die Sinnhaftigkeit streiten, in jedem Fall kann die Vogelfütterung im Winter nicht schaden. Kritiker meinen jedoch, dass der Mensch in die natürliche Auslese eingreife und so auch schwächere Vögel überleben könnten. Diese würden dann den zurückkehrenden Zugvögeln die Brutplätze wegnehmen.