Igel füttern? Wann es sinnvoll ist und was sie fressen dürfen

Streift ein Igel auf Futtersuche durch den Garten, ist es verlockend, das herzige Tier zu füttern. Was gut gemeint ist, kann dem Igel aber schnell schaden. Denn Igel sind nicht auf Fütterung durch den Menschen angewiesen und dadurch kann ihr Rhythmus durcheinandergeraten. Welche Ausnahmesituationen es gibt, was Igel fressen und was sie nicht bekommen dürfen.

Ein Igel läuft durch Herbstlaub
Igel sind nachtaktiv und tagsüber nur selten unterwegs. © DamianKuzdak / iStock / Getty Images Plus

Vor allem im Herbst sieht man Igel vermehrt durch Gärten laufen. Hier suchen sie nicht nur nach einem geeigneten Platz für den Winterschlaf, sondern auch nach Nahrung – die sie in der Regel auch zuhauf finden.

Wer einen Igel im Garten entdeckt, ist schnell geneigt, ihm einen Teller mit Futter hinzustellen. Diese gut gemeinte Absicht kann dem Tier jedoch schlecht bekommen. Warum man Igel nicht grundsätzlich füttern sollte und welche Ausnahmen es gibt.

Darf man Igel füttern?

Die wenigsten Igel, deren Weg durch deinen Garten führt, sind hilfsbedürftig. Sie suchen hier nach Futter, um sich ein Fettpolster für ihren Winterschlaf anzufressen. Deshalb treffen wir sie im Herbst vermehrt im Garten an. Grundsätzlich gilt für Igel wie für andere Wildtiere: nicht füttern!

Die Fütterung wilder Igel ist zwar gut gemeint. Doch die Tiere sind in der Lage, sich ausreichend Futter zu beschaffen. Wenn unbedürftige Igel zusätzlich gefüttert werden, kann das Konsequenzen für ihre Gesundheit haben:

  • Der natürliche Zyklus des Tiers kann gestört werden. Denn Igel gehen in den Winterschlaf, wenn das Nahrungsangebot knapp ist, was normalerweise ab November der Fall ist. Werden sie gefüttert, kann es passieren, dass sie gar nicht in den Winterschlaf gehen.
  • Erhält ein Igel für ihn ungeeignetes Futter, kann er krank werden.
  • Junge Igel müssen früh lernen, auf Futtersuche zu gehen, um in der Natur zu überleben. Wird ihnen die Suche durch Fütterung abgenommen, kann es passieren, dass sie nie richtig lernen, Futter zu finden.
  • Nahrungsstellen sind potenzielle Krankheitsüberträger.

Insbesondere in einem milden Herbst besteht ein reiches Angebot an natürlichem Futter für Igel. Auf unsere Hilfe sind sie nur in seltenen Ausnahmesituationen angewiesen.

Wann sollte man Igel füttern?

Es gibt laut Igelzentrum Schweiz nur wenige Ausnahmesituationen, in denen die artgerechte, gezielte und zeitlich begrenzte Fütterung von Igeln sinnvoll ist:

  • Wenn ein Igel im Spätwinter zu früh den Winterschlaf beendet und der Boden noch gefroren ist oder über einen längeren Zeitraum kalte Temperaturen herrschen. Denn das bedeutet für den Igel, dass er kaum Nahrung wie Tausendfüssler, Larven, Käfer und andere Insekten findet.
  • Wenn ein junger Igel im Spätherbst unter 500 Gramm wiegt. Dies ist das Gewicht, das ein Jungtier braucht, um gut durch den Winter zu kommen.
  • Wenn ein Igel auffällig träge, ausgemagert oder krank wirkt und sein Appetit getestet werden muss.

Da es für ungeschulte Augen schwierig ist zu beurteilen, ob ein Igel zusätzliche Nahrung braucht, empfiehlt es sich in allen Fällen, Fachleute von Igelstationen oder dem Igelzentrum Schweiz anzurufen. Sie können dir alle Fragen beantworten.

Findest du einen Ige, dem es offenbar nicht gut geht und dir am Telefon nicht weitergeholfen werden kann, bringst du ihn am besten zum Tierarzt oder einer Igelstation. Nimm ihn für den Transport vorsichtig und mit einem Gartenhandschuh ausgerüstet hoch und setz ihn in eine mit Laub oder Stroh gefüllten Karton. Weitere Tipps fürs richtige Verhalten, wenn du einen kranken Igel findest, findest du auf dem Merkblatt «Erste Massnahmen» vom Igelzentrum Schweiz.

Zwei Hände in Handschuhen tragen einen eingerollten Igel
Beim Hochheben eines Igels ist grosse Vorsicht geboten. © Katie Mayhew / iStock / Getty Images Plus

Übrigens: Igel sind nachtaktiv, weshalb wir sie meist in der Dämmerung oder spät abends draussen sehen können. Entdeckst du tagsüber bei extremen Wetterlagen wie Temperaturen dauerhaft unter 5 Grad oder enorme Hitze und Trockenheit einen wachen Igel, deutet dies darauf hin, dass das Tier Hilfe braucht.

Was Igel fressen

Igel zählen zu den Insektenfressern. Sie vertilgen nachtaktive Insekten wie Käfer, Larven, Tausendfüssler und in kleinerem Umfang auch Schnecken und Würmer. Diese Nahrung ist vor allem eins: fett- und proteinreich mit einem sehr geringen Anteil an Kohlenhydraten.

Am nächsten an dieses natürliche Futter kommt laut einer Futteranalyse des Verlags Pro Igel qualitativ hochwertiges feuchtes Katzenfutter heran. Trockenfutter enthält zu viele pflanzliche Bestandteile, die von Igeln nicht gut verdaut werden können. Katzenfutter mit Gelee ist ungeeignet für Igel. Besser bekömmlich ist Pasteten-Katzenfutter.

https://www.igelzentrum.ch/images/Doc/zufuetterung-freilebender-igel.pdf
Feuchtfutter für Katzen enthalten nicht alle Nährstoffe, die Igel benötigen. © Pixabay / Pexels

Wichtig: Katzenfutter sollte nicht über einen längeren Zeitraum die Hauptnahrungsquelle für einen Igel sein, sondern allenfalls eine Übergangslösung darstellen. Kontaktiere unbedingt einen Tierarzt oder eine Tierärztin, wenn du einen hilfsbedürftigen Igel gefunden hast.

Neben Futter kann auch Wasser wichtig für den Igel werden. Etwa in Trockenperioden im Sommer. Stelle den Tieren in dieser Zeit eine flache Schale mit Wasser hin. Das Wasser sollte aus hygienischen Gründen jeden Tag gewechselt werden.

Was dürfen Igel nicht fressen?

Sofern nicht anders von einer Expertin oder einem Experten empfohlen, solltest du Igeln ausser des erwähnten Feuchtfutters nichts verfüttern. Gefährlich können folgende Lebensmittel für Igel werden:

  • Milch
  • Obst
  • Gemüse
  • Rohe Eier
  • Rohes Fleisch
  • Brot und andere Kohlehydrate
  • Nüsse
  • Trockenfrüchte

Tipps on Top: Worauf du achten solltest, wenn du Igel fütterst

  • Achte auf einen sauberen Futterplatz. An einer Futterschale können sich schnell Krankheitserreger bilden.
  • Beobachte die Futterstelle des Igels regelmässig. Sie kann auch andere Tiere wie gesunde Igel, Katzen und Marder anziehen. Stelle sie deshalb gezielt und nur für kurze Zeiträume nach draussen.
  • Sprich die Dauer der Fütterung mit einer Igelstation oder einer Tierärztin ab. Ist sie zu lang, kann das Tier übergewichtig und krank werden.
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