Biodiversität im Naturgarten: Tieren beim Überwintern helfen

Wenn der Winter naht, wird in Schweizer Gärten das herabgefallene Laub weggeräumt, Hecken gestutzt und Unkraut gejätet. Wer dabei nicht zu sehr aufräumt, erleichtert den Tieren das überwintern und fördert dadurch die Biodiversität. Darüber freut man sich dann auch im nächsten Sommer.

Biodiversität im Naturgarten: Tieren beim Überwintern helfen
Einheimische Tiere wie die Blaumeise finden im naturnahen Garten Futter. Foto: Hendrik Fuchs, iStock, Thinkstock

Bunte Blüten, summende Insekten, Vögel und Schmetterlinge: Ein Garten voller Leben macht Freude. Artenvielfalt bedeutet aber noch viel mehr. Sie ermöglicht die ökologischen Prozesse, etwa den Abbau von Biomasse oder den Nährstoffkreislauf. So sind alle Tiere und Pflanzen mit ihren Beziehungen auch für den Menschen wichtig. Ein Naturgarten trägt dazu bei, ein Stück dieses Reichtums zu erhalten.

Biodiversität: Vielfalt im Naturgarten

Laut Pro Natura sind in der Schweiz besonders viele Tier- und Pflanzenarten gefährdet oder vom Aussterben bedroht: Rund ein Drittel steht auf der roten Liste. Daher hat die Naturschutzorganisation die Kampagne «Biodiversität – jede Art zählt!» ins Leben gerufen. «Jeder einzelne Bürger kann in seinem Naturgarten dazu beitragen», betont Florin Rutschmann von Pro Natura Thurgau. Gemeinsam mit Markus Neubauer von Bioterra hat der Umweltingenieur einen wegweisenden Kurs durchgeführt. Es ging um die Frage, wie ein Garten den Tieren auch im Winter Lebensraum und Nahrung bieten kann.

Naturgarten: Ein Winterquartier für Tiere

Bloss nicht zu sehr aufräumen! Foto: © iStockphoto / Thinkstock

Der wichtigste Tipp der Experten: Möglichst wenig aufräumen! «Je größer das Chaos im Naturgarten, desto besser», bringt Rutschmann es auf den Punkt. «Das bedeutet: Nicht alles mähen und stutzen. Nicht immer gleich Unkraut hacken oder gar Gift spritzen». Besonders einheimische Pflanzen sollten wachsen und wuchern ? also auch das sogenannte Unkraut. Diese Pflanzen sind interessant für die heimischen Tiere. «In den Stängeln überwintern Insekten», erklärt der Experte. «Wenn das Material verwelkt und schließlich den Boden bedeckt, bildet es eine Isolationsschicht für Eier und Larven». So überleben Käfer, die wiederum Nahrungsgrundlage für grössere Tiere wie Vögel, Spitzmäuse, Frösche und Eidechsen sind. Viele Insekten tun obendrein dem Naturgarten gut, indem sie Schädlinge bekämpfen. Laufkäfer etwa haben Schnecken zum Fressen gern.

Biodiversität im Naturgarten: Igeln ein Winterquartier schaffen

Igel überwintern gerne unter grossen Laubhaufen. Foto: Klaus Riesner, flickr.com

Auch Laub dient als Insekten-WG. Rutschmann empfiehlt, es deshalb nicht komplett abräumen, sondern kleine Haufen liegen zu lassen.
«In grössere Laubhaufen können sogar Igel einziehen. Dafür braucht es aber mindestens anderthalb Kubikmeter.

«Stauden, Hecken und Beeren tragende Büsche sollten im Herbst nicht gestutzt werden: Dann ist der Tisch für Vögel und andere Tiere auch noch bei Schnee gedeckt. Das gezielte Füttern indes sollte allenfalls in extremen Wintern und massvoll geschehen.

Mehr dazu finden Sie in der Broschüre «Stichwort Vögel füttern» des öko-forum Umweltberatung Luzern.

Verstecke fördern Biodiversität im Naturgarten

Auch ein Holzhaufen mit dichter Abdeckung aus feinen Ästen dient als Quartier für den in der Schweiz beheimateten Braunbrustigel. Eine weitere Möglichkeit ist ein erdbedeckter, bewachsener und mit Platten abgedeckter Steinring mit Öffnung. Ast- und Steinhaufen, am Boden aufliegende Hölzer und Feuchtstellen erleichtern Molchen das Überwintern: Fünf Arten leben in der Schweiz (Berg-, Faden-, Kamm-, Alpenkamm- und Teichmolch). Zauneidechsen fallen in Winterstarre. Dafür suchen sie Schlupfwinkel in der Erde auf. Mit einem Überwinterungsplatz in einer Stein- oder Holzlinse können Sie den Reptilien die Sache erleichtern. Diese und viele weitere Tipps gibt der Verein Wildtier Schweiz im Rahmen des  Projekts «Bauen&Tiere».

Drei Schmetterlinge: Goldmedaille für den Naturgarten

Um die Diversität zu fördern, vergibt Pro Natura eine Zertifizierung für Naturgärten: «Jeder, der glaubt einen Naturgarten zu haben, kann sich bei uns melden», sagt Rutschmann. Die Experten kommen dann vorbei und prüfen, ob die Kriterien erfüllt sind. Dafür müssen einheimische Pflanzen mindestens 70 Prozent der Fläche ausmachen und es dürfen keine Gifte verwendet werden. Wer bestanden hat, erhält eine Auszeichnung: Die Naturgartentafel mit einem oder zwei Schmetterlingen. Für besonderes Engagement gibt es die Goldmedaille - drei Schmetterlinge stehen für besonders grossen Artenreichtum.

Ein naturnaher Garten ist sehr pflegeleicht. In unseren Gartentipps erfahren Sie, mit welchen Handgriffen Sie ihn optimal für den Winter vorbereiten.

 

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Quellen: Pro Natura, öko-forum, Forum Biodiversität Schweiz, Wildtier Schweiz

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