Verein Grassrooted weitet Angebot für Zweitklass-Gemüse ausNach erfolgreicher Finanzierungsrunde: Der Verein Grassrooted weitet sein Angebot für Zweitklass-Gemüse aus. Mitgründer Dominik Waser verrät, wie der Kampf gegen Food Waste weitergeht.Foto: © zVg Verein Grassrooted Sabina Galbiati Merken Zuerst hat Dominik Waser gehofft, dann gezweifelt, gebibbert und schliesslich konnte er es kaum glauben. 45'000 Franken hat Grassrooted via Crowdfunding gesammelt. Mit dem Geld will der Verein Zweitklass-Gemüse und -Obst in den Verkauf bringen, das sonst in der Biogasanlage landet. Dominik Waser ist Mitgründer des Vereins Grassrooted. Foto: © GAL «Erst kurz vor Ende der Frist erreichten wir unser Ziel von 38'000 Franken und dann kam diese überraschende Spende, die unser Budget auf 45'000 Franken erhöht hat», erzählt Dominik Waser, Mitgründer des Vereins, während er am Grassrooted-Marktstand im Hauptbahnhof Zürich den Spinat auffüllt und die grünen und gelben Zucchetti sortiert. Am Stand im Shopville verkauft der Verein Rüebli, Zucchetti, Äpfel und was die Felder an unperfektem Obst und Gemüse gerade hergeben. «Ich konnte es zuerst gar nicht glauben.» Wanja Gianocca hilft jede Woche am Marktstand des Vereins aus. Foto: © GAL Erst im Sommer sorgte der Verein mit der Rettung von 30 Tonnen Tomaten schweizweit für Aufsehen. Doch nicht nur die Tomaten-Aktion, auch der Marktstand am HB ist ein voller Erfolg. «Das Projekt und unser Anliegen treffen den Zeitgeist», sagt Waser. Nun steckt das Team von Grassrooted mitten in den Vorbereitungen für die nächsten Ausbauschritte. Mit dem gesammelten Geld will der Verein unter anderem einen Lagerraum, einen Transporter und die Einmietung in einer Gastroküche finanzieren. «Mit dem Transportauto und dem Lagerraum sind wir flexibler und können Restaurant und Shops mit Gemüse beliefern», erklärt der 20-jährige Waser. Die Küche braucht's, um Quitten, Äpfel, Tomaten und Co. haltbar zu machen. Und die Zeit drängt. Zweite Klasse am Weihnachtsmarkt Foto: © zVg Verein Grassrooted Bereits in wenigen Wochen beginnt im Hauptbahnhof der Weihnachtsmarkt und Grassrooted wird dabei sein. «Wir werden nebst dem frischen Obst und Gemüse Konfitüren, Chutneys, Eigemachtes, Gemüse- und Früchtechips verkaufen», verrät Waser. Dazu brauche es eine Gastroküche, die den Anforderungen und Auflagen entspreche. «Da haben wir nun eine gute Lösung gefunden.» Vier Stunden Schlaf pro Nacht Beim Gedanken an die Vorbereitungen werde es im schon etwas mulmig, gesteht Waser. «Der Weihnachtsmarkt ist für uns eine Chance – aber auch eine riesige Herausforderung.» Erstens habe man noch keine Erfahrung damit, 30 Tage am Stück einen Stand zu betreiben. Zweitens müssten auch noch die Produkte hergestellt werden. Waser schläft derzeit gerade mal vier bis fünf Stunden jede Nacht. Alle Zeit, die er hat, investiert er in das Projekt. Und das geht nach dem Weihnachtsmarkt nahtlos weiter. Geld zählt kaum, Inspiration ist wichtiger Auf die Frage, ob er denn davon leben könne, winkt Waser ab: «Ich lebe derzeit von meinem Ersparten. Doch unser Ziel ist es, dass wir bald einen kleinen Lohn an die Mitarbeitenden zahlen können.» Sonst könne das Projekt und der Verein nicht nachhaltig existieren. «Abgesehen davon, geht es nicht ums Geld, sondern darum, die Konsumenten, Produzenten und Unternehmen zum Umdenken zu inspirieren.» «Wir wollen nicht die Schweiz retten» Wasers Worte mögen gar ambitioniert klingen, doch der gelernte Landschaftsgärtner ist Realist genug: «Wir wollen nicht die Schweiz retten, sondern einen Anstoss geben, was verändert werden kann und sollte.» Doch damit sich in Sachen Food Waste wirklich etwas ändere, brauche es alle Player des Markts. Beispielsweise verhandelt der Verein im Hintergrund auch mit grösseren Unternehmen, die Produkte aus Gemüse und Früchten zweiter Klasse herstellen könnten. Neuer Verkaufsstandort in Zürich Foto: © zVg Verein Grassrooted Nächstes Jahr plant der Verein eine Gemüserampe an einem festen Standort in Zürich. Dann werden die Kunden täglich frisches Zweitklass-Gemüse kaufen können. Allerdings sei der Standort noch nicht spruchreif – jedoch so gut wie in trockenen Tüchern, verrät Waser. Bern und Basel kein Thema In anderen Schweizer Städten wie Bern oder Basel will Grassrooted nicht aktiv werden. «Das müssen die Leute in die Hand nehmen, die in der Region aufgewachsen sind und leben. Menschen die Beziehungen zu den Landwirten und zu lokalen Geschäften aufbauen können», sagt Waser. Grassrooted könne aber Inputs geben und Starthilfe leisten. Die grosse Zahl an Kunden und das erfolgreiche Crowdfunding haben gezeigt, dass die Konsumenten an das Projekt und den Verein glauben. Und nicht nur Sie: Unter den Sponsoren des Crowdfunding finden sich auch Firmen und sogar eine Bank. So beschreibt sich Dominik Waser: Ausgebildeter Landschaftsgärtner mit einem grossen Herz für Pflanzen, aktuell Umweltingenieurstudent im Urlaubsemester. Permakultur und dieses ganze Gedankengut fasziniert mich bis aufs Tiefste. Permanent culture - Zukunft für Gesellschaft und Landwirtschaft. Für mich steht der gute Zweck immer im Mittelpunkt meiner Bestrebungen - ich setzte mich ein für mehr Gemeinschaft. Mehr zum Thema Food Waste Weitere Projekte gegen Food Waste: Wie Sie hässliche Rüebli, Äpfel und Co. mit wenigen Klicks retten 17 Tipps gegen Food Waste in der eigenen Küche Äpfel, Birnen und Co. pflücken gegen Food Waste Bei Essensrettern günstig kaufen und Food Waste bekämpfen Die Schweizer Tafel verteilt täglich 16 Tonnen Lebensmittel Autor: Sabina Galbiati, Oktober 2018