Bei Essensrettern günstig kaufen und Food Waste bekämpfen
In der Schweiz setzen sich viele Projekte gegen Food Waste ein. Wir zeigen, wo du etwa Saft aus krummem Obst, günstiges Brot von gestern oder sogar kostenlose Lebensmittel bekommst.

Per App Lebensmittel vor dem Wegwerfen retten
«Too good to go» heisst eine smarte App, mit der du schweizweit sowie in 6 weiteren Ländern Essen vor dem Abfall bewahren kannst. Kuchen, Salat oder Sushi – schnell findest du den nächstgelegenen Betrieb, der kurz davor ist, etwas noch Essbares wegzuwerfen. Die ausgesuchten Lebensmittel kannst du in der App bezahlen, abholen und geniessen.
Ebenso beliebt sind die Ugly-Fruits-Körbe vom Lieferservice «Uglyfruits».
Backwaren vom Vortag billiger kaufen
In sechs Schweizer Städten bieten die «Äss-Bars» Frisches von gestern an, das von ihren Partner-Bäckereien am Tag zuvor nicht verkauft wurde. Dabei kostet alles die Hälfte des ursprünglichen Preises – oder sogar noch weniger. Das Gipfeli gibt es so bereits ab 50 Rappen.

Foto © zVg Äss-Bar
Das Konzept ist also nicht nur gut für die Umwelt, sondern schont auch den eigenen Geldbeutel. Die Backwaren für die Hälfte bekommst du bereits in Zürich, Bern, Luzern, Winterthur, Lausanne, Fribourg, Basel und Biel.
Auch das «Backwaren Outlet» in Basel verkauft Backwaren aus Überproduktion. Und hier kannst du zusätzlich anderen etwas Gutes tun: Auf ein Post-it kannst du einen beliebigen Betrag schreiben, den du danach an der Kasse bezahlst.

Foto: © zVg Backwaren Outlet Basel
Der Zettel wird an eine Wand geklebt. Jemand anders, der etwa einen schmaleren Geldbeutel hat, kann das Post-it anstelle von Bargeld als Zahlungsmittel verwenden.
Gratis Essen aus öffentlichen Kühlschränken holen
Auch der gemeinnützige Verein «Madame Frigo» setzt sich gegen Food Waste ein. Hier wird nicht beim Händler, sondern bei den Konsumierenden angesetzt: In die kostenlosen Kühlschränke, von denen heute über 100 Stück in der ganzen Schweiz stehen, können alle essbare Lebensmittel hineinstellen, die sie übrig haben – und jede und jeder darf sich kostenlos bedienen und herausnehmen, was gerade gebraucht wird. Von Gemüse und Obst über geschlossene Produkte bis zu Brot findest du in den gelben Kühschränken diverse, essbare und vor dem Abfall gerettete Lebensmittel.
Die Initianten von «RestEssBar» deponieren regelmässig überschüssiges Essen in Kühlschränken, die mit Zahlenschloss versehen sind. Die Codes dafür können je nach Standort per Mail angefragt oder durch Rätsel-lösen selbst erraten werden.
Tipp: Rund ein Drittel der Lebensmittelverschwendung findet zu Hause statt. Hier erfährst du, wie einfach du etwas gegen Food Waste tun kannst.
Nur bei wenigen Kühlschränken darf ohne vorherige Absprache selbst etwas deponiert werden. Dies ist nötig, um die strengen Hygienevorschriften einzuhalten. Neben RestEssbars in beispielsweise Winterthur, Schaffhausen, Olten, St. Gallen oder Solothurn setzen dieses Konzept auch bereits das «Food Save» in Luzern und die «ChostBar» in Zofingen um.
Zum Zmittag krummes Gemüse geniessen
Wenn du mal in grösserer Gesellschaft essen möchtest, kannst du dein Catering bei «Zum guten Heinrich» bestellen. Geliefert wird das Essen emissionsfrei per Food-Bike. Geniessen kannst du bei Zum guten Heinrich«Leckere Menüs us chrummen Gmües». Die Initianten kochen mit dem, was sonst auf dem Feld liegen bleibt oder in der Biogasanlage landet.

Foto: © zVg Zum guten Heinrich
Bei «Muda Rejuice» und «Gartengold» bekommst du feine Säfte aus gerettetem Gemüse und Obst. Während «Muda Redjuice» seine Säfte mit aussortierten oder bei anderen Produktionen übrig gebliebenen Zutaten macht, geibt's bei «Gartengold» den sogenanntetn «Apfelsaft with a Mission».

Foto: © zVg Gartengold
Dazu verwertet das Projekt Äpfel aus heimischen Gärten, die ansonsten niemand nutzen würde. Zudem setzt «Gartengold» beim Pflücken,Verarbeiten und Verschicken der Säfte Menschen mit Behinderung ein, um sie zu fördern.
Die neusten Projekte
Der Rettung von zu krummem, zu kleinem oder zu grossem Gemüse und Obst vor der Biogasanlage haben sich auch drei weitere Projekte verschrieben. Der Verein «Grassrooted» verkauft die «Zweitklassprodukte» mit grossem Erfolg. In der Ausstellungsstrasse 2, nahe dem Zürcher Hauptbahnhof, findet sich der Laden «Rampe 21», der vom Verein betrieben wird. Hier findest du eine grosse Auswahl an «unperfektem» Obst und Gemüse sowie an regionalen und fair gehandelten Lebensmitteln.
Du kannst dir das Gemüse jedoch auch direkt nach Hause liefern lassen: Mit dem «Retter*Innen-Abo» erhältst du alle zwei Wochen eine Gemüsebox für je 37 Franken direkt vor die Haustür geliefert.

Foto: © zVg Grassrooted
In Bern setzt auch der «Gmüesgarte» mit seinen Angeboten ein Zeichen gegen Lebensmittelverschwendung, das auf grossen Zuspruch trifft.
Jüngst machte zudem das Unternehmen «Frischer Fritz» von sich reden, als es 2,5 Tonnen Raclette-Käse vor der Vernichtung rettete. Hier findest du den Artikel über «Frischer Fritz».
«Foodoo», ein innovatives Startup aus Bern, beweist ebenfalls, das «unperfektes» Gemüse zu schade für die Biogasanlage ist: Es kauft Schweizer Bauern krumme Rüebil und Süsskartoffeln ab und verarbeitet sie zu feinen Saucenkreationen, Mayonnaise und Bouillon.