Green Sex – wo du nachhaltige Sextoys, Lingerie & Co. findest

Was haben eine Jeans und ein Sextoy gemeinsam? Bei beidem ist enger Hautkontakt garantiert. Allerdings achten bei der Kleidung schon sehr viele auf Nachhaltigkeit, während der Trend Green Sex noch im Kommen ist. Dabei lassen wir kaum Dinge näher an uns heran als Kondome, Gleitgel & Co. Grund genug, einen genaueren Blick auf Herkunft, Inhaltsstoffe und Materialien zu werfen. Wir verraten, was Green Sex ausmacht und welche Produkte mehr Nachhaltigkeit in deine Nachttischschublade bringen.

Ein Metallbett mit Kissen und Decke auf einer grünen Wiese.
Green Sex heisst nicht etwa Sex im Freien, sondern dass bei Sextoys & Co. auf Umweltfreundlichkeit geachtet wird. © Mariam Antadze / Pexels

Green Sex – das Wichtigste in Kürze:

  • Beim Green Sex geht es darum, bei den Produkten, die im Bett zum Einsatz kommen, auf nachhaltige Kriterien zu achten.
  • Dies betrifft neben der Verhütung, etwa mit fairen Kondomen, auch Bio-Gleitgel, nachhaltige Sextoys und ethical Lingerie.
  • Bei Green-Sex-Produkten spielt auch die Herstellung eine Rolle. Neben nachhaltigen Materialien sind faire Arbeitsbedingungen und hohe soziale Standards wichtige Faktoren.

Früchte und Gemüse sollen möglichst ungespritzt sein, Weichmacher in Trinkflaschen und Dosen sind tabu und Duschgel mit Mikroplastik lassen wir nicht auf unsere Haut. Doch bei der vermeintlich schönsten Nebensache der Welt stossen wir unsere Prinzipien schnell von der Bettkante  – und sind uns dessen oft nicht mal bewusst.

Denn in Sextoys, Lingerie und Gleitgel stecken gerne mal Weichmacher, Silikone und andere Stoffe, mit denen enger Hautkontakt eigentlich unerwünscht ist. Höchste Zeit, das zu ändern – mit Green Sex.

Green Sex – was soll das sein?

Nachhaltigkeit macht vor keinem Bereich Halt – auch nicht vor deinem Bett. Beim Green Sex geht es darum, bei Lingerie, Sexspielzeugen und anderen Dingen, die das Liebesleben betreffen, auf Umweltfreundlichkeit zu achten. Nicht zuletzt auch für die eigene Gesundheit.

Die deutsche Verbraucherorganisation Stiftung Warentest hat im Jahr 2019 18 Vibratoren, Liebeskugeln und Penisringe getestet. Das Ergebnis ist unbefriedigend: Nur drei Produkte davon waren schadstofffrei.

Zum Glück lassen sich konventionelle Produkte wie Kondome, Sexspielzeug und Lingerie durch nachhaltigere ersetzen, die am besten noch in der Schweiz oder Europa unter fairen Bedingungen produziert werden.

Nachhaltige Verhütung – sicher und fair

Für Umwelt und Gesundheit spielt allen voran die Verhütung eine entscheidende Rolle. Das Östrogen etwa, das in der Antibabypille steckt, beeinflusst nicht nur den weiblichen Zyklus, sondern auch unsere Gewässer.

So schreibt das Bundesamt für Umwelt (BAFU) im Dokument «Mikroverunreinigung in den Gewässern» über den hormonellen Wirkstoff Ethinylestradiol in der Anitbabypille, dass dieser «bereits in niedrigen Konzentrationen negative, verweiblichende Auswirkungen auf Wasserorganismen» habe. «So führte die Zugabe von Ethinylestradiol in einem Teich in einer Konzentration von 5 – 6 ng/l bereits nach einem Jahr zum Zusammenbruch einer Population von Fischen,» heisst es im Bericht.

Lese-Tipp: Bei unserem Partnerportal femelle findest du verschiedene hormonfreie Verhütungsmittel im Vergleich.

Eine grüne Chilischote mit einem übergezogenen Kondom liegt auf einem gesprenkelten Teller.
Hot? Nachaltige Kondome bieten Schutz – für euch und die Umwelt. © charlesdeluvio / Unsplash

Wer stattdessen zum Kondom greift, hat eine andere unschöne Nebenwirkung: Viel Abfall. Kondome bestehen zwar meist aus dem Naturstoff Latex, doch sie enthalten teilweise fragwürdige Duftstoffe und sind oft nicht vegan, weil sie mit dem Milchprotein Kasein angefertigt werden.

Zum Glück gibt es mittlerweile einige Unternehmen, die nachhaltige, faire und vegane Kondome herstellen:

  • Feel Good: Ganz neu auf dem Markt sind die Kondome des Schweizer Start-ups feel good, welches die Badnerin Martina Hammer im März 2023 lancierte. Sie sind vegan, tierversuchsfrei und bestehen zu 100 Prozent aus FSC-zertifiziertem Naturkautschuklatex. Die einzelnen Verpackungen für die Präservative bestehen aussen aus Papier, sodass rund 50 Prozent Plastik bei der Verpackung gespart werden können. Hergestellt werden sie mit Ökostrom im Nachbarland Deutschland.
  • Einhorn: Das Unternehmen aus Berlin hat neben Menstruationsprodukten wie Bio-Tampons und Menstruationstassen auch Kondome aus Naturkautschuklatex – fair gezapft von thailändischen Kleinbäuerinnen und -bauern. Die Verpackung der Einhorn-Kondome besteht aus dünnem Papier, die einzelnen Kondomverpackungen kommen ohne Aluminium aus. Zudem sind sie vegan und tierversuchsfrei.
  • Fair Squared: Bei Fair Squared gibt’s nicht nur Zero-Waste-Kosmetik, sondern ebenfalls Kondome aus zertifiziert fair gehandeltem Naturkautschuklatex. Auf den Plantagen in Tamil, Indien, werden Respekt und soziale Verantwortung grossgeschrieben.

Gleitgel? Geht auch Öko

Eine aufgeschnittene Grapefruit auf einem Teller, eine Hand legt den Finger in die Frucht.
Bio-Gleitgel ist sanft zur empfindlichen Intimflora und enthält keine Silikone. © Nataliya Vaitkevich / Pexels

Damit im Bett alles reibungslos läuft, kannst du auch beim Gleitgel auf natürliche Produkte achten. Bedenke dabei, dass das Gleitgel auch zum Kondom passen muss. Gleitmittel auf Ölbasis etwa greifen Latexkondome an und können sie porös werden lassen.

Umweltfreundliches Gleitgel ohne Konservierungsstoffe, Parabene und Silikone gibt’s zum Beispiel von Soeder: In Kollaboration mit Amorana hat der Zürcher Naturkosmetik-Hersteller ein Gleitgel entwickelt, das komplett pflanzlich, vegan und biologisch abbaubar ist und dank ätherischer Öle wie Teebaumöl sogar die Möglichkeit eines Pilzbefalls reduziert. Aber Vorsicht: Amorana schreibt, dass aufgrund der Öle die Verwendung von Kondomen aus Polyurehan empfehlenswerter sei und du besser auf Latex-Kondome verzichtest.

Fair Squared stellt faires und veganes Gleitgel her – das sich auch im Zusammenspiel mit Naturkautuschuklatex-Kondomen verwenden lässt. Ebenso das natürliche Gleitgel von SYLK, das aus dem Saft des Kiwibaums hergestellt wird.

Übrigens: Auch pures Aloe-Vera-Gel eignet sich als Gleitgel.

Nachhaltige Sextoys aus Holz und Ozeanplastik

Die Holzdildos von manuFUCKtura werden im Kanton Graubünden aus Schweizer Holz von Hand hergestellt.
Die Holzdildos von manuFUCKtura werden im Kanton Graubünden aus Schweizer Holz von Hand hergestellt. © zVg

Sextoys gibt’s in allen Farben und Formen – und aus einer immer grösseren Vielzahl an Materialien. Wer auf PVC mit schädlichen Weichmachern verzichten möchte, setzt auf Dildos und Vibratoren aus Ozeanplastik, versiegeltem Holz oder anderen Naturmaterialien.

Die gibt’s zum Beispiel bei MANUfuckTURA – einem Start-up aus Graubünden, das Dildos, Analplugs und Yoni Eggs aus Schweizer Holz herstellt. Die Toys sind vegan und werden handgeschnitzt.

Beim jungen dänischen Start-up ohhcean gibt’s ausserdem die weltweit ersten Vibratoren aus Ozeanplastik. Das Plastik, das für die Toys zum Einsatz kommt, bezieht das Unternehmen von der Tide Ocean SA – dem Schweizer Start-up, das Plastik aus den Weltmeeren holt und es zurück in den Kreislauf bringt.

Du möchtest mehr über Tide erfahren? Hier geht’s zum Interview mit Marc Krebs, dem Co-Founder des Start-ups.

Auch im Schweizer Erotik-Shop Amorana findest du den ein oder anderen nachhaltigen Dildo, Analplug oder Vibrator. Zum Beispiel den Womanizer Eco, der aus einem biologisch abbaubaren Material besteht und herausnehmbare, aufladbare Batterien besitzt. Oder eine Auswahl an Dildos aus Glas, die besonders langlebig sind und aufgrund des Materials ohne Schadstoffe wie Weichmacher auskommen.

Elegante Lingerie aus nachhaltigen Stoffen

Nicht zuletzt liegt auch Lingerie direkt auf der Haut auf und sollte daher genauer unter die Lupe genommen werden. Zum Glück gibt es immer mehr kleinere und grössere Labels, die Eco Lingerie anfertigen – aus Stoffen wie Bio-Baumwolle, recyceltem Nylon oder sogar ganz fein gewebter Wolle. Dabei legen sie auch Wert auf faire und ethische Produktion.

Das Schweizer Label thoughts of september etwa hat es sich zur Aufgabe gemacht, Lingerie für alle Körper zu designen und das, ohne die Umwelt zu belasten. Alle Teile werden in einem Atelier in Luzern entworfen und in der Schweiz produziert. Sie bestehen aus Stoffen wie Tencel und recyceltem Polyamid.

Underprotection ist ein weiteres Label, das bei den feinen Stoffen für ihre ethical Lingerie auf Nachhaltigkeit setzt. Der dänische Brand produziert ästhetische Wäsche aus Tencel, recyceltem Nylon und Bio-Baumwolle.

Bezaubernde und verspielte Wäsche gibt’s vom Label Nette Rose, das Lingerie unter fairen Bedingungen in Südafrika von Hand fertigt. Hier werden Transparenz, ein soziales Arbeitsumfeld und Less Waste grossgeschrieben: Das Label entsorgt Stoffreste nicht, sondern wertet sie zu neuen aufregenden Dessous auf.

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