Der Widerstand gegen das jurassische Geothermie-Projekt bleibt

11.05.23 - Am vergangenen Wochenende haben rund tausend Menschen gegen das Geothermie-Projekt in Haute-Sorne JU demonstriert. Im kommenden Herbst sollen die Bauarbeiten für die wissenschaftlichen Bohrungen beginnen. 

Visualisierung der Bohranlage in Haute-Sorne
Visualisierung der Bohranlage in Haute-Sorne © Geo-Energie Suisse AG

Zehn Jahre dauerte es, bis die Geo-Energie Suisse AG definitiv grünes Licht für das Forschungsprojekt in Haute-Sorne (JU) erhielt. Doch zumindest Teile der Bevölkerung wollen sich nicht damit abfinden. Am vergangenen Sonntag versammelten sich hunderte von besorgten Bürger:innen, um einen sofortigen Stopp des Projektes zu fordern. Sie befürchten unter anderem eine Verschmutzung des Bodens sowie unvorhersehbare Erdbeben.

Das Projekt

Im jurassischen Haute-Sorne sind Bohrungen bis zu einer Tiefe von etwa 5 Kilometer geplant, um ein geothermisches Kraftwerk zur Erzeugung von Strom und Wärme zu errichten. Das Pilotprojekt soll den Weg für künftige Realisierungen in anderen Teilen der Schweiz ebnen und gleichzeitig den Kanton Jura mit erneuerbaren Energie versorgen.

Der CEO der Geo-Energie Suisse AG, Dr. Peter Meier, lässt sich durch den Protest nicht beirren. «Unser Projekt unterliegt der Umweltverträglichkeitspflicht, die in der Schweiz für alle Geothermie-Projekte ab einer thermischen Leistung von 5 MW gilt», erklärt er. Sämtliche Themen, die die Gegner monieren, seien dort abgehandelt worden. «Wir haben eine rechtskräftige Baubewilligung mit mehr als 100 Auflagen.» 

Der Kanton Jura versteht die Sorgen der Bevölkerung, die bei einem Projekt dieser Grösse normal seien. Allerdings bedauert die Regierung, dass die Demonstrant:innen sich scheinbar weigern, an Informationsveranstaltungen teilzunehmen.

Geothermie ist (noch) Teil der Schweizer Energiestrategie

Ursprünglich war bis 2050 eine jährliche Produktion von 4 TWh Strom durch die Geothermie vorgesehen. Wegen bereits erfolgten Verzögerungen sei jedoch das erwartete Ziel bereits halbiert worden, wie das Bundesamt für Energie auf Anfrage bestätigte. Der weitere Fortschritt der Geothermie in der Schweiz hängt stark vom Verlauf des Jura-Projektes ab.

Chronologie des Projektes Haute-Sorne

  • 2012: Standortentscheid und Start Projektentwicklung
  • 2015: Erhalt der Baubewilligung für ein geothermisches Pilotkraftwerk mit zwei Tiefbohrungen und einer Kraftwerkszentrale; Rekurs von fünf Nachbarn gegen die Baubewilligung
  • 2016: Ablehnung des Rekurses gegen die Baubewilligung durch das Verwaltungsgericht
  • 2020: Die jurassische Regierung kündigt an, ein Verfahren einzuleiten, an dessen Ende die Aufhebung der Genehmigungen stehen könnte
  • 2022: Definitive Vereinbarung zwischen dem Kanton Jura und der Geo-Energie Suisse AG

Weiterer Zeitplan:

  • September 2023: Baubeginn des Bohrplatzes
  • Frühling 2024: Erste Explorationsbohrung bis 4000 Meter
  • Wenn alles wie geplant läuft, wird das Kraftwerk in Haute-Sorne ab 2029 Strom produzieren.
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