Was die Ökobilanz über ein Produkt aussagt

Wer nachhaltiger leben und konsumieren möchte, kommt um den Begriff der Ökobilanz nicht drum herum. Sie verrät dir, welche Umwelteinwirkungen ein Produkt – sei es ein Lebensmittel, ein Kleidungsstück oder ein Auto – während seines gesamten Lebenszyklus’ hat. Doch um diese zu verstehen, musst du wissen, aus welchen Faktoren sich die Ökobilanz zusammensetzt.

Ein Plastikbecher und eine Aludose hängen an einer Schnur
Ökobilanzen werden beispielsweise für Verpackungsmaterialien erstellt. © MART PRODUCTION / Pexels

Ökobilanz einfach erklärt | Welche Arten der Ökobilanz gibt es? | Ziel der Ökobilanz | Wie wird die Ökobilanz berechnet? | Wie verlässlich ist die Ökobilanz?

Ökobilanz – das Wichtigste in Kürze:

  • Die Ökobilanz wird auch Lebenszyklusanalyse genannt.
  • Dabei handelt es sich um die Analyse der (potenziellen) Umweltauswirkung eines Produktes.
  • Für die Ökobilanz wird der gesamte Lebenszyklus eines Produktes berücksichtigt.
  • Anhand der Ökobilanz können Produkte miteinander verglichen und dadurch nachhaltigere Entscheidungen getroffen werden können.

Wie wir leben, hat einen grossen Einfluss auf die Umwelt. Denn alle Dinge – von der Scheibe Brot bis zum Velo – die wir kaufen oder konsumieren, verbrauchen Ressourcen und Energie und verursachen CO2-Emissionen. Die Ökobilanz soll dabei helfen, den Umwelteinfluss eines Produktes besser nachvollziehen zu können, sodass wir nachhaltigere (Konsum-) Entscheidungen treffen.

Was ist eine Ökobilanz?

Ökobilanzen werden erstellt, um die potenziellen Umwelteinwirkungen von Produkten einzuschätzen. Sie bezieht sich immer auf den gesamten Lebenszyklus eines Dinges. Zur Ökobilanz eines Produktes gehört also vom Rohstoffanbau über die Produktion bis zur Entsorgung alles, was einen (potenziellen) Einfluss auf die Umwelt hat. Deshalb spricht man auch von der Lebenszyklusanalyse (Life Cycle Analysis, LCA).

Zeichnung der Lebenszyklusanalyse vom BAFU
Verbildlichung der Lebenszyklusanalyse vom BAFU © Screenshot BAFU

Welche Arten der Ökobilanz gibt es?

Neben sogenannten Produktökobilanzen (etwa für Verpackungsmaterialien oder Elektrogeräte) gibt es auch solche für Dienstleistungen, Unternehmen (betriebliche Ökobilanz) oder Transportvorgänge. Dadurch kann man anhand einer Ökobilanz auch den Umwelteinfluss verschiedener Verhaltensweisen einschätzen. So haben beispielsweise auch das Fliegen mit dem Flugzeug oder das Autofahren eine Ökobilanz. Und zwar eine schlechte im Vergleich zur Fahrt mit dem Velo, weil hierbei kein Kohlenstoffdioxid freigesetzt wird.

Was ist das Ziel der Ökobilanz?

Während seines gesamten Lebens hat ein Produkt Auswirkungen auf

  • Die natürlichen Ökosysteme
  • Das Klima
  • Die menschliche Gesundheit
  • Ressourcen

Die Ökobilanz fasst die Auswirkungen eines Produktes auf diese Bereiche zusammen. Sie berücksichtigt also alle eingesetzten Ressourcen, die Energie, die für Produktion und Betrieb benötigt wird, die entstehenden Emissionen sowie Abfälle und deren Verwertung oder Entsorgung.

Ziel der Ökobilanz ist es unter anderem, dadurch Produkte (oder Dienstleistungen oder Verhaltensweisen) in Hinblick auf ihre Umweltauswirkungen vergleichbar zu machen.

Wie wird die Ökobilanz berechnet?

Wie eine Ökobilanz erstellt wird, ist international festgelegt. Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) fasst die Berechnung in vier Schritten zusammen:

1. Was wird untersucht?

Zuerst muss bestimmt werden, was für die Erstellung der Ökobilanz untersucht werden soll. Dabei wird auch der voraussichtliche Lebensweg eines Produkts sowie dessen Nutzen definiert.

2. Erstellung der Sachbilanz

Im nächsten Schritt werden Daten darüber gesammelt, wie viele Ressourcen (inklusive Energie) für das untersuchte Produkt gebraucht werden und welche Abfälle und Emissionen entstehen. Die Ergebnisse werden als Sachbilanz zusammengefasst.

3. Wirkungseinschätzung

In der Wirkungsabschätzung wird aufgeführt, welche potenziellen Einflüsse das untersuchte Produkt auf Umwelt, Klima, Menschen und Ressourcen hat.

4. Auswertung des Ergebnisses

Zuletzt werden alle erzielten Ergebnisse ausgewertet und ergeben zusammen die Ökobilanz. Die Indikatoren wie beispielsweise die Umweltbelastungspunkte (UBP) verschiedener Produkte lassen sich nun miteinander vergleichen.

Wie verlässlich sind Ökobilanzen?

Da Ökobilanzen anhand dieses strengen Verfahrens und meist durch unabhängige Institute berechnet werden, gelten sie als zuverlässige Quelle.

Dennoch haben Ökobilanzen Schwachpunkte. Zum Beispiel dann, wenn man die Umweltbelastung sehr verschiedener Produkte anhand der Ökobilanz vergleichen möchte. Selbst wenn die Daten eindeutig sind, müssen teilweise unterschiedliche Umweltauswirkungen gegeneinander abgewogen werden.

Das ist etwa dann der Fall, wenn man wissen möchte, welche Verpackung am nachhaltigsten ist. Ist es die PET-Flasche, weil sie leicht ist und für den Transport vergleichsweise wenig CO2 ausgestossen wird? Oder das Glas, weil es verhindert, dass immer mehr Mikroplastik in die Umwelt gelangt?

Hier kann die Ökobilanz zwar eine Antwort liefern, die Frage bleibt aber: Kann man die verschiedenen Umweltauswirkungen überhaupt miteinander vergleichen? Was bei solchen Vergleichen letztendlich als nachhaltiger gilt, wird nicht zuletzt durch politische Prioritäten entschieden.

Weiterführende Linktipps zum Thema Ökobilanz

Um den Nutzen von Ökobilanzen besser zu verstehen, kannst du dir ein paar Beispiele ansehen:

  • Bei Swiss Recycling findest du die Ökobilanzen verschiedener Getränkeverpackungen.
  • Eine europaweit gültige, vom Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (IFEU) durchgeführte Ökobilanz verschiedener Lebensmittelverpackungen wurde auf Holle.ch veröffentlicht.
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