So sind Stoffwindeln wirklich nachhaltig
Ein steigendes Umweltbewusstsein hält Einzug in zahlreichen Kinderzimmer der Schweiz. Eltern, die mit Stoffwindeln wickeln, haben gute Gründe: Im Vordergrund steht dabei die Abfallvermeidung, doch man spart auch ganz schön viel Geld.
Waschbare Windeln sind wieder In und gelten als nachhaltige Alternative zu Wegwerfwindeln. Die modernen Stoffwindeln sind ein viel diskutiertes Thema und nicht jeder steht den Höschenwindeln bedenkenlos gegenüber.
Wir gehen der Frage auf den Grund, ob die waschbare Windel wirklich ökologischer ist als die Wegwerfwindel, zeigen, welche verschiedenen Modelle es gibt und was du in Punkto Nachhaltigkeit und richtiges Waschen beachten musst. Last but not least stellen wir eine Vergleichsrechnug auf, die zeigt, wie viel Geld sich sparen lässt, wenn du auf waschbare Windeln setzen.
Warum Stoffwindeln?
- Stoffwindeln sind eine umweltfreundliche Alternative für Wegwerfwindeln. Sie sind waschbar und können daher viele male wiederverwendet werden.
- Wenn du dein Baby 2,5 Jahre lang wickelst – was der durchschnittlichen Zeit entspricht, in der ein Kind trocken wird –, kaufst du in diesem Zeitraum bis zu 6000 Windeln.
- In waschbare Windeln musst du nur einmalig investieren. Die Anschaffungskosten der Höschenwindeln sind je nach System relativ hoch. Auf lange Zeit berechnet solltest du aber bedenken, dass auch die Gebühren für Abfallsäcke hinzukommen, wenn du herkömmliche Wegwerfwindeln nutzen.
- Stoffwindeln kannst du für mehrere Kinder verwenden oder weiterverkaufen, sobald das Kind auf's Töpfchen geht. Das verringert den Kostenfaktor ebenfalls.
- Kinder, die Stoffwindeln tragen, sind oft früher trocken. Sie spüren die feuchte Stoffwindel und empfinden sie als unangenehm. Pampers und Co. saugen die Flüssigkeit stärker auf und binden sie, sodass Windeln bis zu 12 Stunden getragen werden können.
Wusstest du, dass pro Kind etwa 1000 Kilo Abfall allein durch Wegwerfwindeln produziert werden? Die Windeln werden unter anderem aus knappen Ressourcen wie Erdöl hergestellt und brauchen etwa 500 Jahre, um zu verrotten.
Nie mehr schief gewickelt: Verschiedene Stroffwindel-Systeme
Wenn du dich erstmals über Stoffwindeln informierst, wirst von einer grossen Informationsflut überschwemmt. Dabei sind vor allem zwei verschiedene Systeme zu unterscheiden: Die Komplettwindeln und die All-in-Two Windeln. Erstere werden auch All-in-One Windeln genannt. Das liegt ganz einfach daran, dass sie aus einem Stück besteht.
Grundsätzlich gibt es zwei verschiedene Systeme bei Stoffwindeln. Foto © KatherinePost / iStock / Getty Images Plus
Beim Wickeln funktioniert die All-In-One Stoffwindel genau wie eine Wegwerfwindel: Sie hat eine wasserdichte Aussenhülle und eine saugstarke Innenschicht. Diese Einlage ist in der Windel festgenäht und kann nicht verrutschen. Die gebrauchte Windel ist einfach im Ganzen in der Waschmaschine waschbar.
Bei dem System mit Überhose und Einlage vehält es sich etwas anders. Die Prefolds werden gefaltet in die Überhose gelegt und können separat gewaschen werden. Das Höschen wandert also nicht jedes mal mit in die Wäsche, sondern kann nach Bedarf gewaschen werden.
Tipp: Den ein oder anderen Waschgang kannst du dir sparen, wenn du zusätzlich Windelvlies in die Überhose legest. Den Vlies gibt es als Rolle zu kaufen und er kann beliebig in die Windel hineingelegt werden. Das schont nicht nur empfindliche Babyhaut, sondern gleichzeitig auch den Stoff. Entsorgen kannst du den kompostierbaren Vlies samt Ausscheidungen in der Toilette.
Wenn du dir nicht sicher bist, welches System für dich und dein Baby das passende ist, eignet sich ein Testpaket. So kannst du mit dem Wickeln mit Stoffwindeln warm werden und stellest schnell fest, welches System dir am besten von der Hand geht.
Die Stoffwindel wächst mit dem Kind
Das Praktische an Stoffwindeln: Sie sind nicht nur waschbar, sondern wachsen mit dem Kind. Das bedeutet, dass du die Windeln einmalig anschaffen musst und sie dann so lange verwenden kannst, bis dein Kind gelernt hat, auf die Toilette zu gehen.
Die wiederverwendbaren Windeln können von Kleinkindern zwischen etwa 5 und 16 Kilogramm getragen und individuell angepasst werden. Es gibt sie mit Klettverschluss oder mit Druckknöpfen. Der Klettverschluss hat den Vorteil, dass die Grösse besonders flexibel eingestellt werden kann. Allerdings hat er einen schnelleren Verschleiss. Auch mit den Druckknöpfe können verschiedene Grössen eingestellt werden, sodass du die Windel dem Baby anpasse kannst.
Für Neugeborene werden extra kleine Stoffwindeln angeboten, die für die ersten Monate geeignet sind.
Ist das Wickeln mit Stoffwindeln wirklich nachhaltiger?
Skeptiker von Stoffwindeln argumentieren häufig damit, dass Stoffwindeln einen hohen Wasser- und Energieverbrauch haben und daher nicht umweltfreundlicher sind als Wegwerfwindeln.
Im Gegensatz zu Einmalwindeln ist jedoch der Rohstoffverbrauch für Textilwindeln erheblich geringer und der Abfall reduziert sich auf die Einlagen aus Vlies, die jedoch kompostierbar sind.
Was einen entscheidenden Unterscheid zwischen Wegwerf- und Stoffwindeln macht: Wenn du waschbare Windeln verwendest, hast du selbst den grössten Einfluss darauf, wie nachhaltig du dein Baby wickelst.
Das beginnt bereits bei der Auswahl des richtigen Materials. Besonders umweltschonend sind Prefolds und All-in-Ones aus Bio-Baumwolle, Bambus oder Hanf. Damit tust du der Umwelt und der zarten Babyhaut etwas Gutes. Meist haben Stoffwindeln eine auslaufsichere Aussenschicht, die aus laminiertem Polyester besteht. Dieser Stoff kommt mit dem Baby jedoch kaum in Berührung. Wenn du ganz auf Plastik verzichten möchtest, gibt es auch Überhosen aus Wolle.
Wie nachhaltig die Stoffwindeln sind, hängt eng damit zusammen, wie lange du sie verwendest. Wenn du ein Pack Stoffwindeln auch für das zweite oder dritte Kind nutzt, hat das nicht nur finanzielle Vorteile, sondern ist auch nachhaltiger. Alternativ können die Stoffwindeln auch wiederverkauft werden oder du kaufst sie selbst gebraucht. So lassen sich die hohen Anschaffungskosten bestens minimieren und einmal heiss gewaschen, sind auch sicher alle Bakterien fortgespült.
Stoffwindeln richtig (nachhaltig) waschen
Auch mit dem richtigen Waschen der Windeln beeinflusst du deren Ökobilanz. Spar dir die 95 Grad Programme und schalte runter: 60 Grad sind ausreichend, um alle Bakterien und Keime abzutöten und unangenehme Gerüche aus schmutzigen Windeln zu entfernen.
Stoffwindeln richtig waschen und an der Luft trocknen lassen. Foto © ChrisSteer / iStock / Getty Images Plus
Es ist ebenfalls entscheidend, welches Waschmittel du verwendest. Achte auf ökologisches Waschmittel ohne Mikroplastik und chemische Inhaltsstoffe. Dadurch wird auch das Risiko für allergische Ausschläge auf dem Babypo erheblich gesenkt.
Die Stoffwindeln trocknen wunderbar an der Luft, den Trockner musst du dafür nicht anwerfen. Wenn du ausreichend viele Windeln hast, kommst du auch im Winter bei einer etwas längeren Trockenzeit nicht in die Bredouille.
Tipp: Verzichte auf Weichspüler! Die künstlichen Duftstoffe, die darin enthalten sind, können die zarte Haut deines Babys reizen. Zudem sparst du dir weitere Kosten, wenn du die Spülung einfach weglässt.
Der Kostenfaktor
Wer noch unsicher ist, ob Stoffwindeln die richtige Wahl sind, sollte auch auf die Kosten achten. Die Anschaffungskosten mögen auf den ersten Blick sehr hoch sein, doch die einmalige Investition lohnt sich!
Da herkömmliche Wegwerfwindeln nur einmal verwendet und dann weggeworfen werden, kaufst du zwischen 5000 und 6000 Windeln, bevor das Kind auf's Töpfchen geht.
Bei einem Durchschnittspreis von 46 Rappen pro Windel kommst du auf etwa 2700 Franken. Wie viel Geld du für die Stoffwindeln ausgibst, hängt von Modell und Material ab. Wenn du dich für das All-in-One System entscheidest, zahlst du ca. 22 Franken je Windel. Da du bei diesem Modell immer die gesamte Windel waschen musst, brauchst du etwas mehr Windeln als beim All-in-Two System. Wenn du etwa 25 Windeln kaufst, kommen die Kosten auf etwa 550.-.
Fazit: Selbst wenn du dir die etwas teureren Komplettwindeln anschaffst, ist die Kostendifferenz zwischen Stoffwindeln und Einmalwindeln enorm. In diese Rechnung müssen jedoch auch individuelle Strom- und Wasserkosten einberechnet werden sowie das Geld, das du für Waschmittel ausgibst. Nichtsdestotrotz rechnen sich die Stoffwindeln. Umso effizienter ist es, wenn du die Windeln für mehrere Kinder verwendest oder sie weiterverkaufst.