Mit dem Klima-Abo CO2-neutral leben: Das steckt dahinter
Als Privatperson oder Familie CO2-neutral leben ohne grössere Einschränkungen? Das klingt eigentlich zu schön, um wahr zu sein. Doch das Klima-Abo des Startups ForTomorrow will genau das möglich machen.
Aufs Fliegen verzichten, sich vegan ernähren, alles nur noch secondhand kaufen und im Unverpacktladen einkaufen. Wir geben uns alle Mühe, unseren CO2-Fussabdruck zu verkleinern, doch CO2-neutral leben, das schafft man beim besten Willen nicht.
Da kommt das Klima-Abo des deutschen Startups ForTomorrow gerade recht. Als Privatperson kompensiere ich meine verursachten Tonnen an CO2 einfach mit einem monatlichen Abo.
Alte Idee neu gedacht
Die Idee, den CO2-Ausstoss, den ein Unternehmen oder eine Privatperson verursacht, durch Geldbeträge zu kompensieren, ist nicht neu. Das Schweizer Unternehmen MyClimate beispielsweise bietet genau dies schon seit Langem an. Ich gebe die Distanz meiner Flugreise in den Rechner ein und kann die verursachten Tonnen an CO2 mit einem Geldbetrag kompensieren, welcher in zertifizierte Klimaschutzprojekte investiert wird. Dieser Markt wächst.
Beim Klima-Abo von ForTomorrow, kann ich einen monatlichen Beitrag wählen entsprechend der Menge an CO2, die ich verursache. Für Familien gibt es das Familien-Abo für 30 Euro im Monat. Nun übernimmt die gemeinnützige Organisation die Arbeit.
Der unkonventionelle Weg
Aber anders als etablierte Firmen wie myClimate investiert die Gründerin von ForTomorrow, Ruth von Heusinger, nicht in die gängigen Klimaschutzprojekte.
Beim deutschen Startup funktioniert der Ausgleich des CO2's auf zwei Arten: ForTomorrow pflanzt Bäume – bisher nur in Deutschland. «Allerdings arbeiten wir bei den Baumpflanzungen langfristig daran, weitere Kooperationen aufzubauen, um so für die Schweizer Klima-Abonnenten direkt Bäume in der Schweiz pflanzen zu können», sagt von Heusinger.
CO2-Ausstoss von Unternehmen blockieren
Der zweite Weg, das verursachte CO2 auszugleichen, läuft über den sogenannten Emissionshandel. Industrie- und Wirtschaftsunternehmen, die grosse Mengen CO2 ausstossen, haben dafür von der EU respektive der Schweiz CO2-Zertifikate erhalten. Sie dürfen genau soviel CO2 produzieren, wie sie Zertifikate haben. Wer zu wenig Zertifikate hat beziehungsweise mehr CO2 ausstösst, als er das Recht dazu hat, muss eine entsprechende CO2-Abgabe zahlen oder Zertifikate dazukaufen. Seit September 2020 können Schweizer und europäische Unternehmen Emissionsrechte untereinander kaufen und verkaufen.
Das Berliner Startup kauft europäische CO2-Zertifikate auf. «So legen wir die europäischen Emissionsrechte still, sodass sie der Industrie und Wirtschaft nicht mehr zur Verfügung stehen», erklärt von Heusinger. Da es für Industrie und Wirtschaft nur eine begrenzte Anzahl an Zertifikaten gibt, nimmt das Berliner Startup den Unternehmen so das Recht weg, Kohlendioxid auszustossen oder sorgt dafür, dass die Zertifikate massiv teurer werden. Für die Unternehmen wird es auf diese Weise attraktiver, den eigenen Betrieb umzurüsten und weniger CO2 auszustossen. Da der Schweizer Emissionshandel nun mit dem der EU verbunden ist, stehen auch in der Schweiz weniger Emissionsrechte zur Verfügung.
Kein Freifahrtschein
Wir finden, das Klima-Abo ist kein Freifahrtschein für den eigenen CO2-Ausstoss. Klar ist es immer noch am effektivsten, nicht zu fliegen, sich pflanzlich und mit regionalen Produkten zu ernähren und secondhand zu shoppen. Aber niemand ist perfekt. Das Klima-Abo kann da eine gute Ergänzung für all jene sein, die trotz allem gerne Fleisch essen oder ihre Kleider lieber neu kaufen. Zudem ist das Abo eine gute Möglichkeit, den Klimahebel auch noch andern Orts ansetzen wollen, als nur im Privaten.