Unabhängigkeit von russischem Öl: Greenpeace fordert 5 Sofort-Massnahmen

27.04.2022 – Greenpeace Schweiz schätzt, dass die Schweiz jeden Tag knapp eine Million Franken für russisches Öl ausgibt. Mit der Abhängigkeit von russischem Öl und Gas finanzieren wir Putins Angriffskrieg mit. Eine neue Greenpeace-Studie zeigt nun: Mit einfachen Massnahmen könnten wir die Importe innert kurzer Zeit um 28 Prozent senken.

Eine Ölpumpe vor dunklem Himmel
Eine Ölpumpe vor dunklem Himmel © Jeff W / Unsplash

Die Mitgliedsstaaten der EU überweisen täglich etwa 200 Millionen Franken nach Russland – das teilte Greenpeace heute in einer neue Medienmitteilung mit. Aus der Schweiz sind es nach Schätzungen täglich eine Mio. Franken.

Um sich von der Abhängigkeit zu lösen und die Finanzierung des Kriegs in der Ukraine zu beenden, fordert Greenpeace den Bundesrat zum Handeln auf: Er sollte «die doppelte Krise von Krieg und Klimazerstörung zum Anlass nehmen, Sofortmassnahmen zur Reduktion der Geldflüsse nach Russland ergreifen», heisst es in der Medienmitteilung.

Die 5 kurzfristigen Massnahmen zur Verringerung des Erdölbedarfs, die Greenpeace fordert, sind:

Ein Verbot von Kurzstreckenflügen in Europa, wo immer es möglich ist

Ein aktueller Greenpeace-Report zeigt, dass es für rund 80 Prozent der Kurzstreckenflüge in der EU, Norwegen, dem Vereinigten Königreich und der Schweiz durch gute Bahnalternativen gibt.

Leistbare und verfügbare öffentliche Verkehrsmittel für alle

Nach der Fortbewegung per Velo oder zu Fuss sind öffentliche Verkehrsmittel die nachhaltigsten Verkehrsmittel. Greenpeace fordert Staats- und Regierungschefinnen und -chefs dazu auf, durch die Senkung der Mehrwertsteuer auf Fahrkarten oder andere Massnahmen den öffentlichen Verkehr für alle zugänglich zu machen.

Verlagerung des Güterverkehrs von den Strassen auf die Schienen

Da das europäische Eisenbahnsystem überwiegend mit Strom betrieben wird und LKW bis heute fast ausschliesslich mit Erdöl fahren, fordert Greenpeace die Regierungen dazu auf, die vorhandenen Schienenkapazitäten für den Güterverkehr voll auszuschöpfen.

Weniger und effizienter Autofahren

Durch die Verringerung der Autofahrten sowie eine effiziente Fahrweise (insbesondere durch eine verringerte Geschwindigkeit) soll der Erdölbedarf verringert werden. Greenpeace fordert daher eine gesetzliche Herabhebung der Geschwindigkeitsbegrenzungen auf Autobahnen, in Städten und auf Landstrassen.

Verbesserung der Infrastruktur für Velofahrerinnen und Fussgänger

Die Infrastruktur ist in den meisten europäischen Städten auf das Auto ausgelegt. Hier fordert Greenpeace durch verschiedene Massnahmen wie die Einrichtung neuer Velowege eine Umgestaltung.

Zudem fordert Greenpeace 5 weitere, lang- bis mittelfristige Massnahmen für die Loslösung von fossilen Energieträgern:

Ende der Produktion von Autos mit Verbrennungsmotor bis 2028

Greenpeace fordert in seinem Schreiben die eutopäischen Staats- und Regiesrungschefinnen und -chefs dazu auf, die Neuzulassen von Autos und Kleintransportern mit Verbrennungsmotor bis spätestens 2028 zu verbieten.

Reduzierung des Personenflugverkehrs

Aus den Berechnungen «Fahrplan Verkehr 2040» von Greenpeace geht hervor, dass die Anzahl der geflogenen Personenkilometer bis 2040 um 33 Prozent unter den Wert von 2019 zurückgehen müssten, um den europäischen Verkehrssektor zu «dekarbonisieren».

Ausbau und Förderung des öffentlichen Verkehrs

Insbesondere die Bahnverbindungen in Europa müssen laut Greenpeace massiv ausgebaut werden, um den Personen- und Güterverkehr hauptsächlich auf die Schienen zu verlegen.

Einführung einer Quote für umweltfreundliche Kraftstoffe

Das Verkehrssystem der Zukunft soll den Anforderungen des Pariser Klimaabkommens zu 100 Prozent gerecht werden. Hierfür wird erneuerbarer Strom die zentrale Rolle spielen. Da dies für grosse Schiffe und Flugzeuge kaum in Frage kommt, fordert Greenpeace eine verbindliche Quote für umweltfreundliche Treibstoffe in der Luft- und Schifffahrtsindustrie. Diese sollen durch die Quote dazu verpflichtet werden, in Entwicklung und Verwendung solcher Treibstoffe zu investieren.

Umgestaltung der städtischen Infrastruktur

Die Problematik der autobasierten städtischen Infrastrukturen in Europa lässt sich kurzzeitig nur durch kleine Massnahmen abschwächen. Langfristig fordert Greenpeace, dass Stadtzentren zunehmend autofrei werden und Städte im Allgemeinen Velo- und Fussgängerfreundlicher werden.

Die genauen Forderungen von Greenpeace sowie die von der Studie errechneten CO2-Einsparungen durch deren Umsetzung findest du im Greenpeace-Bericht «Schluss mit Europas Erdöl-Abhängigkeit!»

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