Erschreckend: Schweizer grillieren mit Tropenholz, ohne es zu wissen
Der WWF Schweiz hat 21 Holzkohle- und Brikettprodukte untersucht. Fast jeder zweite Sack enthält Holz aus den Tropen. Einige Produkte bestehen sogar ausschliesslich aus Tropenholz.
Grillieren gehört in der Schweiz schon beinahe zum Volkssport – egal ob Fleisch oder Gemüse. Das braucht viel Holzkohle. 99 Prozent davon kommen aus dem Ausland. Jährlich importiert die Schweiz satte 13 000 Tonnen Holzkohle und Holzbriketts.
In einer Marktanalyse hat der WWF Schweiz 21 Holzkohle- und Holzbrikettprodukte untersucht. Das Resultat: Über 40 Prozent enthalten Holz aus tropischen oder subtropischen Wäldern.
Manche der Produkte enthalten sogar nur Tropenholz.
«Oft stammen diese Produkte aus Ländern, die fast alle direkt oder indirekt mit illegalem Holzeinschlag in Verbindung stehen könnten», sagt Simone Stammbach, Wald- und Konsumexpertin des WWF Schweiz.
Zwar müssen die Händler in der Schweiz die Herkunft der Kohle angeben, trotzdem sind Konsumenten meist ahnungslos.
Eine vollständige Deklaration fehlt. Der Grund: Laut Gesetz müssen Anbieter nur jene drei Holzsorten mit dem grössten Gewicht im Sack angeben.
Der WWF liess unter anderem Holzkohle und Holzbriketts von Migros, Coop, OBI, Landi, Aldi und Lidl testen.
4 Produkte enthalten nur Tropenholz
Bei der Grill Club Holzkohle aus der Landi sind die tropischen Hölzer zwar auf der Verpackung richtig angegeben. Gleichzeitig steht auf dem Sack, es werde kein Tropenholz verwendet. Gegenüber der Sendung «Kassensturz» sagt die Landi dazu: Die Herkunftsgebiete der Hölzer würden als subtropisch eingestuft, «weshalb die Deklaration «kein Tropenholz» aus unserer Sicht stimmt.»
Auch die Flammenco-Holzkohle, die OBI verkauft, enthält nur Holz aus den Tropen und ist laut WWF falsch deklariert. Gegenüber «Kassensturz» schreibt der Händler: «Obi versucht wenn immer möglich auf nicht deklarierte Produkte zu verzichten. Wo dies nicht 100 Prozent möglich ist, hat der Kunde in der Regel ein zertifiziertes Produkt als Alternative.»
Konsequenzen zieht der Anbieter Bauhaus. Die Favorit-Holzkohle besteht ausschliesslich aus Tropenholz. Die Herkunftsdeklaration auf dem Sack fehlt. Die Herkunft sei zwar am Verkaufsregal deklariert, dennoch nehme man die Favorit-Kohle aus dem Sortiment. Aus aktuellem Anlass habe man sich zudem entschieden, keine Holzkohle mit Tropenholz mehr zu verkaufen.
Die BBQ-Holzkohle-Briketts bei Aldi bestehen ebenfalls nur aus Tropenholz. Auf der Verpackung steht explizit «kein Tropenholz». Zwar sei die Holzkohle FSC-zertifiziert, da jedoch die FSC-Zertifikate des Lieferanten Dancola kürzlich suspendiert worden seien, habe man bei Aldi entsprechend reagiert und die Holzkohlebriketts aus dem Verkauf genommen, teilt das Unternehmen gegenüber SRF mit.
Grillieren ohne Tropenhölzer
11 der 21 getesteten Produkte enthielten keine tropischen Hölzer. FSC-zertifizierte Holzkohle und -Briketts, die kein Tropenholz enthalten, bieten Migros, Coop und Denner an.
Die Resultate der Analyse und die Empfehlungen des WWF finden Sie hier. Obwohl es auch beim FSC-Label einzelne Verstösse gibt, empfiehlt die Organisation den Konsumenten, weiterhin auf das Label zu achten.
Autor: Sabina Galbiati, September 2018