Tatort Weltmeere: Zahl der bedrohten Fischarten steigtPlastikmüll, übermässiger Fischfang und die Versauerung der Meere sorgen dafür, dass es immer mehr gefährdete Tiere in den Weltmeeren gibt. Vom Aussterben bedrohte Fische und was wir dagegen tun können.Viele Fischarten, aber auch Säugetiere wie Delfine sind bereits schon auf der roten Liste. Foto: Gemeiner Delfin / Wikipedia (CC BY-SA 3.0) Jürgen Rösemeier-Buhmann Merken Schon 2011 warnte die Weltnaturschutzorganisation IUCN davor, dass alleine im Mittelmeer 40 Fischarten vom Aussterben bedroht sind. Dies war die erste Studie, die ein ganzes Meer betrachtete. Einer der renommiertesten Vertreter unter den gefährdeten Arten: Der Gewöhnliche Delfin, der den Beinamen «gewöhnlich» bekam, da er früher sehr häufig im Mittelmeer anzutreffen war, nun aber zu den bedrohten Arten gehört. Ganz schön sauer: CO2-Ausstoss bedroht auch Fischarten Die IUCN warnt unter anderem vor einer Versauerung der Weltmeere. Etwa 25 Prozent des durch Menschen ausgestossenen CO2 wird von unseren Weltmeeren absorbiert. Dadurch wird der pH-Wert des Meerwassers verschoben, was auf viele Pflanzen und Fische einen negativen Einfluss hat, genauer auf deren äussere Hülle oder Skelett, wenn es auf Kalzium-Karbon basiert, wie bei Muscheltieren. 1 von 10 Fische, Meeressäuger und Unterwasserpflanzen sind immer zahlreicher vom Aussterben bedroht. Neben Unmengen an Plastikmüll, der ins Meer geworfen wird, sind Überfischung und die Versauerung der Weltmeere Schuld an der Gefährdung. Auch alle sieben Arten der Meeresschildkröte sind davon betroffen. Hauptursachen für ihr Verschwinden sind die Bedrohung durch Beifang und die Verschmutzung der Weltmeere. In unserem Artikel «Tatort Weltmeere: Zahl der bedrohten Fischarten steigt» erhalten Sie weitere Infos zu den bedrohten Meeresbewohnern. Foto: Suppenschildkröte Brocken Inaglory / Wikipedia (CC BY-SA 3.0) Einer der grossen Leidtragenden der Versauerung sind etwa die Warmwasserkorallen, die nicht nur für eine Befestigung vieler Uferregionen sorgen und damit Erosionen verhindern, sondern auch Lebens- und Schutzraum vieler bedrohter Fischarten sind. Forscher befürchten, dass diese Versauerung einen massiven Einfluss auf die ozeanische Flora und Fauna haben wird. Allen voran, ein auch hierdurch ausgelöster Schwund an Phytoplankton, die Nahrung vieler Meeresbewohner. Plastikmüll bringt Fische auf die Rote Liste Ebenfalls bedenklich ist der Plastikmüll in den Meeren. Nicht nur schwimmen dort bereits Plastikinseln, deren Fläche halb Europa bedecken könnten. Es kommt auch jährlich jede Menge neues Plastik dazu. Im ganz grossen Stil zum Beispiel im andalusischen Alméria, wo für ganz Europa Gemüse angebaut wird, und zwar meist in Gewächshäusern aus Plastik. Nur dort fallen nach einem Bericht der englischen Zeitung «The Guardian» jährlich geschätzte 45.000 Tonnen Müll an, unter anderem Plastireste, die oftmals im Mittelmeer landen. So fand man einen verendeten Pottwal in der Nähe, der laut Untersuchungen aufgrund von 17 Kilogramm Plastik starb, die sich in seinem Darm befanden. In seinem Magen fand man ausserdem ein ganzes Plastikgewächshaus. Klein- und Kleinstteile dieses Plastikmülls landen sogar auf unseren Tellern, indem sie von Speisefischen gefressen werden. Sind diese Teile mikroskopisch klein, werden sie vom Körper aufgenommen. Viele Fische sollen aber auch daran sterben. Überfischung und Beifang: Besonders gefährdet sind Haie Nur etwa fünf Menschen weltweit sterben jährlich durch Haiangriffe. Trotzdem gelten Haie als unkalkulierbare Killer. Vielleicht auch deshalb tauchen sie selten in den Medien auf, wenn von bedrohten Fischarten die Rede ist. Doch gehört gerade der Weisse Hai schon jetzt zu den am stärksten bedrohten Tierarten der Welt. Und das obwohl er, wie die meisten Haiarten, keine natürlichen Feinde hat. Dass Haie zu den bedrohten Fischarten gehören, liegt demnach lediglich an der Bedrohung durch den Menschen. So schätzt die Haifischschutzorganisation Sharklife, dass alleine für die in Asien begehrte Haifischflossensuppe zwischen 23 und 73 Millionen Haie jährlich gefangen werden. Einmal am Haken, werden ihnen bei lebendigem Leib die begehrten Flossen abgeschnitten, «Shark Finning» genannt. Danach werden sie einfach zurück ins Meer geworfen, um dort qualvoll zu verenden. Etwa 70 bis 100 Millionen Haie landen zusätzlich jährlich als unnützer Beifang in Fischernetzen. Über 30 Prozent der rund 500 Haiarten sollen hierdurch schon vom Aussterben bedrohte Fische sein. Aber auch viele andere Meeresbewohner sind durch Fang und Beifang bedroht, wie Thunfisch, Schwertfisch, oder Delfin. Nachhaltiger Konsum kann bedrohten Fischarten helfen Nicht alle Salzwasser-Meerestiere sind auf der Roten Liste, weil wir sie an der Fischtheke kaufen. Doch die Überfischung der Meere sorgt für eine generelle Bedrohung vieler Meerestiere, selbst jener, die gar nicht auf dem Teller landen. Geschätzt wird, dass jährlich 90 Millionen Tonnen Fisch auf der Welt gefangen wird, zwischen 30 und 60 Prozent sind hierbei jedoch Beifang. Besonders schädlich sind die am Meeresboden schleifenden Schleppnetze, mit denen unter anderem am Grund lebende Seezungen gefangen werden. Hier soll sich der meist verendende Beifang auf bis zu 90 Prozent beziffern, mal ganz abgesehen von den unwiderruflichen Schäden am Meeresgrund. Das ist längst nicht das einzige Beispiel für Beifang, wohl aber eines der erschreckensten. Um Beifang und Überfischung zu vermeiden lohnt es sich deshalb, beim Fischkauf auf nachhaltige Fangmethoden zu achten. Welche Fische Sie unbesorgt an der Fischtheke oder im Supermarkt kaufen können, zeigt der folgende Fischratgeber. Fischratgeber: Welche Fische Sie bedenkenlos essen können 2 von 32 Der Karpfen ist ein Süsswasserfisch, der ursprünglich aus Asien stammt. Heute wird er aber auch in vielen naturnahen Zuchtteichen in Deutschland gehalten. Ein Karpfen kann 35 Zentimeter lang werden und wiegt dabei etwa 1 Kilogramm. In freien Gewässern kann diese Fischsorte sogar 110 Zentimeter gross werden. Die zahlreichen Zuchtbestände lassen es zu, dass der Karpfen im Fischratgeber in die Rubrik «grundsätzlich empfohlen» eingeordnet werden kann. Foto: © AlexRaths / iStock / Thinkstock Quellen: Sharklife, IUCN, Speigel.de, The Guardian, Bayrischer Rundfunk Text: Jürgen Rösemeier-Buhmann