Faszinierender Jäger der Nacht: Die Schleiereule in der Schweiz
Die Schleiereule gehört mit ihrem herzförmigen Gesicht und den dunklen Augen zu den faszinierendsten Raubvögeln der Schweiz. Was die Schleiereule ausmacht und weshalb sie bei uns bedroht ist.
Die Schleiereule, mit wissenschaftlichem Namen Tyto alba, brütet gerne in Dachstöcken oder Kirchtürmen. Doch genau diese Nähe zum Menschen wurde dem nachtaktiven Tier in den letzten Jahren zum Verhängnis.
Ein Steckbrief der Schleiereule sowie Wissenswertes zu ihrem Lebensraum und Bestand – plus warum die Schleiereule in der Schweiz bedroht ist.
Die Schleiereule im Profil: der Steckbrief
Das charakteristische Gesicht der Schleiereule ist nahezu kreisrund und wirkt flach wie eine Scheibe. Dank ihrem herzförmiger Gesichtsschleier lässt sich die Schleiereule leicht von anderen Eulenarten unterscheiden. Ihm verdankt das Tier auch seinen Namen.
Die relativ kleinen, schwarzen Augen sind ebenfalls auffällig. Dafür fehlen der Schleiereule die für Eulen eigentlich typischen, pinseligen Ohren.
Der rund maximal 35 cm grosse, langbeinige Vogel verfügt über ein weisses bis hellbraunes Gefieder und über eine Flügelspannbreite von etwa 90 cm. Die langen Flügel verhelfen der Eule zu einem gleitenden, nahezu lautlosen Flug, der ihr bei der Jagd nach kleinen Nagetieren zugutekommt.
Markant ist auch der Ruf der Schleiereule, welcher schon in so manchem Film einer Nachtszene etwas Gruseliges verlieh. Der laute und schrille Schrei des Männchens dient dazu, sein Revier zu markieren.
Schleiereulen können bis zu 17 Jahre alt werden.
Der Lebensraum der Schleiereule
Schleiereulen leben meist in besiedelte Agrarlandschaften. Sie nisten in leer stehenden Gebäuden, aber auch in Scheunen, Dachstöcken oder frei zugänglichen Kirchtürmen, seltener auch in Baumhöhlen.
Die Nähe zum Menschen bringt dem Raubvogel Vorteile. Denn wo Landwirtschaft betrieben wird und damit offenes Gelände zur Verfügung steht, gibt es für die Schleiereule oft ausreichend Nahrung.
Am Tag während der Ruhezeit dösen Schleiereulen sitzend in Felsspalten, Ruinen oder leerstehenden Scheunen. Der Ort muss Schutz vor Störungen oder der Witterung bieten und dunkel sein.
Der Bestand der Schleiereule
Das Brutverhalten und die jährlichen Bestände der Schleiereule sind stark vom Mäuseangebot und der Härte des Winters abhängig.
Gibt es besonders wenig Mäuse in einem Jahr und ist der Winter lang und kalt, wird häufig mit der Brut ausgesetzt. Jungvögel überwinden dann zudem grosse Distanzen, um ein neues Revier zu beziehen.
Nach einem guten Mäusejahr hingegen gibt es entsprechend viel Nachwuchs und Jungvögel verbleiben in der Nähe des elterlichen Reviers.
In Europa gilt die Schleiereule nicht als gefährdet. Mindestens 110'000 Brutpaare soll es hier geben.
In der Schweiz allerdings gilt die Eule als potenziell gefährdet. Der Schleiereulen-Bestand wird auf 1000 bis maximal 2500 Brutpaare geschätzt. Sie wird deshalb auf der Roten Liste der gefährdeten Arten aufgeführt.
Darum ist die Schleiereule in der Schweiz bedroht
Was ihr einst nützte, wird der Schleiereule heute zum Problem: die Nähe zum Menschen. Denn wo immer mehr gebaut wird und gleichzeitig verlasse Gebäude oder Türme verriegelt oder abgerissen werden, findet der Raubvogel nur noch selten Rast- oder Brutplätze.
Auch die Nahrung wird zunehmend knapper, da Äcker mit Bioziden behandelt und mit modernen Maschinen nach der Ernte abgeräumt werden. Mäuse können sich in den kurz gemähten Flächen nicht mehr verstecken.
Damit Schleiereulen sicher brüten können, werden sie mit sogenannten Nistkästen unterstützt. Die Stiftung für Wirtschaft und Ökologie stellt ein entsprechendes Merkblatt mit Bauanleitung zur Verfügung.
Quellen: Vogelwarte Sempach, Nabu.de