Farbtupfer in der Schweizer Natur: Wie der seltene Eisvogel lebt
Der Eisvogel ist für sein schillerndes Gefieder und seine Seltenheit bekannt. Wer Glück hat, kann den Vogel auch hierzulande beobachten. Warum die Art heute gefährdet ist und was den Vogel so besonders macht.
Die bunte Färbung des Eisvogels ist einmalig: Sein Bauch leuchtet bis auf die weisse Kehle rostrot und das Gefieder auf dem Rücken ist - je nach Lichteinfall - dunkelblau bis türkis und mit kleinen hellblauen Punkten gesprenkelt. Leider steht der exotisch anmutende Vogel auf der Roten Liste.
Im Artikel:
- Vorkommen und Bestand
- Steckbrief des Eisvogels
- Der Lebensraum des Eisvogels in der Schweiz
- Die Legende: So kam der Eisvogel zu seiner Farbe
Vorkommen und Bestand des Eisvogels
Der Eisvogel mit dem lateinischen Namen Alcedo atthis ist die einzige Art der Familie der Eisvögel, die in Mitteleuropa vorkommt. Ausserdem lebt der Vogel in Asien sowie im westlichen Nordafrika. Laut der Schweizerischen Vogelwarte umfasst der Bestand des Alcedo atthis heute wieder etwa 400 bis 500 Paare in der Schweiz. Wegen des geringen Vorkommens steht der Vogel unter Schutz.
Zwar hat der Eisvogel wenige natürliche Feinde, der Mensch stellt jedoch nach wie vor eine Bedrohung für die seltene Art dar: Im 19. Jahrhundert wurde der Eisvogel zu einem begehrten Jagdobjekt, da die hübschen Federn etwa als Accessoire für Damenhüte dienten.
Der Eisvogel ist ein Standvogel bleibt auch im Winter in Europa. Foto © MikeLane45 / iStock / Getty Images Plus
Heute ist die Gefährdung anderen Ursprungs: Durch den Ausbau und die Regulierung von Flüssen und Bächen, starke Verschmutzung des Wassers, den sinkenden Bestand kleiner Fische sowie die Trockenlegung von Feuchtgebieten hat sich das Nahrungsangebot für den Eisvogels stark verringert. In der Vergangenheit sorgten auch harte Winter mit gefrohrenen Gewässern für eine hohe Sterblichkeit der Vögel und reduzieren die Bestände drastisch.
Zum Schutz des Eisvogels trägt insbesondere der Naturschutz von klaren Gewässern sowie die Renaturierung von Flüssen bei. In den letzten Jahren sorgte unter anderem die Vogelschutzorganisation BirdLife Schweiz mit dem Bau von künstlichen Steilwänden für attraktive Brutstätten für die Brutvögeln.
Steckbrief des Eisvogels
Männchen und Weibchen der Art Alcedo atthis unterscheiden sich am der Farbe der Schnabelunterseite. Foto © DPH509 / iStock / Getty Images Plus
Neben der schillernden Farbe seines Gefieders gehört auch der vergleichsweise lange, schwarze Schnabel des Eisvogels zu seinen unverwechselbaren Merkmalen. Er kann bis zu vier cm lang werden. Der Schnabel nützt ihm nicht nur bestens beim Bau seiner Bruthöhle, sondern auch bei der Jagd nach Fischen.
Anders als sein spitzer Schnabel ist der Schwanz des Eisvogels auffällig kurz. Auch wegen der kurzen Beine wirkt der Vogel daher sehr kompakt und wird insgesamt nur 16 bis 18 cm gross.
Tipp: Weitere Infos zum Eisvogel und andere heimische Vogelarten, sowie eine Aufnahme seiner schrillen Stimme, gibt es auf der Internetseite der Vogelwarte Sempach.
Der Lebensraum des Eisvogels in der Schweiz
Hauptsächlich brütet der Eisvogel in der nördlichen Hälfte der Schweiz. Einzelne Tiere und Brutpaare wurden laut Schweizerischer Vogelwarte Sempach aber auch im Tessin, südlich des Genfer Sees und am Vorderrhein gesichtet. Der Alcedo atthis gilt in unseren Breiten nicht als Zugvogel, sondern bleibt das ganze Jahr über hier.
Wie ein fliegender Edelstein: Ein Eisvogel beim Fischen. Foto © MikeLane45 / iStock / Getty Images Plus
Da der Eisvogel sich von Insekten, Fischen, Kaulquappen, Krebsen, Larven und kleinen Fröschen ernährt, liegt sein Lebensraum am Wasser. An Bächen, Flüssen, Seen und generell in Feuchtgebieten findet der Eisvogel seine Nahrung. Idealerweise hat der Eisvogel an einem Ufer in seinem Jagdrevier einen sandigen oder lehmigen Hang, in den er seine bis zu einen Meter tiefen Brutröhre graben kann. Vier bis sechs Eier legt das Weibchen in der Regel hierin ab, die von den Altvögeln ausgebrütet werden. Zwei bis drei Bruten im Jahr sind für den Eisvogel üblich.
18 bis 21 Tage dauert es, bis die Jungen schlüpfen. Ein junger Eisvogel ist nach 23 bis 27 Tagen flugfähig und verlässt die Höhle.
Gewusst: In der Schweiz wurde der Eisvogel zum Vogel des Jahres 2006 gekürt.
Wie der Eisvogel zu seiner Farbe gekommen sein soll
Eine französische Sage über die bedrohte Art erzählt, dass einst Noah den kleinen Vogel losgeschickt haben soll, um nach Land für all die Tiere auf seiner Arche zu suchen. Dabei flog er in einem heftigen Sturm so hoch, dass die Sonne unter ihm lag. Diese färbte den Bauch des Eisvogels glutrot, während sein Rücken die Farbe des blauen Himmels annahm.