Seltene Gäste in der Schweiz: Welche Bedrohung sind Bären?
2005 kam nach 100 Jahren wieder der erste Bär in die Schweiz. Das Tier macht alleine schon durch seine imposante Grösse mächtig Eindruck und kommt er menschlichen Siedlungen zu nahe, erfolgt der Abschuss. Doch wie gefährlich ist der Braunbär wirklich? Wann der Fast-Vegetarier auch Herdentiere frisst und wie Sie sich bei einer Begegnung verhalten sollten.
Es ist lange her, dass sich die Schweizer Bevölkerung um die Anwesenheit von grossen Raubtieren wie Bären, Luchse oder Wölfe Sorgen machen musste. Doch, sie kommen wieder. So auch im Jahre 2005 der erste Braunbär. 100 Jahre wurde er in der Schweiz nicht mehr gesichtet. Nun kommt er regelmässig aus dem Trentino wieder ins Land. Wie gefährlich ist dies?
100 Jahre Abwesenheit der Bären in der Schweiz führten dazu, dass es kein geregeltes Miteinander mit dem stattlichen Raubtier gibt, welches bis zu 280 Zentimeter gross werden kann. Doch durch eine kleine Population von Braunbären, bestehend aus etwa 60 – 70 Tieren im grenznahen Trentino, war es nur eine Frage der Zeit, dass Meister Petz sich auch in der Schweiz wieder einfindet. So wird immer mal wieder ein Bär in Graubünden oder dem Tessin gesichtet. Kommt ein Bär, wie zuletzt Anfang 2013, ins Land, dann regelt ein Managementplan des Bundesamtes für Umwelt den Umgang mit den Bären und eventuelle Massnahmen. Kommen die Tiere dabei zu nahe an menschliche Siedlungen, werden sie im Zweifelsfall zum «Problembär» erklärt und dürfen abgeschossen werden.
Bären in der Schweiz: Fastvegetarier machen auch Ausnahmen
Grundsätzlich sind Bären fast ausnahmslos Vegetarier. Im Gegensatz zu Wolf und Luchs besteht die Nahrung der Braunbären zu drei Vierteln aus pflanzlicher Kost. Wurzeln, Gräser, aber auch Beeren und Baumfrüchte gehören zu ihrer Leibspeise, wodurch sie auch auf heimischen Obstplantagen zu ungebetenen Gästen werden können. Als weitere Energie- und vor allem Proteinquelle fressen sie Aas, Fische und Insekten. Nur in Ausnahmefällen können dort, wo sie auf Bienenhäuser oder Viehherden treffen auch Honig und Kleinvieh auf der Speisekarte landen. Dies nennen Forscher eine Futterkonditionierung oder Habituierung. Sie entsteht dann, wenn die eher ungewöhnliche Nahrungsquelle für den Bär leicht zu erreichen ist.
So eine Nahrungsquelle kann selbst ein Komposthaufen im Garten oder ein Mülleimer mit Lebensmittelresten sein. Mit ein Grund dafür, dass für die Einwanderungsgebiete ein Abfallkonzept entwickelt wurde, welches den Braunbär von menschlichen Siedlungen von vornerein fernhalten soll. Eine weitere Schutzmassnahme ist die kontrollierte Schafhaltung, die die grossen Besucher aus dem Nachbarland durch Herdenschutzhunde oder Einzäunungen auch von diesen Futterquellen abhalten sollen.
Ob es ein Zusammenleben zwischen Mensch und Bär auf Dauer in der Schweiz geben kann, da sind Forscher im Unklaren. Dies kann wohl wirklich erst ermittelt werden, wenn Bären wirklich wieder sesshaft im Land werden, ein Umstand der nicht unwahrscheinlich ist.
Was machen, wenn man einem Bären begegnet?
Da Bären wie der Braunbär dämmerungs- und nachtaktiv sind, ist die Gefahr einer Begegnung vergleichsweise gering. Sollte es doch einmal zur Begegnung kommen, sind die vom WWF und der Raubtierforschungsstelle KORA herausgegebenen Tipps sehr ratsam.
Bären sind insbesondere dann gefährlich, wenn Weibchen Jungtiere bei sich haben, sie in ihrem Tageslager oder beim Fressen gestört werden, verletzt sind oder in der Winterruhe aufgeschreckt werden. Dann ist laut WWF Folgendes und insbesondere für Wanderer zu beachten:
Bleiben Sie in potentiellen Gebieten mit Bären wie in Graubünden und dem Tessin auf den vorhandenen Wanderwegen.
Vermeiden Sie dichtes Gebüsch, insbesondere mit Beerenhecken
Lärm ist immer gut. Unterhalten Sie sich laut, singen Sie oder tragen Sie ein Glöckchen an der Kleidung
Essensreste sollten niemals in der Natur verbleiben
Bären sollten schon gar nicht mit Futter angelockt werden
Und kommt es doch einmal zur Begegnung: Ruhig bleiben, nicht wegrennen, eher laut reden und mit den Armen kräftig winken. Auf ein Bärenfoto sollten Sie zudem dann verzichten.
Diese und weitere Tipps für Landwirte, Jäger, Förster und Imker gibt es hier.
Der Bär und weitere Wildtiere der Schweiz
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Wildkatzen bevorzugen ruhige Laub- und Mischwälder als Lebensräume. Sie sind Einzelgänger und ernähren sich hauptsächlich von Kleinsäugetieren wie Wühlmäusen und Ratten. In der Schweiz leben derzeit rund 100 der scheuen Wildtiere. Foto: © pum_eva / iStock / Thinkstock
Quellen: www.kora.ch, Herdenschutz Schweiz, WWF, Text: Jürgen Rösemeier-Buhmann