Welche Lebensmittel verbrauchen am meisten Wasser?
Wer umweltbewusst denkt, spart in der Küche Wasser. Doch am meisten davon wird bei der Herstellung unserer Lebensmittel verbraucht. Erfahre, welche Lebensmittel den grössten Wasserverbrauch haben.
Das Wichtigste in Kürze - Wasserverbrauch Lebensmittel
- Fleisch steht wie erwartet weit oben beim Wasserverbrauch-Ranking. Doch auf Platz 1 der grössten Wasserverbraucher steht ein pflanzliches Lebensmittel. Zur Tabelle
- Avocado-Bäume können ganze Regionen austrocken. Warum das so ist
- Obst und Gemüse haben den niedrigsten Wasserfussabdruck in der Schweiz. Doch welche Produkte mit einem hohen Wasserfussabdruck werden hierzulande am meisten verkauft? Gesamt-Wasserfussabdruck
Laut dem WWZ, einem Wasser-Versorgungsunternehmen der Schweiz, verbraucht jeder von uns zu Hause 142 Liter Wasser am Tag. Der Arbeitsplatz, Ferien und Freizeit dazu berechnet, sind es sogar 163 Liter Wasserverbrauch. Natürlich trinken wir das nicht, sondern benötigen es für die Körperhygiene, den Toilettengang, zum Waschen, Putzen und Kochen. Da die Bevölkerung in den vergangenen Jahren für den (zu) hohen Wasserverbrauch sensibilisiert wurde, ist der Pro-Kopf-Verbrauch mittlerweile rückläufig.
Wasserverbrauch von Lebensmitteln: Warum das richtig viel sein kann
Den Wasserhahn aufdrehen, die Toilette oder die Dusche benutzen, das macht nur ein Bruchteil der Schweizer Gesamtbilanz in Sachen Wasserverbrauch aus. Denn laut Wasser für Wasser (WfW) Schweiz liegt der tägliche Wasserverbrauch einer Person bei durchschnittlich 4‘400 Litern.
Wie kommt das? Während etwa 2 Prozent für die haushaltsnahe Nutzung zusammenkommen, entfällt der allergrösste Verbrauch auf die Lebensmittelproduktion. 92 Prozent des globalen Wasserverbrauchs gehen laut «Water Footprint-Network» auf das Konto der Landwirtschaft.
Eigentlich ist da ja nichts Schlimmes dran, schliesslich wird das Wasser ja auf den Acker gekippt, nährt die Pflanze und versickert in der Natur. Oder verdampft, wenn es warm ist. Und das gibt wieder Wolken, die irgendwann abregnen. Im Prinzip richtig. Aber es ist nur die halbe Wahrheit.
Bei der Lebensmittelproduktion oder der Herstellung von Konsumgütern spricht man von indirektem Wasserverbrauch. Zusammen mit dem Verbrauch im Haushalt ergibt sich der Wasserfussabdruck.
Hier wird unterschieden zwischen blauem, grünem und grauem Wasserfussabdruck. Dabei ist der Anteil an den jeweiligen «Farben» abhängig von Produktionsort und -Standards.
- Grüner Wasserfussabdruck bezeichnet die Menge an Wasser, die von Regen oder Bodenfeuchte stammt, aufgenommen wird oder verdunstet.
- Blauer Wasserfussabdruck bezieht sich auf das Grund- und Oberflächenwasser, das bei der Produktion aufgenommen wird oder direkt verdunstet.
- Grauer Wasserfussabdruck: Darunter fällt das Wasser, welches während der Nutzung beeinträchtigt wird, etwa durch Düngemittel, Pestizide, Industrieabfälle, Gülle. Denn dieses kann nur bedingt wiederverwendet werden.
So viel Wasser steckt in gängigen Nahrungsmitteln
82 Prozent und damit der Löwenanteil der 4‘400 Liter Wasser, die jeder von uns täglich verbraucht, entstehen durch importierte Waren. Angebaut wird, wo das Klima ideal und genügend Land verfügbar ist. Es wird jedoch nicht unbedingt darauf geachtet, inwieweit die Ressource Wasser ausreichend vorhanden ist. Zumal, so schreibt «Wasserfussabdruck.org», den exportierenden Regionen allzu oft die Mechanismen für effizientes Wassermanagement fehlen.
Die Top-Wasserverbraucher unter den Lebensmitteln
Wie angenommen, verzeichnet Fleisch einen erheblichen Wasserverbrauch. Doch überraschenderweise beansprucht ein pflanzliches Lebensmittel den Spitzenplatz in dieser Kategorie. Errätst du, welches?
6. Platz: Käse
Für Kilo Käse werden 5000 Liter Wasser verbraucht. Übrigens ist das derselbe Wert wie bei Hirse und diversen Nüssen. © Magone/ iStock / Getty Images Plus
Für 1 Kilo Käse werden im Schnitt 10 Liter Milch benötigt. Für die Herstellung dieser Milchmenge sind durchschnittlich 10'000 Liter Wasser nötig. Unter dem Strich bleiben pro Kilo Käse 5'000 Liter Wasser hängen. Der gleiche Anteil entfällt auf die abgeschiedene Molke, die ebenfalls genutzt wird. Eine Scheibe Käse mit 20 Gramm Gewicht, hat einen Wasserfussabdruck von 100 Litern.
Sparmassnahme: Weniger ist mehr. Aus der Schweiz und am besten aus Alpmilch ist der Wasserverbrauch nicht ganz so gravierend. Zumindest verbraucht die grasende Kuh dann lediglich Regenwasser.
5. Platz: Schweinefleisch
Schweinefleisch sollte nicht allzu oft auf dem Speiseplan stehen, wenn du Wasser sparen möchtest. © zefirchik06/ iStock / Getty Images Plus
1 Kilo Schweinefleisch verbraucht durchschnittlich 6'000 Liter. Der Wasserverbrauch setzt sich aus verschiedenen Elementen zusammen. Zum einen ist es der Bedarf für den Futtermittelanbau. Werden die Schweine mit Soja gefüttert (2‘050 l/kg), dann ist der Verbrauch besonders hoch. Zudem werden die Ställe mit Wasser gereinigt und die Tiere trinken natürlich Wasser.
Sparmassnahme: Kein oder weniger und wenn, dann bewusst Schweinefleisch essen, das Bio-Qualität hat.
4. Platz: Mandeln
Mandeln wachsen dort, wo es warm ist. © Elenathewise/ iStock / Getty Images Plus
Das Hauptanbauland ist Kalifornien. Und dort benötigt ein Kilo Mandeln bis zu 13‘000 Liter Wasser. Etwa 80 Prozent der Welternte kommt aus dem Sonnenstaat, denn die Mandel hatte dort schon immer optimale Bedingungen. Ergo wurde deren Anbau stetig ausgebaut. Selbst als es zwischen 2011 und 2017 zu bedrohlichen Dürreperioden kam, wurde die Produktion erweitert.
Das hat Folgen, denn die riesigen Mandelplantagen müssen mit Grundwasser bewässert werden. In Kalifornien stehen die Bewohner häufig vor dem Dilemma von Wasserknappheit und müssen Bewässerungsverbote für ihre Gärten einhalten. Es gibt sogar Unternehmen, die vertrocknete Rasenflächen mit grüner Farbe revitalisieren.
Sparmassnahme: Weniger ist mehr und die heimische Baumnuss ist als Alternative zudem noch gesünder.
3. Platz: Rindfleisch
Rindfleisch landet im Mittelfeld der Top-Wasserverbraucher unter den Lebensmitteln. © gilaxia/ iStock / Getty Images Plus
15‘500 Liter sollen im Schnitt je Kilo Rindfleisch anfallen. Auch hier ist natürlich die Herkunft entscheidend, genauso wie die Art des Futters. So verbraucht eine auf der Schweizer Alp grasende Kuh selbstredend weniger Wasser wie Stallvieh, das mit Kraftfutter wie Soja gefüttert wird. Nicht viel besser ist die Bilanz der Millionen Kühe, die auf einer dörren Weide in Südamerika grasen, Zusatzfutter und jede Menge Trinkwasser bekommen. Im schlimmsten Fall war das Land mal Regenwald. Das alles belastet den Grundwasserspiegel immens.
Sparmassnahme: Auch hier gilt natürlich, weniger (oder gar kein Rindfleisch) ist besser für den Wasserverbrauch. Poulet verbraucht übrigens in Sachen Fleisch mit 4‘000 Liter pro Kilogramm Endprodukt am wenigsten.
2. Platz: Röstkaffee
Der überwiegende Teil des Verbrauchs geht auf den Anbau, aber auch das Waschen der Bohnen ist wasserintensiv. © wundervisuals/ E+
Bis die Tasse Kaffee frisch und duftend aufgebrüht wurde, hat die Bohne 21‘000 Liter pro Kilo verbraucht. Pro Tasse (125 ml) sind das übrigens satte 140 Liter. Das ist dann so viel, wie vielleicht ein sehr sparsamer Mensch den ganzen Tag im Haushalt verbraucht.
Allerdings ist Kaffee von Natur aus eine Regenwaldpflanze. Die Ursprünge der Arabica-Bohne etwa liegt in den Regenwäldern Äthiopiens. Heute wächst dort noch seine Wildform. Generell sind Kaffeeplantagen oft in regenreichen Gebieten angesiedelt. Was den Bedarf nicht verringert, aber immerhin ist es dann kein Grundwasser.
Sparmassnahme: Wie bei allen Lebensmitteln gilt auch hier: Respekt gegenüber der Tasse Kaffee. Sie sollte nicht achtlos im Abfluss landen, weil man einfach zu viel davon gekocht hat oder die Tasse vor lauter Arbeitsstress kalt wurde. Zudem kannst du auf Fair-Trade- und Bio-Qualität setzen. Dann ist ein umweltverträglicher(er) Anbau garantiert. Auch ist die Tasse Tee bei gerademal etwa 30 Liter benötigtem Wasser eine interessante Alternative.
1. Platz: Die Kakaobohne
Eine verzehrfertige Tafel Schokolade (100 g) verbraucht so viel Wasser wie in über 13 Badewannen reinpasst. © eefauscan/ iStock / Getty Images Plus
Die Kakaobohne verschlingt beim Anbau pro Kilo satte 27‘000 Liter Wasser. Auch hier ist der Anbau selbst der durstigste Part der Produktion.
Auch hier gilt, dass die Kakaopflanze idealerweise in naturbelassenen Wäldern mit einem feuchten Mikroklima wächst. Es gibt zwar auch Monokulturen, in denen ordentlich bewässert wird – und selten sogar von Hand aufgrund fehlender Insekten die Bestäubung erfolgt.
Sparmassnahme: Klasse in Form von Fair-Trade-Schokolade und keine Masse an Kakaoprodukten. So minimierst du deinen Wasserfussabdruck erheblich.
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Vergleichsweise sehr wenig Wasser brauchen unsere Kartoffeln. Pro Kilo benötigen sie 210 Liter Wasser. Das Gute: Sie müssen nicht extra eingeflogen werden und haben daher auch einen niedrigen CO2-Fussabdruck. Aber aufgepasst: In einer Tüte Kartoffelchips (200g) stecken 185 Liter Wasser. Foto © deepblue4you/ iStock / Getty Images Plus
Tabelle: Der Wasserverbrauch einiger Lebensmittel auf einen Blick
Eine gute Tasse Kaffee am Morgen, ein Gläschen Wein am Nachmittag und einen warmen Kakao oder einen kühlen Schoko-Milchshake am Abend: so schnell sind mehr als 6030 Liter Wasser verbraucht. Von Kartoffeln und Tomaten über Avocados bis zum Kakaopulver – Wie viel Liter Wasser pro Kilogramm eines Lebensmittels etwa verbraucht werden:
LEBENSMITTEL | VERBRAUCH IN L PRO KG |
KAKAO | 27 000 |
RÖSTKAFFEE | 21 000 |
RINDFLEISCH | 15 500 |
MANDELN | 13 000 |
SCHWEINEFLEISCH | 6 000 |
HIRSE, NÜSSE, KÄSE | 5 000 |
HÜHNERFLEISCH | 4 300 |
REIS | 3 470 |
EIER | 3 300 |
SOJA | 2 050 |
AVOCADO | 1 500 |
WEIN | 960 |
BANANEN | 900 |
ÄPFEL | 700 |
MILCH | 600 |
ERDBEEREN, ZWIEBELN | 280 |
KARTOFFELN | 210 |
TOMATEN | 120 |
Beispiel Avocado: Warum ganze Regionen austrocknen
Die Avocado ist unter den Sündenböcken in Sachen Wasserverbrauch noch gar nicht mal unter den Top10 zu finden. Dennoch: Ein Kilo Avocado, vielmehr die Pflanzen, die sie wachsen lassen, sind durstig. Bis zu 1‘500 Liter Wasser pro Kilogramm Früchte sind im Maximalfall nötig, um den vielseitigen Star in der Gemüsetheke zu produzieren.
Das Problem: Die Frucht wird hauptsächlich in trockenen Ländern angebaut.
In Mexiko (ziemlich genau 1/3 der weltweit produzierten Früchte stammen von hier) werden beispielsweise bis zu 4‘000 Hektaren Wald (meist illegal) jährlich für Avocadoplantagen abgeholzt, berichtet der «Stern». Dies hat Einfluss auf den Grundwasserspiegel, da der Avocadobaum doppelt so viel Wasser benötigt, wie die hier abgeholzten Nadelbäume.
In Peru wurde bereits 2011 der Wassernotstand ausgerufen, da die Anbauregion an der Pazifikküste staubtrocken ist und die Avocado-Farmen dennoch stetig wachsen.
Immer mehr Wasser muss hier, wie auch in einem weiteren Anbauland, Chile, aus dem Grund gepumpt oder von Flüssen abgezapft werden. Wie die dänische Nichtregierungsorganisation «Danwatch» aufdeckte, ist die Bevölkerung der einst wasserreichen chilenischen Provinz Petorca, dank dem Avocado-Anbau heute auf Wasserlieferungen mit Tanklastern angewiesen.
Während in gemässigteren Regionen etwa 70 Liter Wasser für eine Avocado ausreichen, sind es in (mittlerweile) wasserarmen Regionen wie in Petorca 320 Liter für eine einzige Avocado.
Hinzu kommen hier, wie bei anderen weitgereisten Lebensmitteln, die Klimagasemissionen für den Transport mit dem Schiff oder gar Flugzeug. Hier liest du mehr über die Top 6 der Klimasünder unter den Lebensmitteln.
Schweizer Gesamt-Wasserfussabdruck nach Agrarprodukten
Interessant ist die Verteilung des gesamten Wasserfussabrucks in der Schweiz und nach Agrarprodukten. Alles, was in der Schweiz verkauft wird, gliedert sich laut dem WWF-Bericht in Sachen Wasserverbrauch:
- 28 % Fleisch
- 11 % Getreide
- 10 % Zucker
- 10 % Milch
- 9 % Öl
- 8 % Kaffee & Tee
- 4 % Obst
- 2 % Gemüse
- 20 % Sonstige (wie Wein, Bier, Ölfrüchte, Gewürze)
Das krasse Beispiel Spanien
In Produktionsländern wie Mexiko, Chile, Peru oder der Elfenbeinküste ist oft das Wasser knapp, ob es nun von oben oder tief aus der Erde kommt. Trotzdem werden dort für unseren Konsum Lebensmittel produziert.
Gewächshäuser in Vikar in Almeria in Spanien. Foto © aluxum/ iStock / Getty Images Plus
Nehmen wir aber auch mal ein näheres Land. Spanien. Laut WWF Deutschland werden dort 3,3 Millionen Hektar Landwirtschaftsfläche mit unvorstellbaren 24 Milliarden Kubikmetern Wasser bewässert. Dies entspricht drei Viertel des Gesamtwasserbedarfs in Spanien. Und auch dort ist vielerorts das Wasser knapp.
Regionen wie Murcia, die sich stolz «der Obst- und Gemüsegarten Europas» nennt, leiden unter anhaltenden Dürreperioden. Selbst ein eigens für die Gemüsebauern vor Jahrzehnten gebauter Kanal, der Wasser vom Fluss Tajo abzapft, ist weniger und weniger gefüllt. Hier muss man bereits auf die grösste Meerwasserentsalzungsanlage setzen, um ausreichend Wasser für den Anbau zu gewinnen.
Ähnlich sieht es rund um Almeria aus, einer regenarmen Region mit einem Plastikgewächshaus neben dem anderen. Auf einer etwa 50‘000 Fussballfeldern grossen Fläche, die auch «mar de plástico», das Plastikmeer genannt wird, wird für ganz Europa Gemüse angebaut. Auch hier ist Wasser knapp und der Grundwasserspiegel sinkt bedrohlich; nicht nur durch illegale Brunnen.
Regional, saisonal und Veggie reduziert den Wasserverbrauch
Wo immer es geht, gilt es daher, auf Saisonales und Heimisches zu setzen. Dann bleibt mit heimischen Kartoffeln (210 l/kg), Rüebli (130 l/kg), Tomaten (120 l/kg) und Co. der Wasserfussabdruck beim Lebensmitteleinkauf vergleichsweise gering.
Selbstredend ist der Wasserfussabdruck bei vegetarischer oder veganer Ernährung prinzipiell kleiner. Insbesondere, wenn der Konsument auf Herkunft und Jahreszeit achtet. Und möglichst kein Lebensmittel wegwirft.
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