«Ingwerliebe und Nachhaltigkeit gehen Hand in Hand»
Das Schweizer Start-up Sama Sama produziert fairtrade Ingwergetränke. Woher ihre Ingwerliebe kommt und weshalb es jede und jeder mal probieren sollte, erzählen die Gründer im Interview.
«Ingwer ist scharf und macht scharf», sagt Julia Furrer, Mitgründerin von Sama Sama, lachend. Die Wurzel hat eine aphrodisierende Wirkung und ist auch sonst sehr gesund: Sie enthält unter anderem viel Vitamin C, Magnesium, Eisen und Kalzium. Das regt den Stoffwechsel an, hilft bei Übelkeit und Erkältung.
Wie der Ingwer in die Flasche kommt, erzählen Julia Furrer und Kevian Steiner, die Gründer von Sama Sama, im Interview:
Mit Sama Sama macht ihr nicht eure ersten Schritte im Gastronomiebereich, ihr leitet auch die Alpineum Kaffeehaus Bar. Sind eure Ingwerprodukte während der Zeit hinter dem Tresen entstanden?
Steiner: Während einer Zwischennutzung in einem alten Gewerbegebäude in der Stadt Luzern, wo wir Parties und Kulturevents veranstalteten, ist der Ingwerschnaps entstanden. Wir wollten einen Drink der Spass macht und mochten Ingwer. Dann habe ich mit Mamas Entsafter experimentiert und den ersten Schnaps hergestellt. Den haben zuerst nur die Mitarbeiter getrunken, dann die Stammgäste. Am Schluss haben alle nur noch nach dem Ingwerschnaps gefragt.
War der Ingwerschnaps denn schon von Anfang an perfekt?
Steiner: Wir haben viel Feedback bekommen und über 100 Rezepte ausprobiert. Einmal kam beispielsweise ein Freund und meinte: «Jetzt ist es zu scharf, ich hab einen heissen Bauch». Es war ein super Weg, mit dem Feedback unserer Kunden das Rezept zu verfeinern. Neben Schnaps haben wir jetzt auch Sirup, Tee und Punsch.
Foto: zVg
Euer Ingwer stammt aus einer Produktion aus Indien, richtig?
Furrer: Ja, zuerst waren wir auf einer Reise in Sri Lanka um dort Felder zu begutachten, dort durften wir aber nicht auf die Plantage und die Arbeitsbedingung waren nicht gut. Danach waren wir in Indien.
Steiner: Dort haben wir die verschiedenen Ingwersorten probiert. Wir arbeiten mit einer Kooperation zusammen, die wir über Max Havelar gefunden haben. Der Ingwer wird direkt vor Ort entsaftet und dann zu uns geschickt.
Heute kann man auch Ingwer in der Schweiz pflanzen, das hat Stephan Müller mit dem Bioland Müller Steinmaur gezeigt. Wäre das eine Option für euch?
Steiner: Nein, denn sie haben in Indien das nötige Know-How und wir haben die Möglichkeit den Menschen dort eine echte Perspektive zu geben – dort können wir etwas verändern. Es ist schön zu sehen, wie es den Bauern gut geht und wie sie Freude an der Arbeit haben.
Furrer: Die Kooperation unterstützt auch Mutter-Kind-Häuser, wo Frauen und Kinder ausgebildet werden. In Indien sind die Frauen oft noch sehr abhängig von ihren Männern, die Kooperative bietet ihnen einen Weg, selbstständiger zu sein.
Was passiert mit dem Saft, wenn er hier ist?
Furrer: In der Entwicklungsphase haben wir zu Hause in unserer Küche produziert. Wir hatten ein Ingwerlabor in einer Genossenschaftswohnung. Nach dem Crowdfunding letztes Frühjahr auf wemakeit.ch konnten wir unsere Produktion in die Amstutz Manufaktur verlagern, wo diverse edle Kulturbrände entstehen. Dort produziert Kevian die Sama Sama ginger drinks selbst. Er kann jedoch auf das Inventar und Know-How der Manufaktur zurück greifen.
Steiner: Ja, Julia hasst mich schon ein bisschen, weil ich unsere Küche Produktionslabor nenne. Alles was möglich ist, machen wir in der Schweiz, auch das Design der Flasche. Ingwerliebe und Nachhaltigkeit gehen für uns Hand in Hand.
Warum sollten wir eure Ingwerprodukte trinken und nicht einfach eine Knolle im Laden kaufen und im heissen Wasser ziehen lassen?
Steiner: Unser Ziel war es immer, einen Geschmack zu haben, als würde man in eine frische Wurzel beissen. Unser Direktsaft schmeckt viel frischer und intensiver, als wenn Ingwer nur im heissen Wasser ausgekocht wird.
SamaSama – was bedeutet euer Markennamen eigentlich?
Steiner: Das ist indonesisch und bedeutet gern geschehen. Wir liebten den positiven Flow des Wortes.
Furrer: Wir waren auf unseren Reisen unter anderem in Bali und das hört man dort die ganze Zeit, oft auch leicht gesungen. Aber die Geschichte geht noch weiter, denn ich habe auf der Reise die Nase gebrochen.
Wie ist denn das passiert?
Furrer: Ich habe eine Judorolle über zwei Liegestühle am Strand gemacht, danach hatte ich einen offenen Bruch. Wir waren auf einer Insel die nicht motorisiert war. Am nächsten Tag musste ich mit dem Speedboot auf Bali ins Spital und operieren.
Steiner: Danach hatte sie einen weissen Schutz über die Nase, damit sie sich nicht in der Nacht nochmals die Nase breche. Deswegen habe ich Julia «Balistar» genannt und auch im Spital sagten sie ihr dann so. Dass Vögelchen ist dann zu unserem Logo geworden, als kleine Hommage an meine Frau und als Erinnerung dran, dass sie mir noch zwei Monate Indonesien schuldet.
Bereit Ihre eigene Ingwerliebe zu wecken?
Julia Furrer und Kevian Steiner sind Teilhaber und Geschäftsführer des Alpinum Kaffeehaus Luzern, der Marke Sama Sama und der Gelateria dell'Alpi, bei der es übrigens auch vegane Glace gibt.