Maya Graf: «Die Konsumenten sind entscheidend»

Maya Graf ist die erste grüne Nationalratspräsidentin. Anlässlich des Nachhaltigkeitsforums «NATUR 2013 - die Zukunft die wir wollen» sprach sie mit nachhaltigleben darüber, mit welchen Massnahmen Politik und Konsumenten zu einer zukunftsfähigen Schweiz beitragen können.

Maya Graf Nationalpräsedentin
Nationalratspräsidentin Maya Graf lebt auf einem Bauernhof. Foto: mayagraf.ch

Frau Graf, wie zukunftsfähig ist die Schweiz bereits?

Wir haben uns politisch schon auf den Weg gemacht, zum Beispiel mit der Energiestrategie die jetzt der Bundesrat verabschiedet hat, und mit der eben durch die Stimmbevölkerung bestätigte Verschärfung des Raumplanungsgesetzes, das endlich der Zersiedelung Einhalt gebietet. Doch nun ist die rasche Umsetzung auf allen Ebenen gefordert.

Welche wichtigen politischen Entscheidungen braucht es noch, damit wir auf eine nachhaltige Zukunft zusteuern?

Wichtig ist , dass das Parlament dieses Jahr für die Energiewende klare gesetzliche Rahmenbedingungen beschliesst. Weiter fehlt eine konsequente nachhaltige Wirtschaftspolitik. Hier knüpft die grüne Wirtschaftsinitiative der Grünen Partei an. Insgesamt haben wir in der Schweiz gute Voraussetzungen mit Innovation und Investitionen vorwärts zu kommen. Wir sollten es endlich tun, das schafft auch neue Arbeitsplätze.

Immer mehr Schweizerinnen und Schweizer engagieren sich für den Umweltschutz und setzen etwa auf Bio-Lebensmittel oder Ökostrom. Inwiefern braucht es trotzdem auch von Seiten der Konsumenten noch mehr Engagement für eine zukunftsfähige Schweiz?

Die Politik ist nur eine Seite, die Wirtschaft die zweite, und die dritte ist die Gesellschaft. Und die Gesellschaft, also die Konsumentinnen und Konsumenten, sind entscheidend. Sie bestimmen mit jedem Kauf den sie tätigen, sei es die Handtasche, das Mobiltelefon, Kleider oder Essen, wie nachhaltig die Herstellung dieses Produkts war und wie nachher das Recycling ist. Sie entscheiden also, welche Auswirkungen ein solches Produkt auf die Umwelt und die Gesundheit der Menschen hat. Hier sind bewusste Kaufentscheidungen das Wichtigste, um eben auch solche Unternehmen, die jetzt schon in Nachhaltigkeit investieren, zu belohnen.

Wenn es um einen Beitrag zum Klimaschutz geht, sind meist nur Erwachsene angesprochen. Werden engagierte Kinder und Jugendliche noch zu wenig gehört?

Die nächste Generation wird mit den Problemen der Lebensweise, die wir so exzessiv betrieben haben, in Zukunft konfrontiert sein. Darum ist es wichtig, dass diese Generation heute schon in den Entscheidungsprozess mit einbezogen wird. Das sollte noch viel mehr geschehen. Es gibt ja schon viele junge Menschen, die sich sehr engagieren.

Was können Kinder und Jugendliche zu einer nachhaltigen Zukunft beitragen?

Im eigenen Umfeld können sie sich politisch oder in einer Umweltorganisation engagieren und aktiv werden. Jeder junge Mensch muss das finden, was ihm entspricht. Wichtig ist, dass das Bewusstsein da ist und dass es eben auch Spass macht. Es darf nicht Verzicht oder Druck sein. Und wir Erwachsene und Erziehende sind dabei täglich Vorbild!

Wie sollten Erwachsene auf junge Menschen zugehen, die sich engagieren möchten?

Wir müssen bei den Jugendlichen Optimismus verbreiten. Wir haben zwar viele Probleme zu lösen. Es gibt aber auch viele Möglichkeiten, gemeinsam diese Probleme anzupacken und neue Horizonte zu eröffnen. Junge Menschen können neue Wege finden, die wir uns noch gar nicht vorstellen können. Eine neue Art des Zusammenlebens, ganz neue Wohn- und Arbeitsformen, zukunftsfähige Städte. Bei den neuen Kommunikationsmitteln haben wir gesehen, wie schnell das gehen kann.

Längst nicht alle Jungen sind jedoch überzeugte Umweltschützer. Sie haben selbst zwei Jugendliche zu Hause. Wie schafft man es, sein Kind vom Klimaschutz zu begeistern?

Meine Kinder sind etwas vorbelastet mit einer grünen Mutter. Und wir leben auf dem Biobauernhof schon relativ nachhaltig. Es bleibt ihnen von daher gar nicht so viel übrig. Aber natürlich ist zum Beispiel elektrische Geräte auszuschalten nach der Benützung, immer wieder ein Thema. Dabei finde ich es wichtig, dass man immer im Dialog bleibt. Ich kann nicht einfach sagen ‚Das macht man nicht‘. Ich muss mich der Diskussion stellen, warum und wozu? Junge Menschen haben ein Anrecht auf Antworten.

Interview: Bianca Sellnow
 

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