Wachstum nachhaltiger Anlagen trotz stagnierendem Fondsmarkt
In der Schweiz werden immer mehr Vermögen nach nachhaltigen Kriterien verwaltet. Diese Gelder werden gemäss Umwelt- und/oder Sozialkriterien investiert. Mehr zu Wachstum und Bedeutung nachhaltiger Investitionen erfahren Sie hier.
Der Trend zu mehr Nachhaltigkeit im Anlagemarkt ist ungebrochen. Dies zeigt die aktuelle Studie von OnValues über den Markt nachhaltiger Anlagen in der Schweiz. Im Jahr 2009 hat das Volumen nachhaltiger Kollektivanlagen und Mandate im Vergleich zum Vorjahr um 63,4 Prozent zugelegt und betrug per Ende 2009 34,1 Mrd. Franken.
Ein etwas genauerer Blick auf die neuesten Zahlen zeigt Folgendes: Mit 55 Prozent liegen etwas mehr als die Hälfte der nachhaltigen Anlagen in Fonds, 40 Prozent des Volumens stammt aus Vermögensverwaltungsmandaten und gut 5 Prozent liegen in strukturierten Produkten. Assets von privaten Anlegern sind in 2009 deutlich stärker gewachsen als die Anlagen von Institutionellen. Unter den Asset Klassen spielen Aktien weiterhin die wichtigste Rolle (rund 61,5 Prozent aller Anlagen). Obligationen (mit 22,3 Prozent) und Private Equity Investments (2 Prozent) sind von untergeordneter Bedeutung.
Bezüglich Anlagestil sind es die Best-In-Class, sowie die Nachhaltigkeits-Themen, die im Jahr 2009 deutlich an Bedeutung zugelegt haben. Ebenfalls deutlich zugenommen hat das Engagement als Anlagestil (Siehe Grafik 1).
Grafik 1: Quelle: OnValues, Sustainable Investments in Switzerland 2009
Nachhaltige Anlagen nehmen in den letzten Jahren stetig zu. Foto: cienpies, iStock, Thinkstock
Die von OnValues in 2007 zum ersten Mal durchgeführte Erhebung zu themenspezifischen Anlagen nimmt das Interesse von Investoren für bestimmte nachhaltige Themen und Sektoren wie Wasser, Erneuerbare Energien und Klimawandel genauer unter die Lupe. In dieser Untersuchung sind allerdings auch Anlagen erfasst, die nicht auf einer Nachhaltigkeitsprüfung beruhen. Gemäss der Studie sind bereits über 21 Mrd. Franken in solche Zukunftsthemen investiert. Als wichtige Wachstumsthemen wurden von den befragten Experten die Bereiche Emerging Markets, Energieeffizienz, Recycling oder Demografie genannt. Die mehrheitlich als Alpha-Generatoren oder als Satelliten eingesetzten Themenportfolios haben in den letzten Jahren im Bereich der nachhaltigen Anlagen auch den grössten Teil des Neugelds an sich gezogen.
Mit der erfreulichen Entwicklung im Bereich nachhaltiger Anlagen steht die Schweiz bei weitem nicht alleine da. Auch im übrigen Europa sind starke Wachstumsraten zu verzeichnen. Eine Studie des Sustainable Business Institute untersuchte die Entwicklung der nachhaltigen Fonds im deutschsprachigen Raum. Dort wuchs der Markt im Jahr 2007 um beeindruckende 90 Prozent, die Anzahl Fonds erhöhte sich im gleichen Zeitraum um circa 30 Prozent. In den USA , wo der Anteil nachhaltiger Anlagen an den Gesamtanlagen mit 11 Prozent schon wesentlich grösser ist als in Europa, ist das Anlagevolumen in den vergangenen zwei Jahren nochmals um 18 Prozent gewachsen, während der Gesamtmarkt weniger als 3 Prozent zugelegt hat.
Ungebrochenes Kundeninteresse
Verschiedene Kundenbefragungen zeigen, dass nicht mit einem raschen Abflauen dieses Marktwachstums zu rechnen ist. Gemäss dem «World Wealth Report» von Merrill Lynch und Capgemini, der das Anlegerverhalten von HN WI (High Networth Individuals) untersucht, legen 10 Prozent dieser Superreichen heute schon nachhaltig an und investieren dabei rund 9 Prozent ihres Vermögens basierend auf Umwelt- oder Sozialkriterien - Tendenz steigend. In einer Investorenbefragung der Hamburger Börse gaben mehr als 50 Prozent der Befragten an, Nachhaltigkeitsaspekte bei Anlagen berücksichtigen zu wollen. Im Zuge der weltweiten Entwicklung in diesem Bereich haben sich die weltweit grössten institutionellen Investoren in Initiativen für nachhaltige Anlageformen organisiert und Regelwerke auf die Beine gestellt. So haben sich seit April 2006 schon mehr als 300 Investoren mit einem Gesamtanlagevolumen von über 13 Bio. USDollar der «Principles for Responsible Investment»-Initiative der UNO-Organisationen UN Global Compact und UNE P Finance Initiative angeschlossen. Die Teilnehmer verpflichten sich, Kriterien bezüglich Umwelt, Soziales und Corporate Governance aktiv in die Analyse und den Anlage-Entscheidungsprozess mit einzubeziehen sowie die Stimmrechte aktiv im Sinne der Nachhaltigkeit auszuüben. Es wird erwartet, dass sich diese neuen Standards in Zukunft auf breiter Front durchsetzen werden.
Einen Beitrag zum steigenden Interesse an nachhaltigen Anlagen leisten auch wissenschaftliche Studien, die darauf hindeuten, dass nachhaltige Anlagen absolut konkurrenzfähig sind. Die UNE P Finance Initiative präsentierte im vergangenen Herbst zu dieser Fragestellung eine umfassende Übersicht von wissenschaftlichen Studien zum Thema «Performance und Nachhaltigkeit». Von 20 Reports kamen zehn zum Schluss, dass sich die Berücksichtigung von Nachhaltigkeit positiv auf die finanzielle Performance auswirkt, sieben fanden einen neutralen und nur gerade drei einen negativen Zusammenhang.
Quelle: Schweizerische Personalvorsorge; OnValues, Sustainable Investments in Switzerland 2009