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Warum Strom aus Wasserkraft nicht immer umweltfreundlich ist

Wasser bedeutet Leben und sorgt auch für ausreichend Energie in der Schweiz. Strom aus Wasserkraft ist quasi emissionsfrei, aber nicht immer umweltfreundlich. Welche Vor- und Nachteile die Wasserkraft in der Schweiz mit sich bringt, erklärt unser Beitrag.

Wasserkraft ist nicht immer umweltfreundlich.
Ein Nadelwehr in Luzern, welches das Wasser der Reuss in ein modernes Turbinenwerk leitet. Foto: vladj55 / iStock / Thinkstock

Gletscher, Stauseen und Flüsse: Die Wasserkraft in der Schweiz scheint unerschöpflich. Bereits heute deckt die Wasserenergie knapp 60 Prozent des einheimischen Strombedarfs.

Doch der Stromverbrauch wächst seit Jahren und langsam stoßen die Schweizer beim Ausbau der Wasserkraft an ihre Grenzen.

Wasserkraft ist als älteste Energiequelle immer noch gefragt

Wasser ist praktisch der einzige Rohstoff in der Schweiz. Das Wasserschloss «herrscht» über sechs Prozent aller europäischen Süsswasservorräte. Sie sind in Gletschern, rund 1500 Seen, Flüssen und im Grundwasser gespeichert. Somit ist die Wasserkraft seit über 100 Jahren die wichtigste, heimische Energiequelle. 556 Wasserkraftwerke erzeugen knapp 36 000 Gigawattstunden Strom. Die Schweiz belegt mit diesem Wasserkraftanteil im Energiemix den vierten Platz im europaweiten Vergleich.

Sauberer Strom aus dem Wasserkraftwerk

Wasserkraftwerke sind flexibler als Kohle- oder Kernkraftwerke, weil man sie nach Bedarf hoch- und herunterfahren kann. Deshalb sorgt die Wasserenergie für den Ausgleich in Schweizer Stromnetzen und verhindert so unerwünschte Stromausfälle bzw. gefürchtete Blackouts. Ein Wasserkraftwerk produziert abfall- und kohlendioxidfrei. Zudem ist es ein kostengünstiger und verlässlicher Stromlieferant. Damit die Stromquelle auch künftig nicht versiegt, bezahlen die Schweizer für die nachhaltige Weiterentwicklung der Wasserkraft den so genannten Wasserzins.

Die Vorteile der Wasserkraft

Um Strom zu erzeugen, verbraucht die Wasserkraft keine Rohstoffe und schützt so das Klima. Ihre Ökobilanz lässt andere Stromquellen weit hinter sich. Die Schweiz ist somit weitestgehend unabhängig von fossilen Energieträgern. Denn das kühle Nass erneuert sich von selbst. Nicht nur deshalb ist Wasserkraft die wichtigste Energiequelle in der Schweiz. Auch, weil es dabei nur zu geringen Verlusten bei der Stromproduktion kommt. Im Vergleich mit anderen Erneuerbaren Energien bleibt mehr Wasserenergie übrig, die zudem speicherfähig und ganzjährig verfügbar ist. Doch Umweltverbände setzen Wasserkraft nicht automatisch mit Ökostrom gleich. Ihre Nutzung kann auch negative Folgen für die Umwelt haben.

Staudämme verändern Landschaften und Lebensräume.
Die Stromgewinnung durch Wasserkraftwerke kann Landschaften und Lebensräume verändern. Foto: © iStockphoto.com / © sumnersgraphicsinc

Die Schweiz nutzt über 90 Prozent der geeigneten Gewässer zur Stromgewinnung. Dadurch werden Landschaften umgestaltet und der Mensch verliert natürliche Erholungsorte. Doch auch die Lebensräume von Pflanzen und Tieren sind davon betroffen und werden unterbrochen. Bäche verwandeln sich in Rinnsale und schnell fließende Flüsse wogen nur noch träge von Staudamm zu Staubecken. Darunter leiden besonders die Fische. Von ehemals 55 einheimischen Fischarten sind bereits acht ausgestorben und 24 bedroht (BAFU). Um das Problem einzudämmen, gibt es seit 1992 die Restwasservorschrift. Sie achtet darauf, das ausreichend Restwassermengen nach der Wasserentnahme verbleiben. In der Realität setzen die Kantone diese Vorschriften nur mangelhaft um (WWF). Deshalb fordern Umweltverbände eine umweltverträgliche und nachhaltige Wasserkraft-Nutzung. Rico Kessler von Pro Natura (www.pronatura.ch) bringt es auf den Punkt: «Die Zitrone ist nahezu ausgepresst.» (sda)

Eine Übersicht über sämtliche Vor- und Nachteile gibt die AG Alpine Wasserkraft (http://www.alpine-wasserkraft.com/staerke.html).

Klimawandel: Folgenreich für die Wasserkraft in der Schweiz

Noch gibt es in der Schweiz ausreichend Wasser. Experten befürchten, dass sich das durch den Klimawechsel verändert und sich Wasser zu einem knappen Gut entwickelt. Modelle sagen regenreiche Winter und trockene Sommer vorher. Was heisst das für die Wasserkraft? Eine Studie besagt, dass bis 2050 ein Rückgang der Wasserenergie-Produktion um sieben Prozent denkbar wäre (Laboratoire Hydrologie et Aménagements der Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne).

Mehr Strom trotz weniger Wasserkraft

Dennoch setzt der Bundesrat auf den Ausbau der Wasserkraft, um den Atomausstieg zu ermöglichen. Das setzt auch die Erschließung neuer Standorte voraus - wobei es nicht mehr viele Möglichkeiten gibt. Im Tagesanzeiger erklärt Jürg Buri, Geschäftsleiter der Schweizerischen Energie-Stiftung, dass sogar nur ein Ausbau um 2,5 Terrawattstunden ökologisch verträglich sei. Erreichen könnte man dies mit effizienteren Turbinen in alten Wasserkraftwerken und dem Bau neuer Kleinkraftwerke - aber nicht ohne die strengen Umweltvorschriften zu vernachlässigen.

Links zur Wasserkraft

  • BAFU - Das Bundesamt für Umwelt ist die Fachbehörde für die Umwelt.
  • SWV - Schweizerische Wasserwirtschaftsverband
  • Umweltspiele - Lernen Sie spielerisch die Wasserkraft kennen.

 

 

Text: Kerstin Borowiak, Quellen: WWF, Pro Natura, swissinfo, Agentur für Erneuerbare Energien, BFE, BAFU, Schweizerische Energiestiftung, sda, Bundesamt für Energie , Tagesanzeiger, AG Alpine Wasserkraft

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