Neue Studie zeigt: Unsere Luft ist voller Plastik

25.01.2022 – Nicht nur die Meere werden von Plastik überflutet. In einer neuen Studie zeigten Forschende: Die Verbreitung von Nanoplastik in unserer Luft ist deutlich stärker, als bisher vermutet.

Der Berg Hoher Sonnenblick in Österreich
Das Observatorium auf dem Berg Hoher Sonnenblick in Österreich © HouseBerg.at / iStock / Getty Images Plus

Bilder von Plastikinseln im Ozean oder von an Plastik erstickten Meerestieren sind zum Symbolbild der weltweiten Umweltverschmutzung geworden. Doch der Plastikabfall, den wir produzieren, ist allgegenwärtig – auch hierzulande.

In einer neuen Studie der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) untersuchte Empa-Forscher Dominik Brunner zusammen mit Kolleg*innen der Universität Utrecht und der österreichischen Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, wie viel Plastik sich in der Luft befindet.

Aus Schätzungen der Studie geht hervor, dass bis zu 3'000 Tonnen Nanoplastik jährlich auf die Schweiz herabrieseln. Die Werte müssen jedoch durch weitere Forschung überprüft werden, da sie im Verhältnis zu anderen Studien erschreckend hoch sind und man sich über die genauen Zahlen noch uneins ist.

Die Verbreitung von Nanoplastik in der Luft ist weitgehend unerforscht. Brunners Resultate sind die genaueste Erfassung der Luftverschmutzung durch kleinste Plastikteilchen, die bisher existiert.

Wie kommt das Plastik in die Luft?

Die Untersuchungen fanden auf einer kleinen Fläche auf der Spitze des Berges Hoher Sonnenblick in Österreich statt. Auf 3'106 Metern Höhe steht hier ein Observatorium der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik.

Mit Hilfe von europäischen Wetter- und Winddaten konnten die Forschenden nachverfolgen, woher die Plastikteilchen in den genommenen Proben stammten. Dadurch gelang es den Wissenschaftler*innen, nachzuweisen, dass dicht besiedelte Städte das meiste Nanoplastik ausstossen.

Aber selbst Plastik aus den Weltmeeren befindet sich in unserer Luft. Circa 10 Prozent der Nanoplastik-Teilchen in den gemessenen Proben legten eine Distanz von über 2'000 Kilometern zurück – teilweise stammten sie aus dem Atlantik.

Gefährdet Nanoplastik unsere Gesundheit?

Nanoplastik wird unter anderem durch den täglichen Gebrauch von Einwegverpackungen oder auch Kleidung freigesetzt. Die Teilchen sind so leicht, dass sie sich in der Luft ähnlich wie Gas bewegen.

Anders als Mikroplastik kann Nanoplastik also auch über die Atmung aufgenommen werden und in unsere Lungen und den Blutkreislauf aufgenommen werden. Ob diese Luftverschmutzung für den Menschen eine Bedrohung darstellt, kann bisher nicht nachgewiesen werden.

Die Medienmitteilung der Empa zitiert Forscher Bernd Nowak: «Wir wissen, dass Mikro- und Nanoplastik fast überall ist. Aber ob das wichtig oder gar gefährlich ist, müssen wir erst noch erforschen.»

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