Wie Produkte aus Palmöl den Regenwald zerstören
Schokoriegel, Backwaren, Fertiggerichte und, nicht zu vergessen, der Analogkäse - hunderte von Lebensmitteln enthalten Palmöl. Genauso Kosmetikartikel oder Putzmittel. Die Gründe: Es ist gut zu verarbeiten und das billigste Pflanzenöl. Palmöl ist jedoch auch ein Synonym für Regenwald-Zerstörung. Wo es überall enthalten ist und wie man es vermeiden kann.
Palmöl ist nicht nur aufgrund seines geringen Preises bei der Lebensmittelindustrie beliebt. Denn das meist als pflanzliches Öl oder Fett gekennzeichnete Produkt ist hitzestabil und verbindet sich deshalb gut mit Kakaobutter, etwa für eine süsse Füllung oder den knackigen Schokoguss. Aber die Verwendung von Palmöl hat eine Schattenseite, denn der Anbau der dafür genutzten Palmen sorgt für die Zerstörung des Regenwaldes, insbesondere in Malaysia. Dabei kann es auch nachhaltig angebaut werden und es gibt inzwischen viele umweltfreundliche Alternativen zu Palmöl.
Tausende Hektar Regenwald sterben für Palmöl jeden Tag
Tagtäglich steigt die Fläche Regenwald, die für den Anbau von Palmöl weichen muss, um 4.600 Fussballfelder. Dadurch gehen wertvolle Habitate unwiederbringlich verloren und es entstehen soziale Konflikte. Die Wälder werden auch nicht nur einfach abgeholzt. Viele machen es sich bei der Zerstörung von Regenwald für Palmölplantagen noch einfacher, indem sie ihn niederbrennen. Mit immensen Umwelt- und Klimafolgen. Besonders betroffen ist von der Abholzung der Orang Utan. Er gilt deswegen als stark bedrohte Art. Mehr dazu lesen Sie in dem Artikel «Palmöl in Schoki und Co: Wie unser Konsum den Orang Utan gefährdet».
Bild: 1 von 8
Im Vergleich der beiden beliebten Schweizer Schoggistängeli «Minor» und «Frey Branche» haben die «Minor»-Stängeli ganz klar die Nase vorn: Während die «Minor»-Stängeli palmölfrei hergestellt werden, enthalten die Stängeli von «Frey» leider Palmöl. Fotocollage: © Redaktion nachhaltigleben.ch
Produkte aus Palmöl: Wo es oft enthalten ist
Produkte aus Palmöl gibt es viele. Meist sind dies, neben einfacher Pflanzenmargarine, die klassischen Fertiggerichte – wie Suppe aus dem Päckli oder Tiefkühlpizza. Aber auch viele Fertigbackwaren, vom Kuchen bis zum Brot, Süssigkeiten, Konserven oder Eiscreme enthalten oft Palmöl.
In Kosmetikartikeln findet sich ebenso häufig Palmöl. Dies kann die Bodylotion genauso sein wie die Flüssigseife, das Duschgel oder Shampoo. Weiterhin gibt es im Putzschrank Produkte mit Palmöl. Und gerade in der kalten Jahreszeit zünden wir uns häufig Kerzen aus Palmöl an, zumindest wenn sie aus oder mit Stearin sind.
Bio-Palmöl soll bei Produkten mit Palmöl noch die bessere Wahl sein. Denn für Bio-Palmöl darf es auch in der Vergangenheit nicht zur Zerstörung des Regenwaldes gekommen sein. Produkte mit Palmöl aus Biobetrieben gibt es unter den Labels von Demeter oder Migros Bio. Zudem gibt es Produkte mit Palmöl aus nachhaltiger Herstellung. Doch Naturschutzorganisationen bemängeln, dass es bei der Produktion trotzdem oft zur Zerstörung von Regenwald kommt, da die Schlupflöcher bei den Kriterien einfach zu gross wären.
Produkte garantiert ohne Palmöl
Vergleichbare Produkte ohne Palmöl zu finden ist gar nicht so leicht. Denn allzu selten steht Palmöl überhaupt auf der Liste der Inhaltsstoffe. Steht Palm, Palmate oder Palmitate auf einer Verpackung, kann der Verbraucher noch leicht erkennen, worum es sich handelt. Doch Palmöl kommt als Produktinhalt in vielerlei Formen daher.
Wer auf Palmöl verzichten will, kauft am besten Produkte auf denen das verwendete Fett oder Öl ganz klar gekennzeichnet ist. Diese Produkte deklarieren eindeutig den Inhalt, etwa von Sonnenblumen-, Raps- oder Olivenöl. Schwieriger wird es bei Bezeichnungen wie Cetearyl, Cetyl, Lauryl, Laurate, Stearyl oder Stearate. Sie können selbst in der Naturkosmetik vorkommen. Wer also Produkte ohne Palmöl kaufen und verwenden möchte, sollte auf diese Inhaltsstoffe verzichten, die übrigens auch in Wortkombinationen wie «Glyceryl Stearate» vorkommen können.
Warum noch keine Deklarierung für Produkte aus Palmöl?
Noch 2010 wurde eine Motion im Schweizer Nationalrat abgelehnt, die forderte, dass Palmöl sich nicht mehr hinter der Bezeichnung pflanzliches Öl oder Fett verbergen dürfe. Anfang 2013 sah dies schon anders aus und der Schweizer Nationalrat wollte aufgrund einer neuerlichen Motion im selben Jahr die Deklarationspflicht, und damit die genaue Kennzeichnung von Produkten mit Palmöl.
Die EU hat bereits 2011 beschlossen, dass alle Produkte mit Palmöl dieses auch ganz klar benennen müssen. Die Übergangsfrist in der EU beträgt drei Jahre und muss ab 2014 umgesetzt werden. In der Schweiz wurde die Deklaration nun endlich auch beschlossen. Mehr dazu hier: «Deklarationspflicht für Palmöl ab 2016».
Quellen: Parlament.ch, SRF.ch, Greenpeace, Rettetorangutans.de
Text: Jürgen Rösemeier-Buhmann