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Palmöl in Schoggi und Co: Wie unser Konsum den Orang-Utan bedroht

Regenwälder brennen und der Orang-Utan verliert seinen natürlichen Lebensraum. Die UN geht sogar davon aus, dass unsere nahen Verwandten (unsere DNA ist zu etwa 97% identisch) bald nicht mehr ausserhalb von Schutzgebieten zu finden sind. Der Grund: Wachsende Nachfrage nach billigem Palmöl, dessen Anbaufläche heute alleine auf Borneo grösser ist wie die Schweiz.

Ein Orang-Utan springt im Regenwald von Baum zu Baum.
Der Menschenaffe wird wegen dem steigenden Palmöl-Bedarf aus seinem Lebensraum gedrängt. © Rita Enes / iStock / Getty Images Plus

Regenwälder werden abgebrannt und gerodet; und der Orang-Utan verliert seinen natürlichen Lebensraum. Die UN geht sogar davon aus, dass unsere nahen Verwandten bald nicht mehr ausserhalb von Schutzgebieten zu finden sind. Der Grund: Wachsende Nachfrage nach billigem Palmöl, dessen Anbaufläche heute alleine auf Borneo mehr als doppelt so gross ist wie die Schweiz.

Palmöl findet sich in einer Fülle von Produkten

Palmöl ist heute in vielen Konsumgütern enthalten – genauer: in jedem zweiten Produkt in den Regalen des Detailhandels ist Palmöl enthalten. Das beliebte Pflanzenöl landet unter anderem in Kosmetika, Biokraftstoffen oder Lebensmitteln. Aufgrund seines hohen Anteils an nicht gerade gesunden gesättigten Fettsäuren ist es hoch erhitzbar, was es zu einem gern verwendeten Brat- und Frittierfett macht. Palmöl ist zudem bei einer Temperatur von 23 Grad noch fest und gleichzeitig geschmeidig. Ideal also, um etwa Pflanzenfettaufstriche oder Schokolade beigemischt zu werden.

Einer der Vorteile von Palmöl für die Lebensmittelindustrie ist der günstige Preis: Die Tonne Palmöl kostet etwa 458 Schweizer Franken weniger als eine Tonne Rapsöl – also mit 935 Franken etwa halb so viel.

So werden derzeit Jahr für Jahr alleine in Europa etwa vier Millionen Tonnen Palmöl verarbeitet, mehr als 50 Millionen Tonnen sind es weltweit. Davon entfallen jeweils rund zwei Millionen Tonnen auf die Lebensmittelbranche und die Industrie. Tendenz: steigend. Und dies ist eine massive Bedrohung für den Regenwald Asiens und unseren nahen Verwandten, den Orang-Utan. 

Palmöl contra Tierschutz

Indonesien produziert zusammen mit Malaysia 85 % des verarbeiteten Palmöls. Seit langem laufen Umwelt- und Tierschutzorganisationen dort Sturm gegen den Anbau und die stetige Vergrösserung der Anbauflächen. Laut dem WWF hat sich die Fläche für Ölpalmen in Indonesien seit 1990 verzehnfacht. Weltweit bedecken Palmölplantagen inzwischen zwölf Millionen Hektar, die dreifache Fläche der Schweiz.

Fast schon ein Symbol im Kampf gegen Regenwald-Rodungen für Palmöl-Plantagen ist der Orang-Utan. Der Lebensraum der Orang-Utans – wie auch vieler anderer Tierarten – wird durch massive Waldrodungen immer kleiner, wie Umweltschützer:innen bemängeln. Die Populationen des Borneo-Orang-Utans sind in den letzten 60 Jahren um mehr als 50 % zurückgegangen, und der Lebensraum der Art hat sich in den letzten 20 Jahren um mindestens 55 % verkleinert.

Sind die Orang-Utans nicht bei den sehr üblichen Brandrodungen gestorben, dann leben oft einzelne Populationen wie auf einer Regenwald-Insel, ohne Kontakt zu ihren Artgenossen zu haben. Die Gruppen sind dann meist zu klein, um die Population zu sichern oder sie verarmen genetisch.

Immer wieder gibt es Berichte über Misshandlungen oder den Abschuss von Orang-Utans durch Waldrodungsmitarbeitende. Dies geschehe auch, wenn sich Orang-Utans auf ihrer Nahrungssuche auf die Plantagen verirren. Verletzte Tiere oder verwaiste Orang-Utan-Babys landen dann mit viel Glück in einer der wenigen Auffangstationen.

Wird der geplante Ausbau der Palmöl-Plantagen in der bisher rasenden Geschwindigkeit weiter betrieben, könnten die Orang-Utan-Populationen bis 2025 um weitere 22 Prozent sinken, schätzen Wissenschaftler:innen.

Nachhaltig produziertes Bio-Palmöl

Seit 2004 gibt es den Roundtable on Sustainable Palm Oil (RSPO), eine Organisation, die sich für nachhaltig produziertes Palmöl einsetzt. RSPO, in der zahlreiche Produzenten, Händler:innen und Detailhändler:innen Mitglied sind, hat Regeln festgelegt, unter denen Palmöl sozial und umweltverträglich produziert werden soll.

Kritiker:innen bemängeln jedoch, dass die Vorgaben nicht weitreichend genug sind. So wurde etwa berichtet, dass die aktuellen RSPO-Kriterien nachträglich abgeschwächt wurden, was eine fortgesetzte Abholzung von Wäldern ermöglicht. Zwar sind gewisse Schutzmassnahmen dafür vorgesehen, doch nach wie vor darf Moorland trockengelegt werden. Zudem ist es weiterhin erlaubt, Regenwald zu roden, wenn dieser nicht als «besonders erhaltenswerte Fläche» eingestuft wurde.

Laut Greenpeace wird darüber hinaus illegal viel Regenwald für Plantagen gerodet, selbst in als schützenswert eingestuften Gebieten. Zudem gibt es zahlreiche Schlupflöcher, die es ermöglichen, auch umweltschädlich produziertes Palmöl als «nachhaltig» zu deklarieren.

Mit diesen 8 Tipps kannst du Palmöl vermeiden

Auf Palmöl zu verzichten, ist nicht immer einfach – es steckt in zahlreichen Lebensmitteln, Kosmetika und Reinigungsmitteln. Doch mit ein paar bewussten Entscheidungen kannst du den Konsum reduzieren:

Bevorzuge frische Zutaten

Koche so oft wie möglich selbst und setze auf frische, unverarbeitete Lebensmittel. In vielen Fertigprodukten steckt Palmöl – besonders in Keksen, Margarine, Fertigpizza oder Brotaufstrichen.

Palmölfreie Kosmetik wählen

Viele herkömmliche Shampoos, Seifen und Cremes enthalten Palmöl-Derivate. Greife auf zertifizierte Naturkosmetik oder Produkte mit der Kennzeichnung «palmölfrei» zurück.

Auf die Zutatenliste achten

In der Schweiz muss Palmöl in Lebensmitteln klar deklariert werden. Achte darauf, dass statt «pflanzliche Öle» genau angegeben ist, um welche Öle es sich handelt. Mehr Tipps dazu.

Regionale Alternativen nutzen

Wähle Produkte mit heimischen Ölen wie Raps- oder Sonnenblumenöl. Sie haben oft eine bessere Umweltbilanz als importiertes Palmöl.

Bio-Produkte bevorzugen

Palmöl aus biologischem Anbau kommt ohne synthetische Pestizide aus und ist umweltschonender. Allerdings ist auch hier die Produktion nicht immer optimal.

Weniger tierische Produkte konsumieren

Palmöl steckt nicht nur in Lebensmitteln, sondern auch in Futtermitteln für die Massentierhaltung. Weniger Fleisch und Milchprodukte oder der Umstieg auf Bio-Fleisch kann indirekt Palmölverbrauch senken.

Unternehmen mit klaren Nachhaltigkeitszielen unterstützen

Kaufe bei Marken, die auf transparente Lieferketten setzen und sich für eine nachhaltige Produktion engagieren.

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