Diese Helden räumen freiwillig unsere Strassen auf

Die «Trash Heroes» befreien freiwillig Parks, Wälder und Strassen von unserem Abfall. Rahel Schaub von «Trash Hero Switzerland» sagt, warum die Organisation nebst der Schweiz auch in asiatischen Ländern viel tut, wie Passanten reagieren, und was sie schon Ekliges auflesen musste.

«Trash Heroes»: Diese Helden räumen freiwillig unsere Strassen auf
Die «Trash Heroes» nach einer Sammelaktion in Bern. © Facebook Trash Hero Switzerland

Frau Schaub, Sie sammlen gemeinsam mit den «Trash Heroes» regelmässig Abfall von den Strassen. Was ist das Ekligste, das Sie je aufgelesen haben?

Rahel Schaub: Das war bei einer Aufräumaktion in Scuol. Dort gibt es Rastplätze entlang der Hauptstrasse, wo wir in Massen WC-Abfälle in den Gebüschen vorgefunden haben.

«Trash Heroes»: Diese Helden räumen freiwillig unsere Strassen auf

Rahel Schaub, Verantwortliche Trash Hero Switzerland. © zVg Rahel Schaub

Werfen die Teams Flaschen, Dosen und Zigarettenstummel in den selben Sack?

Jeder von uns hat seinen eigenen Abfallsack. Erst am Schluss werfen wir alles auf einen grossen Haufen und sortieren die Abfälle. Am häufigsten finden wir PET-Flaschen und Alu-Dosen. 

Und dann wird alles zur Entsorgungsstelle geschleppt?

Nein, sobald wir fertig sind, informieren wir die für das Gebiet zuständige Abfallentsorgung. Diese holt dann den Abfall ab und entsorgt ihn. Natürlich haben wir schon vorher Kontakt mit den Zuständigen der Entsorgungsstelle. Die Meisten stellen uns auch Greifzangen und Handschuhe zur Verfügung.

Wie sind die «Trash Heroes» eigentlich entstanden?

Die erste Aufräumaktion fand auf einer Insel in Thailand statt, wo eine Gruppe Einheimischer und Touristen gemeinsam den Strand vom Abfall befreite.

Verleidet es nicht, immer wieder von neuem Abfall aufzulesen?

Natürlich hat man manchmal einen Hänger und muss sich aufraffen. Aber sobald man dabei ist macht es unglaublich Spass, da immer super Leute dabei sind. Und wenn man die getane Arbeit sieht, motiviert das zum Weitermachen.

«Trash Hero World» hat zusammen mit Schnarwiler eine Beauty-Pflegeserie mit nachfüllbaren Glas-Spendern entwickelt. Dies soll den Plastikmüll zu Hause und vor allem in Hotels reduzieren.

Wie wissen die «Trash Heroes», wo genau es Abfall zu sammeln gibt?

Es gibt ein Kernteam pro Region, das sich im Gebiet gut auskennt und neue Orte zum Säubern aussucht. Zurzeit gibt es Teams in Zürich, Winterthur, Bern und St. Gallen. Unser Ziel ist es, mindestens einmal pro Woche aufzuräumen. Sobald eine neue Aktion feststeht, publizieren wir sie auf Facebook. Jeder kann mithelfen.

Was sagen die Leute, wenn sie die Teams mit Abfallsäcken und Greifzangen auf der Strasse antreffen?

Viele fragen, ob wir Strafarbeit erledigen oder ob wir dafür bezahlt werden. Sobald sie erfahren, dass wir es freiwillig machen, bedanken sie sich für unseren Beitrag. Manche sagen dann auch mal so etwas wie «da hinten hat es noch was» oder «war schon lange nötig».

Abfall sammeln ist schön und gut, aber was tut die Organisation in der Schweiz, damit das Müllproblem gar nicht erst entsteht?

Wenn uns Menschen auf der Strasse sehen, hat das meist schon einen positiven Einfluss auf ihr eigenes Verhalten. Ein grosses Problem sind beispielsweise Zigarettenstummel. Die Firma «Pocketbox» hat uns Taschenaschenbecher gesponsert, die wir an Raucher unterwegs verteilen. Wir beraten auch Firmen, wie sie ihren Plastikabfall reduzieren können.

Wenn es schon in der Schweiz viel zu tun gibt, wie schlimm ist es dann im Ausland?

Wir sind derzeit in 9 Ländern aktiv, viele davon in Südostasien. Dort ist es vor allem wichtig, die Menschen aufzuklären und für das Thema zu sensibilisieren. Dies tun wir in erster Linie an Schulen und natürlich an unseren Cleanups. Die Aufräumaktionen regelmässig durchzuführen ist wichtig, um am Ball zu bleiben.   

«Trash Heroes»: Diese Helden räumen freiwillig unsere Strassen auf

Einheimische sammeln Abfall in Südostasien. © zVg Trash Hero World

Wie werden die Projekte finanziert?

Wir werden durch Spenden von Privatpersonen oder Stiftungen finanziert. Mit den Spenden unterstützt Trash Hero World dann verschiedene Projekte, zum Beispiel unser Flaschenprojekt, bei dem man seine einmal gekaufte Edelstahlflasche an allen Verkaufsstellen kostenlos mit Trinkwasser befüllen kann und dadurch keine PET-Flaschen mehr verwenden muss. Oft gibt es auch Sachspenden wie Abfallsäcke oder ein feines Mittagessen nach einer Aufräumaktion. Die Helfer arbeiten aber alle auf freiwilliger Basis.

Wie können Interessierte zu freiwilligen Helfern werden?

An ein Cleanup kann jeder kommen, der Lust hat. Wer uns noch mehr unterstützen will und zum Beispiel selbst Cleanups in seiner Region organisieren möchte oder in der Administration helfen, kann uns einfach anschreiben oder auf Facebook kontaktieren. Wir freuen uns riesig über neue Trash Heroes.

Autor: Michelle Kägi, September 2018

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