Ganz schön durstig: Unglaublicher Wasserverbrauch für JeansUngefähr 8.000 Liter Wasser werden benötigt, bis eine Jeans im Laden liegt. Diese erstaunliche Zahl setzt sich aus allen Produktionsschritten zusammen, vom Anbau der Baumwolle bis zum Finish, genannt wird das virtuelles Wasser.Der Wasserverbrauch in der konventionellen Jeansproduktion ist immens. Dabei gibt es Möglichkeiten, hierbei den sogenannten virtuellen Wasser-Verbrauch zu reduzieren. Was das genau ist und welche nachhaltigen Alternativen es gibt. Foto: © Marko Marcello / iStock / Thinkstockphotos Merken Seit 1981 senkte sich der Pro Kopf-Wasserverbauch in der Schweiz von 500 auf nur noch 316 Liter. Und die Schweizer versuchen weiter kräftig, ihren Verbrauch immer weiter zu reduzieren. An den Kleiderkauf denken die meisten dabei wohl eher nicht. Aber wie kommt es überhaupt, dass eine einzige Jeans noch vor dem Kauf einen Wasserverbrauch von 8.000 Litern verursachen kann? Aus was die 8.000 Liter virtuelles Wasser bestehen Jeans bestehen zum grössten Teil aus Baumwolle, die jedoch oft in sehr trockenen Ländern angebaut wird. Wie eine Reportage des deutschen Fernsehsenders WDR zeigt, werden etwa in einem der grössten Produktionsländer Usbekistan für den Baumwollanbau ganze Flüsse umgeleitet. In der wüstenähnlichen Landschaft werden so weit über 10.000 Liter Wasser benötigt, um ein Kilo Baumwolle zu produzieren. Getoppt wird Usbekistan dabei nur durch einige Teile Indiens, in denen sogar 22.000 Liter für die Herstellung von einem Kilo Baumwolle nötig sein sollen. Für eben diese Baumwollproduktion werden zusätzlich Massen von Düngemitteln und Pestiziden benötigt, um auf den meist kargen Böden überhaupt zu gedeihen und um vor Fressfeinden geschützt zu werden. Auch deren Produktion verbraucht eine erhebliche Menge an virtuellem Wasser. KUYICHI ist einer der nachhaltigsten Jeansmode-Hersteller. Foto: © KUYICHI Danach geht es weiter in Fabriken, in denen die Jeans hergestellt werden. Hier kommt der hohe Wasserverbrauch für Jeans durch verschiedene Veredelungsprozesse zustande. Mittels Einsatz duzender, hoch giftiger Chemikalien wird dort derJeans unter anderem der beliebte Used-Look verpasst. Denn schliesslich soll eine Jeans ja nicht wie frisch von der Stange aussehen. Diese Chemikalien müssen nach der Veredelung sorgsam und unter Einsatz einer enormen Menge virtuellen Wassers ausgewaschen werden. Das ist dann auch noch eine Katastrophe für die Umwelt, wie Greenpeace berichtet. Es gelangen so in den Produktionsländern Millionen Liter Wasser ungereinigt als Abwasser in die Flüsse. Alles Arbeitsschritte, die den virtuellen Wasser-Verbrauch von nur einer Jeans auf 8.000 bis über 13.000 Liter steigen lassen. Weniger virtuelles Wasser bei Öko-Jeans Bei Öko-Jeans wird keine Chemie, wie Pestizide oder Dünger, verwendet, die damit auch nicht wasserintensiv hergestellt und aus der Hose heraus gespült werden müssen. Zudem sorgt eine ökologische Bearbeitung des Baumwoll-Ackers für weniger virtuelles Wasser. Auch bei den Bearbeitungsverfahren achten Öko-Jeans-Hersteller wie hessnatur, Kuyichi oder Nudie Jeans auf Umweltfreundlichkeit und reduzieren so den Wasserverbrauch noch einmal deutlich. Sey ist einer von vielleicht einem Duzend Herstellern von Öko-Jeans. Foto: © Sey / Andreas Pohl Ein Beispiel dafür ist der Öko-Jeans-Hersteller Sey, der für «Premium Organic Jeans» steht. Sey verzichtet beim Bleichen auf das umweltschädliche Chlor und reduziert dadurch den Wasserverbrauch bei diesem Veredelungsschritt drastisch von üblichen 50 bis 60 Liter pro Jeans auf etwa drei bis vier Liter virtuelles Wasser. Zudem muss die Hose vor dem Ausliefern nicht so ausgiebig gewaschen werden, um die giftige Chemikalie zu entfernen. Auch bei dem Jeanslabel KUYICHI wird der Wasserverbrauch erheblich reduziert und jeder Schluck benötigtes Wasser sorgsam gereinigt. Andere Öko-Jeans-Hersteller senken den Verbrauch von virtuellem Wasser noch mehr, indem sie statt ausschliesslich neuer Baumwolle einen Teil Recyclingfasern für die Jeans-Produktion nutzen. Solche «Recycling-Jeans» gibt es unter anderem von angesagten Marken wie Kings of Indigo, K.O.I. oder Nudie Jeans. Alternativen zu Jeans reduzieren auch virtuellen Wasserverbrauch Die Produktion von Hanf und Leinen hat einen virtuellen Wasser-Verbrauch von 2.500 Litern pro Kilogramm Faser. Der Wasserbedarf einer lässigen Hanf- oder Leinenhose ist damit wesentlich geringer als der von Jeans. Die schottische Wissenschaftlerin Dawn Ellams hat eine Öko-Jeans-Faser entwickelt, die aus schnellwachsendem Eukalyptus hergestellt wird. Die Holzfaser Tencel reduziert den Verbrauch virtuellen Wassers immens. Und die beste Öko-Jeans ist die, welche lange getragen wird, vielleicht sogar eine zeitlang ihr Dasein im Schrank fristet und dann wieder hervor geholt werden. Zudem ist der An- und Verkauf im Second-Hand-Laden in Sachen Ökobilanz empfehlenswert. Virtueller Wasserverbrauch im Selbsttest Wer mal seinen virtuellen Wasser-Verbrauch im Alltag selbst berechnen möchte, erhält hier eine schöne, teils erstaunliche Möglichkeit: Berechnung des Wasserverbrauchs im Alltag auf Waterfootprint.org. Quellen: Wasserfussabdruck.org, Waterprint.org, Wikipedia, WDR.de, NDR.de, Sey Jeans, Netzwerkfairemode, Ecouterre.com, virtuelles-wasser.de, Text: Jürgen Rösemeier-Buhmann