Samen zum Nulltarif: Saatgut gewinnen von Blumen, Obst und Gemüse
Wenn es Draussen überall blüht, ist die beste Zeit, um einen kostenlosen Vorrat an Samen für das nächste Gartenjahr anzulegen. Bei welchen Pflanzen das geht und worauf Sie bei dem Saatgut zum Nulltarif achten sollten.
Samen gewinnen: Bei welchen Pflanzen geht es, wo eher nicht?
Im Prinzip sind alle Gartenpflanzen dazu geeignet, dass man Samen von ihnen gewinnt. Dies gilt für viele klassische Gartenpflanzen, ob einjährige Blumen oder Stauden, feines Obst oder knackiges Gemüse. Jedoch gibt es eine Einschränkung: F1-Hybride.
Diese Pflanzen- oder Samenzüchtungen sind besondere Kreuzungen. Wird aus den F1-Hybriden Saatgut gewonnen, dann werden diese in der nächsten Generation Pflanzen mit veränderten Eigenschaften. Häufig ist dies bei Tomaten, Zucchetti, Kürbis oder Gurken der Fall. Bei den meisten Pflanzen ist auf dem Etikett ein Vermerk zu finden.
Werden diese Pflanzen über Samen dennoch vermehrt, bleibt beispielsweise die Tomate klein und mickrig, ihre Früchte schmecken nicht mehr so gut wie beim Original und aus der Hybrid-Zucchetti wird in der kommenden Freiluftsaison eventuell ein komischer grüner Kürbis. Aber aus allen anderen Sorten ist die Saatgutgewinnung einfach und in der Regel erfolgreich.
Samen von Blumen gewinnen
Zunächst gilt, dass die Samen reif sein sollten. Dies ist meist dann der Fall, wenn die Blüten verwelkt sind und die Samen sichtbar werden oder sich die Samenkapseln öffnen. Einfach zu vermehrende Sorten, wie die klassische Akelei, der Fingerhut (Digitalis), das Schmuckkörbchen, auch Kosmeen oder Cosmos genannt, das Hohe Eisenkraut (Verbena bonarensis), Sonnenblumen oder der schöne Sonnenhut (Echinacea purpurea) samen nach dem Verblühen direkt vor Ort aus. Wer dies vermeiden will, weil er die Pflanzen an anderen Stellen im Beet oder für Töpfe haben möchte, sammelt die Samen ab, bevor sie sich überall verteilen. Tipp: An einem sonnigen Tag sammeln, wenn die Samenstände ganz trocken sind. Ansonsten die Samen an einem geschützten Ort noch einige Tage trocken lassen.
Die Samen kann man dann direkt nach dem Sammeln an der gewünschten Stelle wieder ausbringen, wie etwa sehr gut bei Akelei und Fingerhut, oder man wartet bis zum nächsten Frühjahr. Tipp: In Anzuchttöpfen auf der Fensterbank können Sie die Samen schon vor dem Frühling zum Vorziehen ausbringen, damit sie im Frühling, wenn Sie diese nach Draussen pflanzen, einen Vorsprung im Wachstum haben.
Saatgut von Obst und Gemüse gewinnen
Wie aus Blumen, kann der Hobbygärtner auch aus vielen Gemüsesorten Samen gewinnen. Hier sind ebenfalls die oben beschriebenen F1-Hybride die Ausnahme. Die Samen gewinnen geht bestens aus der Lieblingstomate oder dem Kürbis, aus Gurken, Erbsen, Bohnen und vielen weiteren Sorten. Selbst aus Salat oder Ruccola kann Saatgut gewonnen werden. Hierzu einfach ein paar besonders schöne und kräftige Pflanzen auswählen, diese im Topf oder dem Beet blühen lassen und anschliessend die Samen ernten. Bei Gemüse mit Fruchtfleisch wie Tomate oder Gurke muss der Samen komplett vom Fruchtfleisch getrennt werden. Tipp: In einem Sieb ausspülen und trocknen lassen.
Theoretisch können von allen Obstsorten Samen gewonnen werden. Doch Kirschen, Pflaumen, Äpfel und viele andere Arten sind meist veredelt und bringen wie F1-Hybride ein anderes Ergebnis hervor als die ursprüngliche Pflanze.
Auch aus Erdbeeren und der im Handel sehr teuren Andenbeere, ebenso wie aus Kapstachelbeere, Physalis oder Inkapflaume, können Samen gewonnen werden. Die Samen müssen, wie bei den Gemüsesamen, vom Fruchtfleisch getrennt werden.
Saatgut richtig aufbewahren
Das Saatgut sollte zur Aufbewahrung absolut trocken sein. Auch sollte es gänzlich trocken, aber nicht luftdicht und am besten kühl und dunkel gelagert werden. Ideal ist es, alte Briefumschläge zum Aufbewahren der Samen zu verwenden. Einfüllen, beschriften und bis zur nächsten Saison beispielsweise in einem alten Karton die Samen aufbewahren. Im Handel gibt es aber auch fertige Tüten, um die Samen darin zu lagern.
Tauschbörsen für Samen-Sammler
Samen zu sammeln und für den eigenen Garten zu nutzen, liegt wieder im Trend. Mittlerweile gibt es sogar Tauschbörsen in denen Hobbygärtner ihre Blumensamen zum Tausch anbieten. Im Frühjahr finden zudem regelmässig Veranstaltungen statt, bei denen Saatgut getauscht werden kann.
Text: Jürgen Rösemeier-Buhmann