Digitalisierung im Tourismus: Nachhaltig reisen durch moderne Technologie

Schöne neue Welt: Die Digitalisierung hat den Alltag in den meisten Lebensbereichen nachhaltig verändert. Auch Reisen ist durch die digitalen Möglichkeiten unserer Zeit zu einem völlig neuen Erlebnis geworden. So kann die Digitalisierung den Tourismus nachhaltiger gestalten und gleichzeitig neue Welten eröffnen.

Digitalisierung im Tourismus
Digitalisierung im Tourismus © xresch @ (CCO-Lizenz) / pixabay.com

So digital ist der Tourismus in der Schweiz

Sowohl beruflich als auch privat sind die Veränderungen spürbar, die unsere immer stärker digitalisierte Welt mit sich bringt. Moderne Technologien etablieren sich in allen Branchen und machen auch in Sachen Nachhaltigkeit vieles möglich. Der Tourismus gehört zu den Branchen, die sich in den vergangenen Jahren stark verändert haben. Beratung und Reiseplanung sind ebenso in den digitalen Raum abgewandert wie die Bereitstellung von Reiseunterlagen.

Auch in der Schweiz ist die Digitalisierung im Tourismus angekommen. Mehr als 90 Prozent der Schweizer*innen beginnen die Planung ihrer Reisen über eine Suchmaschine und gestalten auch den weiteren Buchungsprozess online. Wie eine Studie der Fachhochschule Westschweiz Valais-Wallis (HES-SO) ergab, haben allerdings erst 22 Prozent der Tourismusunternehmen eine ausreichende Strategie für das Online-Geschäft implementiert.

„Viel zu tun ist beim Management von digitalen Daten und beim Sammeln von kundenbezogenen Daten“, erläutert Manu Broccard, Professor für Marketing und Tourismus an der Fachhochschule Westschweiz Valais-Wallis. „Bei der Digitalisierung der Produkte, beispielsweise einer Besichtigung, gibt es noch ein enormes Verbesserungspotenzial. Ich denke da an Virtual oder Augmented Reality für Aktivitäten in Innenräumen wie zum Beispiel Museen. Und was die Vertriebskanäle angeht, insbesondere für Buchungen, sind nicht alle Angebote digitalisiert oder via Internet zugänglich, obwohl die Mehrheit der Akteure der Tourismusbranche heute auf Plattformen wie Booking.com oder Airbnb vertreten ist.“

Das Potenzial ist gross, wenn es sinnvoll ausgeschöpft wird. So kann die Digitalisierung im Tourismus einen wertvollen Beitrag dazu leisten, die Branche langfristig nachhaltiger zu gestalten.

Neue Tourismuspolitik des Bundes soll nachhaltiger werden

Damit der Tourismus nachhaltiger werden und von den Möglichkeiten der Digitalisierung profitieren kann, ist eine grundlegende Weichenstellung erforderlich. Deshalb hat auch die Politik 2021 neue Leitplanken für die Weiterentwicklung einer digitaleren und nachhaltigen Tourismuspolitik festgelegt.

Im November 2021 hat der Bund der Tourismuspolitik ein ausdrückliches Nachhaltigkeitsziel hinzugefügt. Das bedeutet, dass Nachhaltigkeit zu einer festen Säule in der Tourismuspolitik des Landes und damit künftig mit stärkerer Priorität verfolgt wird. Das neu definierte Nachhaltigkeitsziel sieht vor, dass die Branche sowohl wirtschaftlich und ökonomisch als auch ökologisch nachhaltige Ziele verfolgen soll.

Damit möchte der Bund einerseits dafür sorgen, dass sich die Tourismuswirtschaft in der Schweiz sowohl ökonomisch erfolgreich als auch ökologisch verantwortlich entwickeln kann. Andererseits soll die Schweiz als Reiseland durch den neuen Schwerpunkt im internationalen Vergleich als Leader in Sachen nachhaltiger und fortschrittlicher Tourismus positioniert werden. Ziel ist es, dass die Schweiz von Reisenden auf der ganzen Welt als umweltfreundliche und gleichzeitig interessante Destination wahrgenommen wird und sich in globalen Nachhaltigkeitsrankings gut positionieren kann.

Zu den konkreten Projekten, die der Bund in diesem Zusammenhang bereits angestossen hat und künftig ausbauen möchte, gehört das Label Swisstainable, das als Nachhaltigkeitsinitiative für den Schweizer Tourismus von der nationalen Tourismusorganisation Schweiz Tourismus entwickelt wurde.

Die Digitalisierung schafft nachhaltige Möglichkeiten

Die Digitalisierung ist ein wichtiger Faktor, der den Aufbruch in eine nachhaltigere Zukunft in der Tourismusbranche begünstigt. Bereits jetzt haben sich zahlreiche Trends etabliert, die das Reisen klimaschonender und interessanter gestalten können.

CO2-Kompensation als Reisetrend

Die Kompensation des CO2-Ausstosses hat sich zu einem anhaltenden Trend in der Reisebranche entwickelt. Eine Marktforschungsstudie aus dem Jahr 2020 ergab, dass sich ein Grossteil der Reisenden bewusst ist, wie negativ sich beispielsweise Flugreisen auf die Klimaentwicklung auswirken können und dass sie ihr Reiseverhalten dahingehend verändern möchten.

Die Kompensation des eigenen ökologischen Fussabdrucks auf Reisen ist für viele Menschen wichtig geworden. Unternehmen wie Atmosfair oder Primaklima bieten die Möglichkeit, auf klimafreundliche Anbieter umzusteigen und so die eigene Reisetätigkeit nachhaltiger zu gestalten. In Zukunft wird es vor allem wichtig werden, die Möglichkeiten der CO2-Kompensation in die Customer Journey der Tourismusbranche zu integrieren, um Reisenden Wege aufzuzeigen, durch die sie ihren ökologischen Fussabdruck auf Reisen minimieren können.

Reisen mit AR- und VR-Technologie

Warum in die Ferne schweifen? Vor allem die besonderen Umstände der vergangenen Jahre haben dazu geführt, dass das Reisen neue Wege eingeschlagen hat. An die Stelle einer physischen Reise sind virtuelle Ausflüge getreten, die sich zu einem echten Trend entwickelt haben.

Heute ist es möglich, mittels moderner AR- und VR-Technologie an interessante Orte auf der ganzen Welt zu reisen, ohne das Haus verlassen zu müssen. Dadurch wird die ganze Welt greifbar und es wird möglich, spannende Schauplätze und exotische Destinationen zu entdecken, die in der realen Welt unter Umständen aus Zeit- oder Kostengründen unerreichbar geblieben sind.

„Reisen ohne Reisen“ ist das neue Stichwort, das uns an faszinierende Orte führt, einen Museumsrundgang auf dem heimischen Sofa möglich macht und Einblicke in andere Kulturen gewährt. Was aus der Not heraus geboren wurde, hat sich zu einem Trend entwickelt, der Reisen vielfältiger machen kann. Die AR- und VR-Technologie wird eine spannende neue Facette der Tourismusbranche bleiben und dabei das Klima schonen.

Digitale Möglichkeiten machen Lokaltourismus wieder interessant

Die Errungenschaften der Digitalisierung haben auch den Lokaltourismus wieder interessanter gemacht. Durch virtuelle Stadtführungen, spannende technologische Gimmicks wie Hologramme oder virtuelle Reisen durch die Zeit können regionale Reiseziele reizvoll gestaltet werden und so zu einer echten Alternative zu teuren und ökologisch problematischen Fernreisen werden.

Mobilitätskonzepte nach Sharing-Prinzip

Sowohl die An- und Abreise zur Urlaubsdestination als auch die Mobilität am Reiseziel wird zunehmend mit Sharing-Konzepten realisiert. Unter dem Stichwort „Sharing Mobility“ sind Trends für die Tourismusbranche entstanden, die den Nachhaltigkeitsgedanken konsequent fortführen.

Carsharing ersetzt vielfach den eigenen PKW oder den festen Mietwagen vor Ort. Digitale Projekte wie virtuelle Stadtpläne sowie Fahr- und Haltestellenpläne für öffentliche Verkehrsmittel, digitale Ticketservices, Park-Apps und vieles mehr machen Mobilität am Urlaubsort auch ohne eigenes Fahrzeug praktikabel und sind vor allem an städtischen Destinationen beliebt geworden.

Die konsequente Weiterentwicklung digitaler Konzepte, für eine nachhaltige Fortbewegung, werden den Trend auch in Zukunft stärken und Mobilität immer stärker an das Sharing-Prinzip koppeln.

Digitalisierung der Customer Journey

Die Customer Journey ist bereits heute weitgehend digitalisiert. Reisen werden zu mehr als 90 Prozent digital recherchiert und gebucht. Im Hinblick auf die Nachhaltigkeit sparen digitale Prozesse wertvolle Ressourcen. Die Fahrt zum Reisebüro wird ebenso obsolet wie die Bereitstellung von Prospekten, Reisekatalogen und Reiseunterlagen in Papierform. Wenn eine Beratung digital oder telefonisch erfolgen kann, sparen Reiseveranstalter Kosten und können gleichzeitig günstigere Preise an die Kunden weitergeben. Der Online-Check-In am Flughafen, am Bahnhof oder im Hotel spart Zeit und Ressourcen, Restaurantreservierungen, Städteführungen und andere Unterhaltungsprogramme am Reiseziel können digital genutzt werden und selbst für die Fortbewegung am Urlaubsort greifen Touristen immer häufiger auf nachhaltige Verkehrsmittel zurück, die durch digitale Serviceleistungen komfortabler geworden sind.

In Zukunft wird die Customer Journey noch stärker digital abgebildet werden können, um massgeschneiderte Marketingstrategien entwickeln und Reisenden ein individuelles und gleichzeitig nachhaltiges Urlaubserlebnis bieten zu können.

Klimaschonender Tourismus ist ein Thema, das uns alle angeht. Sowohl die Akteure der Tourismusbranche als auch virtuelle oder reale Weltenbummler müssen einen Beitrag dafür leisten, dass Reisen ökologisch verantwortlich erlebt werden kann. Die Digitalisierung der Tourismusbranche kann wichtige Impulse geben und neue Wege eröffnen, um nachhaltiges Reisen nicht nur möglich, sondern auch effizient und interessant zu machen.

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