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Einmaliges Urban Farming-Projekt in Basel: Verkauf sogar bei Migros

Viele Kritiker sagen, dass eine Ernährung der Städter durch Urban Farming nicht möglich sei. Die Basler Urban Farmers beweisen nun das Gegenteil und züchten Fische und Gemüse auf einem Hausdach. Schätzen schon einige Restaurants die unvergleichlich frischen Produkte, so sind sie ab sofort sogar bei der Migros vor Ort erhältlich. Ein revolutionäres Konzept.

Urban Farming ist keine Zukunftsmusik mehr
Dieser umgebaute Container ist nur eine von zahlreichen Entwicklungen der Urban Farmers mit Standort Zürich und Basel. Das revolutionäre System kann auf nur 20 oder auf über 1'000 m² Gemüse und Fisch produzieren. Mitten in der Stadt. Die Zukunft der Lebensmittelversorgung in der Stadt? Migros ist jedenfalls derzeit dabei. Foto: UrbanFarmers, ZHAW

Städte wachsen und der Bedarf an Lebensmitteln steigt. Zudem machen sich immer mehr Menschen und Unternehmen Gedanken über weitgereiste Produkte. Frische und regionale Lebensmittel sind bessere Lebensmittel. Aus vielerlei Gründen.

Sicherlich wurden die beiden Gründer des Unternehmens Urban Farmers, Roman Gaus und Andreas Graber, in der Vergangenheit oft belächelt mit Ihrem Plan, Fische und Gemüse auf leeerstehenden Flachdächern zu züchten. Sie hatten schon zu Studentenzeiten das ehrgeizige Ziel, kommerziell und damit in grossen Mengen, Lebensmittel in der Stadt zu produzieren.

So tüftelten die beiden an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Wädenswil, kurz ZHAW, so lange, bis ein einmaliges Kreislaufsystem entstand, das es auf einfache wie geniale Weise ermöglicht, effizient und nachhaltig Urban Farming zu betreiben. Einzige Voraussetzung: Ein sonniger Hinterhof, ein verwaister Parkplatz oder eines der vielen innerstädtischen Flachdächer. 

Aquaponic: Basis für effizientes Urban Farming

Das System Aquaponic ist so einfach wie genial. Es ist eine Mischung aus Aquakultur und hydroponischem Gemüseanbau. Die Anzucht der Pflanzen findet ohne Erde in Wasser statt, auch «Hors sol»-Anzucht genannt. Das hat viele Vorteile. Die grössten: Die Pflanzen benötigen bei dieser Anbaumethode lediglich 10 bis 20 Prozent des sonst benötigten Wassers, durch ein Wasserkreislaufsystem wird das nährstoffreiche Wasser der Fischtanks zu den Pflanzen geleitet, die dadurch mit rein natürlichen Nährstoffen versorgt werden. So ist keinerlei Kunstdünger nötig, Pestizide und Fungizide sind passé und die Fische benötigen keinerlei Antibiotika im natürlich gefilterten Wasser. Das Ergebnis: Auf lediglich 250 Quadratmetern Grundfläche entstehen jährlich etwa fünf Tonnen Gemüse und 850 Kilogramm Fisch.

Urban Farming: Lokal und global gedacht

Der Aufbau des Urban Farmers-Projekt in Basel,  250 m² gross. © Foto: UrbanFarmers / ZHAW (Zum Vergrössern bitte anklicken.)

Urban Farming: Lokal und global gedacht

Die Urban Farmers haben bereits mehrere, unterschiedlich grosse urbane Gartensysteme entwickelt, die den Städter, je nach Platz und Bedürfnissen, mit Lebensmitteln selbst auf kleinstem Raum versorgen können. Dies könnte in jeder Stadt der Welt eine nachhaltige Lebensmittelversorgung ermöglichen, massiv Energiekosten und Umweltbelastungen reduzieren und den Wassereinsatz wie den Verbrauch anderer natürlicher Ressourcen in der Landwirtschaft minimieren. Von dem Vorteil maximaler Frische mal ganz abgesehen.

Apropos Frische: Schon seit geraumer Zeit sind Basels führende Restaurants wie das Schmatz oder Schifferhaus von der unvergleichlichen Frische der Produkte überzeugt und regelmässige Abnehmer der Urban Farming-Produkte. Zudem läuft seit Mitte August eine Testphase, in der sogar der Detailhändler Migros in einem Geschäft die regionalen Gemüsesorten anbietet. Da heisst es für die Baseler «zugreifen», denn wohl kaum ein Salat, keine Kräuter oder Tomaten wird es irgendwo in der Stadt frischer und nachhaltiger produziert geben. Und findet das Gemüse in der Testphase Anklang bei den Kunden, wird eine längerfristige Zusammenarbeit angestrebt. Wie Telebasel berichtet, baut Migros Basel dann vielleicht sogar seine eigene urbane Farm auf dem Supermarktdach.

Derzeit sind die Urban Farmers im Gespräch mit mehreren Interessenten im In- und Ausland. Würden so viele Dächer und Brachflächen wie möglich genutzt, wer weiss, dann wäre eine Ernährung so mancher Stadt durch Urban Farming eventuell doch möglich. Das Urban Farming-System Made in Switzerland könnte jedenfalls sofort in Serie gehen.

Bei diesem Auftritt vor dem Bau der ersten Urban Farm bei Aeschbacher erklärt Roman Gaus das einfache Prinzip seiner «Urban Farm»

Quellen: Urban Farmers, Migros, Telebasel, Text: Jürgen Rösemeier-Buhmann

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