Warum Palmöl-Alternativen oft auch nicht besser sind
Palmöl hat ein schlechtes Image. Deshalb ersetzen Konzerne die Zutat immer öfter. Nachhaltiger macht dies das Produkt aber nicht zwingend. Worauf du achten kannst.
Aus dem orangenen Fruchtfleisch der Ölpalme wird das in der Lebensmittelindustrie so beliebte Palmöl hergestellt. Foto: © slpu9945 / iStock / Thinkstock
Laut WWF Schweiz enthält jedes dritte global hergestellte Lebensmittel Palmöl.
Brennende Regenwälder und Orang Utans, die ihren Lebensraum verlieren – die negativen Bilder über Palmöl haben sich tief festgesetzt. Am liebsten wäre uns deshalb, wenn die Zutat ganz aus den Produkten verschwinden würde.
Konzerne ersetzen Palmöl – und schaden der Umwelt
Die Detailhändler spüren diesen Druck und ersetzen das Palmöl in Produkten immer öfter durch andere Zutaten. Das Problem dabei: Die Alternativen sind oft mindestens genauso umweltschädlich.
So hat etwa die Migros in einem speziellen Fall auf Kundenwunsch in einer ihrer Margarinen das Palmöl mit Kokosöl ersetzt. Im Vergleich zu nachhaltig zertifiziertem Palmöl, wie es die Migros bei Lebensmitteln ausschliesslich verwendet, hat Kokosöl eine schlechtere Ökobilanz. Die Alternative ist somit nicht nachhaltiger, wie Patrick Stöpper von der Migros bestätigt. Für gewöhnlich werde Palmöl mit Raps ersetzt, so Stöpper. Konkrete Zahlen, wie viele Produkten bereits Kokosöl enthalten und ob dieser Anteil gestiegen ist, möchte die Migros jedoch nicht kommunizieren.
WWF warnt seit längerem davor, Palmöl zu ersetzen
Schon 2016 setzte der WWF im Bericht «Kein Palmöl ist auch keine Lösung!» ein Statement, dass bisher genutzte Alternativen der Umwelt noch mehr schaden würden, wenn sie Palmöl weitreichend ersetzen sollten. In der aktuellen Stellungnahme klingt das nicht anders: Mit Ölpalmen auf derselben Fläche könne viel mehr Öl produziert werden, als mit anderen Ölpflanzen, so der WWF. Für Öl aus Raps benötige man im Schnitt eine zwei- bis dreimal so grosse Fläche.
Rapsöl ist eine regionale Alternative zu Palmöl, jedoch keine effiziente. Foto: © StefanieDegner / iStock / Thinkstock
Das macht es allerdings nicht leichter für alle, die nachhaltig einkaufen möchten. Welches Produkt soll es denn nun sein?
Wie wir nachhaltig einkaufen
Palmöl wird zwar häufig unter sehr umweltschädlichen Bedingungen angebaut. Aber es gibt auch Unternehmen und Organisationen, die sich um einen nachhaltigen Anbau bemühen. Der Standard «Roundtable on Sustainable Palm Oil» – kurz: RSPO – ist hier eine Grundlage, auf der auch Bio Suisse aufbaut.
Palmöl-Monokulturen sind zwar extrem effizient, aber eine Katastrophe für die Biodiversität. Foto: © pigphoto / iStock / Thinkstock
Leider gibt es berechtigte Bedenken an der Vertrauenswürdigkeit von RSPO. Unter anderem deshalb, weil die Mitglieder sich rechtlich gesehen gar nicht negativ über das Label äussern dürfen, wie der Beobachter 2017 thematisiert hat. Es gibt viele Konzerne in der Schweiz, die sich dem RSPO verpflichtet haben. Mitglieder sind (Stand 2024) unter anderem Coop, Migros, Volg, Lindt&Sprüngli, Aeschbach Chocolatier, Weleda, RAUSCH und Nestlé.
Verzicht ist der einfachste Weg
Die nachhaltigste wie auch die gesündeste Lösung dieselbe wie fast überall: Fertigprodukte meiden und auf frisches Gemüse und Getreide umschwenken. Wer keine Zeit hat, immerzu selbst zu kochen, sollte zumindest auf zertifizierte Palmöl-Labels wie RSPO oder Bio setzen. Dasselbe gilt übrigens für Kosmetikprodukte. Besonders hier ist es nicht immer ganz einfach, das Palmöl sowie seine Ersatzprodukte in der Zutatenliste aufzuspüren. Im Zweifelsfall einfach beim Verkaufspersonal nachfragen.
Ein bisschen Hoffnung beschert uns zu guter Letzt die Forschung, die emsig an nachhaltigeren Alternativen für Palmöl tüftelt. Zwei gute Ideen findet ihr im folgenden Video:
Text: Bianca Sellnow / Olivia Sasse (2018)
Update: Irene Müller (2024)
Kommentieren / Frage stellen