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Lukas Rösch: «Tofu wird vielerorts nicht für voll genommen»

Tofu hat auch heute noch einen schweren Stand. Von gummiger Konsistenz bis zum Verursacher der Urwaldabholzung – das Produkt aus Soja kämpft mit vielen Vorurteilen. Mit diesen Vorbehalten räumt ENSOY auf. Das Schweizer Food-Start-up produziert im thurgauischen Amriswil Tofu aus Thurgauer Bio-Soja. Wir haben uns mit Mitgründer Lukas Rösch über das Image, Regionalität und die Nachhaltigkeit von Tofu unterhalten.

Tofuwürfel in einer Schale mit Sesam und Sojasauce
Für Tofu wird der Regenwald abgeholzt? Von wegen... © Polina Tankilevitch / Pexels

Was Klimawandel bedeutet, wird allerspätestens dieses Jahr allen bewusst. Hitze und Trockenheit begleiten uns schon über den ganzen Sommer hinweg. Mitschuld tragen auch unsere Essensgewohnheiten: Wir essen zu viel Fleisch. Dagegen möchte ENSOY etwas unternehmen. Das Food-Start-up produziert Tofu aus Schweizer Bio-Soja. Lukas Rösch, Mitgründer von ENSOY, erzählt uns im Interview, wie Tofu in der Schweiz ein neues Image erhält.

Nachhaltigkeit ist für ENSOY ein wichtiger Faktor. Was tut ihr, um diese zu gewährleisten?

Tofu ist ein natürliches Produkt: Es besteht aus Soja, Wasser und Nigari (Bittersalz). Für die Verarbeitung zu Tofu kann die Ressource Soja sehr effizient genutzt werden. Heutzutage wird zwar viel Soja angebaut, dieses wird aber in den meisten Fällen Vieh verfüttert. Die Haltung von Vieh und die Abholzung des Regenwaldes wiederum haben einen grossen Einfluss auf unser Klima. Für ein Kilogramm Fleisch werden schätzungsweise 11 Kilogramm Soja verfüttert. Im Vergleich dazu sind für 1 Kilo Tofu lediglich etwa 500 Gramm Soja erforderlich.

Uns bei ENSOY liegt es am Herzen, die Vorteile von Tofu aufzuzeigen. Wir beziehen unser Soja nur von Thurgauer Bio-Bauernhöfen. So kann neben teils bedenklichen Dünge- und Pflanzenschutzmitteln eine Menge CO2 eingespart werden.

Im Gespräch: Lukas Rösch

Lukas Rösch
Lukas Rösch © zVg

Lukas Rösch (27) ist Mitgründer von ENSOY. Nach seinem Studium in BWL beschloss er, sich mit einer ehemaligen Schulkollegin selbständig zu machen. Mit ENSOY haben sie ein gemeinsames Ziel: Tofu endlich auch in der Schweiz salonfähig zu machen.

War es schwierig, im Kanton Thurgau Landwirte zu finden, die Soja produzieren?

Als wir mit ENSOY begannen, haben wir Soja aus der ganzen Schweiz zur Verarbeitung unseres Tofus verwendet. Uns war es von Anfang an wichtig, die Region ins Boot zu holen. Aus diesem Grund haben wir uns entschieden, Thurgauer Bio-Soja zu verwenden. Bei Soja denken alle gleich an Brasilien. Die Tatsache, dass wir unseren Soja seit Anfang Jahr aus dem Thurgau beziehen, sorgt für Überraschungen – und Begeisterung. Die regionale Wertschöpfung ist uns wichtig.

Soja wurde im Thurgau schon vor ENSOY angebaut. Daher war es nicht schwierig, erste Lieferanten zu finden. Um unseren Soja-Bedarf langfristig sichern zu können, haben wir in Zusammenarbeit mit Bund und Kanton ein Projekt gestartet, um noch mehr Landwirtinnen und Landwirte für den Anbau von Soja zu begeistern.

Woher kam die Überlegung, auf ein so kleines Bezugsgebiet wie den Kanton Thurgau zurückzugreifen?

Als Thurgauer fühlen wir uns mit dem Kanton sehr verbunden. Uns ist wichtig, die Wertschöpfung in der Region zu fördern und die Transportwege so kurz wie möglich zu halten. In ländlichen Gebieten tut man sich teilweile noch schwer mit veganen Essgewohnheiten. Wir sehen uns hier als Brückenschlager. Die Nachfrage nach veganen Lebensmitteln wird in Zukunft weiter steigen. Wir möchten diese mit den hiesigen Landwirten als Chance nutzen und ihnen das Potenzial aufzeigen.

Unser Tofu kann derzeit in rund 80 Verkaufsstellen und Restaurants erworben und gekostet werden. Diese liegen mehrheitlich im Raum Thurgau, St. Gallen und Zürich.

Gerade Menschen, die auf ihr Essverhalten achten, ist Regionalität sehr wichtig. Diesen Menschen möchten wir es ermöglichen, auch beim Tofu auf ein in der Nähe produziertes Produkt greifen zu können.

Tofu wird immer wieder als Fleischersatz bezeichnet. ENSOY wehrt sich gegen diesen Ausdruck. Aus welchem Grund?

Alternative klingt aus unserer Sicht nicht richtig. Wer will schon die Alternative eines anderen Produktes sein? Tofu soll für alle Menschen sein – ganz egal ob Veganerin oder Omnivor. Tofu kann so vielseitig eingesetzt werden und nicht nur als Burger oder Würstchen auf unserem Teller landen.

Tofu wird vielerorts nicht für voll genommen und gilt als einfaches Ersatzprodukt. Für uns ist klar: Tofu ist Tofu, also ein eigenständiges Lebensmittel mit viel Eiweiss und Kalzium. Unsere Aufgabe ist es, das klar gegen aussen zu kommunizieren.

Was muss sich eurer Meinung nach ändern, damit der schlechte Ruf von Tofu verschwindet?

Obwohl Tofu in einigen Teilen der Welt schon seit Jahrtausenden existiert, halten sich die Vorurteile in der Schweiz hartnäckig. Kein Geschmack, gummiartige Konsistenz, Soja aus Übersee und so weiter. Wir sehen es als Herausforderung, dieses Image aufzupolieren.

Wir bieten unseren Tofu an Märkten und Messen zum Degustieren an und konnten so schon viele Menschen vom Gegenteil überzeugen. Von Tofu reden allein reicht nicht. Tofu musst du probieren.

ENSOY gibt es nun seit einem Jahr. Wie sieht eure Bilanz aus und wie soll es weitergehen?

Wir sind sehr zufrieden mit dem, was wir bisher erreicht haben. Wir konnten die die Produktion innert eines Jahres versechsfachen.

Mit Blick in die Zukunft wünschen wir uns natürlich, das Wachstum weiter voranzutreiben. Unser Zielmarkt ist die Schweiz. Noch wichtiger ist uns jedoch, an unseren Vorstellungen festzuhalten. Wir möchten Soja auch künftig möglichst lokal beziehen und noch mehr Menschen von erstklassigem Tofu überzeugen.

ENSOY

ENSOY ist ein Schweizer Food-Start-up, das sich auf die Produktion von Bio-Tofu spezialisiert hat. Für die Herstellung wird nur Bio-Soja aus dem Kanton Thurgau, der Heimat von ENSOY, verwendet. So kann ein wichtiger Beitrag für eine nachhaltige und lokale Ernährung geleistet werden.

Weitere Informationen und die Produkte von ENSOY: www.ensoy.ch

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